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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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durchzogenem Haar, das lockig bis auf seinen Kragen fiel. Auf seiner Nase saß eine randlose Brille, und unter dem Kittel lugte ein gestreiftes Versace-Hemd hervor.
    »Giovanni Zito«, sagte Artemis.
    »Es ist wirklich unglaublich«, sagte Zito mit leichtem italienischem Akzent zu dem Reporter. »Wir haben Raumschiffe zu anderen Planeten geschickt, aber wir haben keine Ahnung, was unter unseren Füßen liegt. Wissenschaftler können uns die chemische Zusammensetzung des Saturn nennen, aber wir wissen nicht, wie das Zentrum unseres eigenen Planeten beschaffen ist.«
    »Aber es sind doch bereits Sonden hinuntergeschickt worden?«, sagte der Reporter und bemühte sich, so zu tun, als hätte er diese Information nicht gerade aus seinem Ohrlautsprecher bekommen.
    »Ja«, bestätigte Zito. »Aber nur bis zu einer Tiefe von fünfzehn Kilometern, das ist nicht einmal die Hälfte der Kruste an ihrer dünnsten Stelle. Wir müssen bis zum Rand des eigentlichen Erdkerns vordringen, über dreitausend Kilometer tief. Stellen Sie sich nur mal vor, wir könnten die Unmengen von flüssigem Metall nutzbar machen, die dort vorhanden sind. In den Strömen ist genug Energie, um die Maschinen der Menschen bis in alle Ewigkeit mit Strom zu versorgen.«
    Der Reporter war skeptisch. Zumindest hatte der Wissenschaftler, der in seinen Ohrlautsprecher sprach, ihm gesagt, er solle skeptisch dreinschauen. »Aber das ist doch reine Spekulation, Doktor Zito. Eine Reise zum Mittelpunkt der Erde, das ist doch sicher nur Träumerei, eine hübsche Sciencefiction-Geschichte.«
    Auf Giovanni Zitos Gesicht zeichnete sich leichte Verärgerung ab. »Das ist keineswegs Träumerei, und ebensowenig Sciencefiction. Wir schicken eine unbemannte Sonde hinunter, die mit Sensoren gespickt ist. Was auch dort unten sein mag, wir werden es finden.«
    Die Augen des Reporters weiteten sich panisch, als eine besonders fachspezifische Frage über seinen Lautsprecher kam. Er lauschte mehrere Sekunden und sprach die Worte tonlos nach. »Doktor Zito, äh... Wenn ich recht verstanden habe, soll diese Sonde, die Sie hinunterschicken wollen, von einhunderttausend Tonnen flüssigem Eisen mit einer Temperatur von etwa fünfeinhalbtausend Grad Celsius umschlossen sein. Ist das richtig?«
    »Absolut«, bestätigte Zito.
    Der Reporter sah erleichtert aus. »Ja, das wusste ich. Wie auch immer, es wird doch sicher Jahre dauern, solche Mengen Eisen zu gewinnen - das entspricht etwa zehn Eiffeltürmen. Warum also haben Sie uns heute hierher bestellt?«
    Zito klatschte begeistert in die Hände. »Das ist das Wunderbare. Wie Sie wissen, war die Erdkernsondierung ein Langzeitprojekt. Ich hatte geplant, das Eisen im Lauf der nächsten zehn Jahre anzusammeln. Doch jetzt haben Laserbohrungen ergeben, dass sich direkt hier in Sizilien eine riesige Eisenerzschicht - Hämatit, um genau zu sein - am unteren Rand der Erdkruste befindet. Sie ist unglaublich reichhaltig, ungefähr fünfundachtzig Prozent Eisen. Wir müssen nichts weiter tun, als in dem Flöz mehrere Sprengladungen zu zünden, dann haben wir unser flüssiges Eisen. Ich habe bereits die Abbaugenehmigung von der Regierung erhalten.«
    Die nächste Frage bekam der Reporter ganz allein auf die Reihe. »Und wann werden Sie die Sprengladungen zünden, Doktor Zito?«
    Giovanni Zito nahm zwei dicke Zigarren aus der Brusttasche seines Kittels. »Heute«, sagte er und reichte dem Reporter eine der beiden Zigarren. »Zehn Jahre eher als geplant. Dies ist ein historischer Moment.«
    Zito zog die Vorhänge seines Büros auf und gab den Blick auf ein abgezäuntes, mit niedrigem Gestrüpp bewachsenes Gebiet frei, etwa einen Quadratkilometer groß. In der Mitte ragten einige Metallröhren aus der Erde. Während die Kamera nach draußen gerichtet war, kletterten mehrere Arbeiter aus den Röhren und entfernten sich eilig davon. Dampf, vermutlich von Kühlflüssigkeiten, stieg in Spiralen gen Himmel. Die Männer sprangen in ein Golfcart, fuhren zu einem Betonbunker am Rand des Gebiets und verschanzten sich darin.
    »Wir haben mehrere Megatonnen TNT an strategischen Punkten in dem Flöz vergraben«, erklärte Zito. »Wenn das an der Oberfläche explodierte, würde es ein Erdbeben der Stärke sieben auf der Richterskala auslösen.«
    Der Reporter schluckte nervös. »Wirklich?«
    Zito lachte. »Keine Sorge. Die Sprengladungen sind so angelegt, dass die Explosionswucht nach innen-unten geleitet wird. Das Eisen wird verflüssigt, läuft Richtung Erdkern

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