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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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erschienen zwei Dateiordner, die mit animierten 3-D-Icons versehen waren, offenbar ein Extra, das das Computersystem der ZUP hinzugefügt hatte. Daneben standen die Dateinamen auf Englisch und in der Sprache der Unterirdischen. Artemis öffnete die Datei mit seinem Namen, indem er die transparente Deckschicht des Bildschirms berührte. Die Datei leuchtete orange auf und breitete sich über den ganzen Bildschirm aus. Artemis sah sich selbst, wie er im Arbeitszimmer von Fowl Manor an seinem Schreibtisch saß.
    »Hallo«, sagte der Bildschirm-Artemis. »Wie schön für dich, mich zu sehen. Zweifellos wird dies die erste intelligente Unterhaltung, die du seit langem gehabt hast.«
    Der echte Artemis lächelte. »Stimmt.«
    »Ich habe hier eine kurze Pause eingelegt«, fuhr der Bildschirm-Artemis fort, »um dir Gelegenheit zu einer Reaktion zu geben und somit diesen Austausch als Unterhaltung zu qualifizieren. Von nun an werde ich darauf jedoch verzichten, da die Zeit knapp ist. Captain Holly Short ist unten, wo Juliet sie gerade ein wenig ablenkt, aber zweifellos wird sie bald nach mir sehen. Wir werden in Kürze nach Chicago aufbrechen, um uns Mister Jon Spiro vorzuknöpfen, der mir etwas gestohlen hat. Der Preis für die Hilfe der Unterirdischen bei diesem Unterfangen ist eine Erinnerungslöschung. Sämtliche Erinnerungen an das Erdvolk werden unwiederbringlich gelöscht, es sei denn, es gelingt mir, meinem zukünftigen Ich eine Nachricht zu hinterlassen, durch die die Erinnerungen wieder wachgerufen werden. Das hier ist diese Nachricht. Die folgenden Videoaufzeichnungen enthalten spezifische Details meines Kontakts mit dem Erdvolk. Ich hoffe, diese Informationen werden deine Gehirnbahnen wieder zum Knistern bringen.«
    Artemis massierte sich die Stirn. Die geheimnisvollen, verschwommenen Bilder blitzten immer wieder auf. Anscheinend war sein Gehirn bereit, diese Bahnen erneut zu beleben. Alles, was er brauchte, waren die richtigen Reize.
    »Zum Abschluss«, sagte der Bildschirm-Artemis, »möchte ich dir - und somit mir selbst - viel Glück wünschen. Und willkommen zurück.«
    Die folgende Stunde verlief wie in einem wirren Traum. Auf dem Monitor erschienen Bilder, die sich mit leeren Stellen in Artemis' Gehirn verbanden. Jede Erinnerung fühlte sich richtig an, sobald er sie verarbeitet hatte.
    Natürlich, dachte er. Das erklärt alles. Ich habe die verspiegelten Linsen anfertigen lassen, um die Unterirdischen auszutricksen und die Existenz dieses Tagebuchs zu verbergen. Ich habe das Datum auf Mulch Diggums Durchsuchungsbefehl geändert, damit er mir die Diskette zurückbringen kann. Butler sieht älter aus, weil die Heilung in London zwar sein Leben gerettet, ihn aber fünfzehn Jahre gekostet hat. Nicht alle Erinnerungen waren solche, auf die er stolz sein konnte. Ich habe Captain Short entführt und sie gefangen gehalten. Wie konnte ich das nur tun? Er konnte es nicht länger leugnen. Es war die Wahrheit. Alles, was seine Augen gesehen hatten, gab es wirklich. Die Unterirdischen existierten, und sein Leben war seit über zwei Jahren mit ihrem verwoben.
    Hunderttausende von Bildern sprangen in sein Bewusstsein und erneuerten die elektrischen Verbindungen in seinem Gehirn, flackerten in einem verwirrenden Gemisch aus Farben und Staunen vor seinem inneren Auge auf. Ein weniger trainiertes Gehirn als das von Artemis wäre unter dem Ansturm möglicherweise zusammengebrochen, aber der irische Junge war begeistert.
    Jetzt weiß ich alles , dachte er. Ich habe Opal Koboi schon einmal besiegt, und ich werde es wieder tun. Seine Entschlossenheit wurde durch Trauer bestärkt. Commander Root ist tot. Sie hat ihn dem Erdvolk genommen. Gewusst hatte Artemis das schon vorher, doch jetzt bedeutete es ihm etwas.
    Da war noch ein Gedanke, eindringlicher als alle anderen. Er brach wie eine Flutwelle über seinen Verstand herein. Ich habe Freunde , dachte Artemis Fowl der Zweite. Ich habe Freunde. Artemis war ein anderer Mensch, als er das Badezimmer verließ. Körperlich war er noch immer angeschlagen, erschöpft und verletzt, aber seelisch fühlte er sich nun allem, was vor ihm lag, gewachsen. Jemand, der sich mit Körpersprache auskannte, hätte in diesem Moment seine entspannten Schultern und geöffneten Handflächen bemerkt und daraus geschlossen, dass dies ein aufgeschlossenerer und verlässlicherer Mensch war als der, der eine Stunde zuvor das Bad betreten hatte.
    Das Shuttle parkte in einem abgelegenen Nebenschacht, und die

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