Die Quellen Des Bösen
der Orden der Hohen Schwerter aufgelöst und für immer verboten werden soll«, verkündete der Vorsitzende. »Alle Angehörigen der Ritterschaft werden zum Tode verurteilt, alle Knappen werden eingehend auf ihre Mitwisserschaft hin befragt. Gestehen sie, etwas gewusst und geschwiegen zu haben, aus welchen Gründen auch immer, so sollen sie auf Lebenszeit in den Kerker geworfen werden. Alle Besitztümer und Ländereien fallen an die Krone.« Der Hammer hob sich. »Erkennt der Kabcar das Urteil an?«
»Ich verkünde hiermit die Begnadigung des Zeugen Albugast. Ansonsten stimme ich dem Gericht voll und ganz zu. Jedoch soll man alle, die etwas mit dem Orden zu schaffen hatten, aufspüren und vor Gericht bringen, damit man Schuld oder Unschuld feststellen kann. Jeder noch so kleinste Mitläufer muss entdeckt werden.«
Der Hammer knallte auf das Pult und verkündete symbolisch das In-Kraft-Treten der Entscheidung.
Die Soldaten schleiften den bewusstlosen Herodin hinaus, während die Schreiber die letzten Sätze niederkritzelten, ehe sie aufsprangen, sich verneigten und gingen. Auch die Richter verließen den Raum. Nesreca und der Kabcar waren allein.
»Wir werden Großmeister Albugast eine der Ländereien anvertrauen, die nun der Krone gehören«, überlegte Govan laut. »Ich denke da an … Kuraschka. Die Burg Angoraja benötigt einen neuen Namen.«
»Wir könnten die Strukturen der Hohen Schwerter vom Aufbau her übernehmen, die Titel ein wenig abändern und ein paar fanatische Tzulani als ersten Grundstock aufnehmen.« Der Konsultant deutete als Zeichen des Aufbruchs zur Tür. »Habt Ihr Vorstellungen, wie Euer Orden aussehen soll?«
»O ja«, sagte der Herrscher und ging zusammen mit Nesreca durch die Tür, die Treppen hinunter zur Kutsche, um zum Palast zurückzukehren. »Ich sehe die Rüstungen genau vor mir. Sie werden dunkelrot und Furcht einflößend sein. Als gemeinsames Wappen möchte ich eine stilisierte Flammensäule.« Das Gefährt setzte sich in Bewegung, während Govan über das Aussehen seiner Ritter sinnierte. »Mortva, sucht mir die besten Kämpfer aus der Leibwache, steckt sie mit TzulaniPriestern zusammen und lasst sie zu begeisterten Anhängern des Gebrannten werden. Ich will in einem halben Jahr einen militärisch mindestens ebenso effektiven Orden haben, wie es einst die Hohen Schwerter waren.« Sein Gesicht verdunkelte sich. »Aber mit einem hatte Herodin leider Recht.«
»Und das wäre?«
»Hemeròc hat kläglich versagt«, stieß Govan enttäuscht aus.
»Ihr meint, weil er die aldoreelische Klinge nicht zu Euch brachte?« Auch Nesreca wirkte wenig zufrieden. »Ich habe ihn bereits gerügt, Hoher Herr. Und auf die Suche geschickt.«
Die Kutsche hielt an, schweigend stieg der Kabcar aus, eilte die Stufen hinauf und schritt geradewegs in die Unterkunft seines Beraters. Die magischen Sicherungen hielten ihm nicht stand. Schnaufend stand er mitten in dem fast leeren Zimmer mit dem riesigen lackierten Schrank. Er riss die Flügeltüren auf. Doch noch immer hingen nur drei der sagenumwobenen Waffen dort.
Wütend wandte er sich zu dem Mann mit den silbernen Haaren um. »Anscheinend ist er noch nicht fündig geworden. Ruft ihn herbei, Mortva.«
»Es ist nicht so einfach, jemanden zu finden, wenn man nicht weiß, wo er sich ungefähr aufhält, Hoher Herr«, versuchte der Konsultant ein wenig Verständnis zu schaffen, ehe er den Namen seines Helfers aussprach.
Hemeròc erschien und kniete nieder.
»Du hast den Großmeister getötet. Gut, von mir aus«, empfing ihn Govan schlecht gelaunt. Anklagend wies er auf den Schrank. »Aber wie kann es sein, dass ein Zweiter Gott nicht in der Lage ist, einen Jungen zu finden?«
Hemeròc versuchte sich krächzend zu verteidigen. »Er muss vor mir beim …«
Doch der Herrscher hob die Hand. »Es ist mir gleich, welche Ausreden du von dir gibst. Du hast versagt.« Govan zog seine aldoreelische Klinge und rammte sie dem Wesen in den Leib. »Versagt wie Paktaï.« Hemeròc stöhnte auf.
Nesreca sah das Schlimme kommen. »Hoher Herr, tut es nicht! Wir brauchen ihn noch.«
»Ich brauche ihn nicht mehr, Mortva. Für Versager ist kein Platz um mich herum.« Ein viel bedeutender Blick traf den Berater. »Merkt Euch das gut.« Die Hand des Kabcar wollte sich auf die Schulter des Zweiten Gottes legen, der allerdings sehr wohl wusste, was ihn erwartete.
Mit einem unmenschlichen Brüllen sprang er zurück, die Schneide des Schwertes glitt aus ihm heraus.
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