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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Lodrik aufbegehrend.
    »Möglich«, nickte sie sachte. »Dafür wird sich bald ganz Ulldart über die Dunkle Zeit freuen dürfen. Die Saat deiner Lenden im Verein mit Ischozars Manipulationen wird Tzulan in nicht allzu ferner Zukunft zurückbringen. Sicher, du brachtest auch Gutes. Aber deine zahllosen Neuerungen und Veränderungen, die dir die Liebe deines Volkes sicherten, werden schon bald vergehen und vergessen sein.« Das spitze Ende der Sichel fuhr mitten durch seinen in den Boden geschriebenen Namen. »Ohne dich, Lodrik Bardri¢, wäre das alles niemals geschehen, auch wenn das Übel nicht während deiner Regentschaft an die wahre Macht gelangte. Nun kommt es umso leidenschaftlicher, inbrünstiger zum Zug.«
    Der Mann ließ das Schwert fallen, schlug sich die Hände vors Gesicht und kämpfte gegen die immensen Gefühlsregungen an.
    Wut und Hass auf die, die ihn benutzt hatten. Die eigene Schuld, so überheblich und vermessen gewesen zu sein zu glauben, dass er das Böse im Zaum halten könnte. Scham über alle Taten, die er unter dem Einfluss seiner falschen Freunde begangen hatte, obwohl er sie hätte durchschauen müssen. Gram über die Toten, deren Schicksal er zu verantworten hatte und haben würde.
    Norina und Waljakov, Stoiko und Meister Hetrál, die mehr Weitblick besaßen als ich, was habe ich ihnen in meiner Blindheit nur angetan? Seine Gefühle entluden sich in einem Weinkrampf. »Wie kann ich dafür Buße tun?«, schluchzte er.
    »Bemitleidenswert«, sagte die Alte beim Anblick des am Boden zerstörten Herrschers. »Vollständige Sühne wird kaum erreichbar sein. Da du mir schon einmal entkommen bist, solltest du die Gelegenheit nutzen«, erteilte sie ihm einen Rat. »Es gibt nach wie vor Menschen, die denjenigen trotzen, die den Gebrannten unterstützen. Vermutlich würde es helfen, all die mit Stumpf und Stiel auszurotten, die Tzulan selbst nach Ulldart schickte. Und mit ihnen auch diejenigen, die zu seinen willigen Gehilfen wurden. Ohne die Menschenopfer und die Verschlimmerung der Lage auf dem Kontinent ist es dem Übel nicht möglich, seine finstersten Pläne in die Tat umzusetzen. Noch kann Tzulan nicht geradewegs in die Geschicke eingreifen. Andere müssen in seinem Namen schreckliche Taten vollbringen.«
    »Ich kann der Dunklen Zeit Einhalt gebieten?«, horchte Lodrik auf. »Aber wie? Govan hat mir meine Magie beinahe vollständig genommen. Er ist so stark, dass ihn nichts aufzuhalten vermag.«
    Die Frau lachte. »Ob man die Dunkle Zeit aufhalten kann, wirst du erst sehen, wenn du es versuchst. Es steht dir natürlich frei, dich in dein Schwert zu werfen.« Sie stand auf. »Wenn du alles überdacht hast und du dich nicht für den Tod entscheiden solltest, nutze den Umstand, dass du vom Jenseits gezeichnet bist. Es eröffnet dir etwas, was dir bisher versagt blieb.«
    Sie wandte sich um und schritt lautlos in den Nebel. Mit ihr wich das Gefühl des unsäglichen Grauens.
    War es tatsächlich Vintera oder nur eine Ausgeburt meines angegriffenen Verstandes? Grüblerisch nahm er das Ährenbündel auf. Ein vom Dreschflegel verschontes Korn fiel heraus und blieb in seiner Hand.
    Doch nicht nutzlos , dachte er. Aus einem einzigen Korn gedeiht wieder eine ganze Garbe. Er umschloss es. Ich ziehe von heute an im Verborgenen umher und lasse durch meine Worte eine Garbe von Menschen entstehen, die sich wehren und Tzulan die Stirn bieten. Durch mich kam das Böse, durch mich wird es wieder von Ulldart verschwinden. Ich habe meine Untertanen nicht vor Arrulskhán bewahrt, damit ich sie meinem noch schlimmeren Sohn überlasse.
    Lodrik erinnerte sich, irgendein Schmuckstück, dass er um den Hals getragen hatte, nach seiner Flucht aus dem Steinbruch in die Tasche seiner zerlumpten Kleider gesteckt zu haben.
    Die Modrak!, fiel es ihm wieder ein. Natürlich! So verfüge ich schon über ein kleines Heer von Verbündeten, mit denen selbst Nesreca und Govan Schwierigkeiten haben werden.
    Fieberhaft wühlte er in seiner Kleidung.
    Bange Augenblicke vergingen, bis er das Amulett
    mit dem glimmenden Stein und den rätselhaften Inschriften fand, das Norina nicht hatte ausstehen können. Nach kurzem Zögern drehte er den Karfunkel in der Fassung und wartete.
    Bald rauschten lederartige Schwingen durch die Dunkelheit. In den Kronen der Bäume raschelte es bedeutungsvoll. Purpurfarbene, ochsenaugengroße Punkte glommen durch das Blätterdach, spähten umher, ehe die mageren Wesen zu Boden sprangen und sich Lodrik lauernd

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