Die Quellen Des Bösen
habt eines Eurer Ziele erreicht. Wir werden hingerichtet, denn ich glaube nicht an die Unvoreingenommenheit des Gerichtes. Aber die zweite Absicht misslang. Eine der aldoreelischen Klingen fehlt Euch in Eurer Sammlung, nicht wahr?«
»Gut, dass Ihr mich daran erinnert.« Nesreca nickte Albugast zu und hob die Hand als Aufforderung fortzufahren.
»Ich sah in jener Nacht, wie sich Tokaro Balasy in das Zelt des Großmeisters schlich. Kurz darauf rannte er aus der Unterkunft und hielt die aldoreelische Klinge in der Hand.«
Der Mann mit den silbernen Haaren breitete die Arme aus. »Ein Dieb ist eben immer ein Dieb. Nun hat er sogar einen Toten bestohlen. Oder vielleicht hat er ihn sogar umgebracht? Hatte der Seneschall selbst nicht Zweifel an meiner Theorie des Selbstmords? Ich wollte das nur am Rande erwähnt haben, wertes Gericht, um zu zeigen, welche Sitten dort herrschten.«
Der Vorsitzende des Gremiums blickte nach rechts und nach links. »Wir ziehen uns zur Beratung zurück«, verkündete er. »Aber es wird nicht lange dauern. Wartet hier.« Die Robenträger und Schreiber verschwanden in einer feierlichen Prozession aus dem Saal.
Nesreca schüttelte die Arme aus. »Das sollte es gewesen sein, Seneschall«, meinte er in die Stille. Er blickte nachdenklich. »Kommt man durch eine Hinrichtung zu Angor, oder ist das ein ebenso unrühmliches Ende für einen Ritter, wie im Bett zu sterben oder beim Ausritt vom Pferd zu fallen und sich den Hals zu brechen? Sollen wir den Rittern Schwerter geben, damit sie sich in einem letzten Zweikampf alle gegenseitig erschlagen, oder würde Euer Gott das als Betrug ansehen? Und was macht der Letzte? Ich könnte Echòmer bitten, Euch zur Hand zu gehen.«
Herodin atmete tief ein und ignorierte den ihn verhöhnenden Berater. »Albugast, was haben sie dir versprochen? Was ist dein Lohn für diesen Verrat, den dir kein Gott verzeihen wird?«
Nesreca schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Ich kenne einen, Seneschall, der ihm geradezu dankbar ist.«
Der Knappe kam herüber, beugte sich an das Ohr des Ritters. »Ihr hättet mich nicht übergehen dürfen. Mir stand die Schwertleite zu, ich hätte der Knappe des Großmeisters werden sollen. Ich war und bin der beste Fechter des Ordens.« Heiß umspielte Herodin der warme Atem des jungen Mannes, die hasserfüllten Worte drangen in seinen Verstand. »Aber Ihr habt mich zu Gunsten eines Verbrechers weggestoßen. Das konnte ich Euch nicht verzeihen.« Langsam zog er seinen Kopf zurück und sah dem Ritter in die Augen. »Nun werde ich Großmeister meines eigenen Ordens.«
»Das war dein Entgelt?«, begriff der Seneschall. »Angor wird niemals …«
Wieder näherten sich die Lippen der Ohrmuschel. »Ich gebe einen Dreck auf Angor. Ich werde einem anderen dienen, dessen Macht sichtbar ist und die täglich größer wird. Vor allem mit Euren Toten. Ich sah, wie ein Mann in einer schwarzen Rüstung mit dem Großmeister kämpfte. Und ich unternahm nichts. Weil er sterben sollte. Weil ich wollte, dass er starb.«
Herodins Angriff erfolgte dermaßen unvermittelt und schnell, dass die drei Soldaten um ihn herum überrumpelt wurden.
Die gefesselten Hände zuckten nach oben, die Kettenglieder trafen Albugast seitlich ins Gesicht. Der junge Mann stürzte zu Boden. Der Seneschall riss einer Wache den Dolch aus dem Gürtel, um den Verräter zu töten.
Ein dunkelvioletter Strahl schoss durch den Raum und prallte gegen die Brust des Ritters. Er wurde zurückgeschleudert, brach anschließend zusammen und rührte sich nicht mehr.
»Ich will nicht, dass meinem viel versprechenden Ritter etwas geschieht.« Govan stand an seinem Platz, eine Hand leicht in die Richtung des Seneschalls gereckt. »Und er wird seinen Tod erst nach dem Spruch der Richter finden.«
»Ich danke Euch, hoheitlicher Kabcar, dass Ihr mein Leben bewahrtet.« Albugast erhob sich angeschlagen, sein Gesicht sah merkwürdig eingedrückt aus. Taumelnd griff er sich an die Schläfe, als ein Schwall Blut aus seiner Nase schoss. Kurz darauf fiel er zusammen.
»Einen Cerêler, schnell«, wies Nesreca eine Wache an und entfernte sich etwas von dem am Boden liegenden, zuckenden Ritter. Tzulan steh ihm bei. Er ist so viel verheißend .
Diener eilten herbei und schafften den Verletzten hinaus, ein anderer wischte den verschmierten Boden des Gerichtssaals.
Nach einer halben Stunde Warterei, die der Kabcar und Nesreca schweigend erduldeten, kehrten die Rechtsprecher zurück.
»Wir entscheiden, dass
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