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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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geflogen.«
    »Das Ding hat Gänge?«, erwiderte der Zwerg. »Ich dachte, es wäre ein Automatik-Shuttle.«
    »Manche Piloten ziehen ein Ganggetriebe vor. Altmodisch, ich weiß, aber damit hat man in den Kurven mehr Kontrolle. Und noch was: Die Gasnummer am Seil wäre nicht nötig gewesen. Im Waffenschrank sind jede Menge Betäubungsgranaten.«
    »Einen Waffenschrank hat das Teil auch? Ist ja der reinste Luxusliner.«
    Butler unterzog Artemis einer gesundheitlichen Musterung.
    »Scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte er und tastete die Brust des Jungen mit seiner riesigen Hand ab. »Wie ich sehe, hat Holly Ihre Rippen geheilt.«
    Artemis war ein wenig durcheinander. Nun, da die unmittelbare Gefahr vorüber war, sickerten die Ereignisse des Tages allmählich in sein Bewusstsein. Wie oft konnte ein Mensch innerhalb von vierundzwanzig Stunden dem Tod entrinnen? Allmählich musste er seine Chancen ausgereizt haben.
    »Sagen Sie, Butler«, flüsterte er, damit die anderen es nicht hörten. »Ist das alles wahr? Oder bilde ich es mir nur ein?« Noch während er sprach, wurde ihm klar, dass die Frage unsinnig war. Wenn alles nur eine Halluzination war, gehörte auch Butler dazu. »Ich habe Gold abgelehnt, Butler«, fuhr Artemis fort, noch immer fassungslos über seine große Geste. » Ich habe Gold abgelehnt.«
    Butler lächelte. Es war viel mehr das Lächeln eines Freundes als das eines Leibwächters. »Das überrascht mich gar nicht. Vor der Erinnerungslöschung waren Sie ziemlich großzügig geworden.«
    Artemis runzelte die Stirn. »Wenn Sie Teil der Halluzination sind, passt diese Aussage natürlich.«
    Mulch hatte das Gespräch mitgehört und konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen. »Hast du die Ladung nicht gerochen, die ich auf die Trolle abgefeuert habe? Glaubst du, so was könntest du dir ausdenken?«
    Holly startete den Motor. »Festhalten, da hinten«, rief sie über die Schulter. »Wir müssen los. Die Sensoren haben ein paar Shuttles gemeldet, die die Schächte patrouillieren. Die ZUP sucht uns. Ich muss zusehen, dass wir aus ihrer Reichweite kommen.«
    Sie zog leicht am Gas, und das Shuttle hob sanft ab. Ohne den Blick aus dem Seitenfenster hätten die Passagiere gar nicht bemerkt, dass sie in der Luft waren.
    Butler stieß Mulch in die Seite. »Haben Sie das gesehen? Das nenne ich einen Start. Sie sollten mal ein paar Flugstunden nehmen.«
    Der Zwerg war zutiefst beleidigt. »Was muss ich eigentlich tun, um mal ein bisschen Anerkennung zu bekommen? Ihr verdankt mir euer Leben, und alles, was ich zu hören kriege, sind Vorwürfe.«
    Butler lachte. »Okay, kleiner Freund, ich entschuldige mich. Sie haben uns das Leben gerettet, und zumindest ich werde Ihnen das nie vergessen.«
    Artemis verfolgte diesen Wortwechsel aufmerksam.
    »Aus Ihrer Antwort schließe ich, dass Sie sich an alles erinnern, Butler. Wenn ich für einen Moment davon ausgehe, dass diese Situation Wirklichkeit ist, dann muss Ihr Gedächtnis stimuliert worden sein. Habe ich möglicherweise etwas hinterlegt?«
    Butler nahm die Minidisk aus seiner Tasche. »In der Tat, Artemis. Auf dieser Diskette war eine Nachricht für mich. Und für sich selbst haben Sie auch eine hinterlassen.«
    Artemis nahm die Diskette. »Endlich jemand, mit dem ich ein vernünftiges Gespräch führen kann.«
    Im hinteren Bereich des Shuttles fand Artemis ein kleines Badezimmer. Die Toilette war nur für den Notfall gedacht, und der Sitz bestand aus einem schaumstoffartigen Material, das laut Mulchs Auskunft sämtliche Ausscheidungen direkt in seine biologischen Bestandteile zerlegte. Artemis beschloss, den Filter bei einer anderen Gelegenheit zu testen, und setzte sich auf den schmalen Vorsprung unterhalb des Fensters.
    In die Wand war ein Plasmabildschirm eingelassen, vermutlich zur Unterhaltung während der Sitzungen. Er brauchte nur die Minidisk in das Laufwerk darunter zu schieben, dann würde er seine Erinnerungen zurückbekommen. Eine ganze neue Welt. Beziehungsweise eine alte.
    Zögernd drehte Artemis die Diskette zwischen Daumen und Zeigefinger. Wenn er sie lud, bedeutete das, psychologisch betrachtet, dass ein Teil von ihm die ganze Sache als wahr akzeptierte. Die Diskette in das Laufwerk zu schieben, konnte ihn noch tiefer in eine Art psychotischen Anfall katapultieren. Es nicht zu tun, konnte die Welt in einen Krieg zwischen Oberirdischen und Unterirdischen treiben.
    Was würde Vater tun? , fragte Artemis sich. Er lud die Diskette.
    Auf dem Bildschirm

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