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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Holly festhalten. Doch an dem Fahrrad, mit dem Lizzie jeden Morgen zur Schule fuhr, war hinten eine große Tasche befestigt, in die sie ihren Rucksack und die Hockeysachen steckte.
    Es war kein sehr guter Plan, aber der einzige, den Dante hatte. Er sah, wie der Commander am Ende des Gartens auf die Felder abbog, und nutzte die Bäume und Büsche als Deckung, um selbst zum Carport neben dem Haus zurückzulaufen.
    Die Fahrräder lehnten an der Ziegelsteinmauer und daneben stand die schäbige alte Harley aufgebockt auf ihrem Ehrenplatz. Das Haus war immer noch hell erleuchtet, und in den nach draußen fallenden Lichtstrahlen konnte Dante zum ersten Mal seinen Aufzug begutachten. Er schauderte.
    Seine Socken und die Beine seiner Pyjamahosen waren schlammverschmiert, der Rest seines Körpers war völlig verdreckt und der dunkle Urinfleck in seinem Schritt hatte sich ausgebreitet. Er stellte sich vor, was Jordan wohl sagen würde, wenn er sah, dass Dante sich vor Angst in die Hosen gemacht hatte – doch dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Hammerschlag: Sein Bruder würde nie wieder etwas zu ihm sagen.
    Dante versuchte, den Gedanken abzuschütteln, und sah sich vorsichtig um. Er stand im Schutz des Hauses, und der Commander lief weiter über die Felder, doch wenn Holly wieder anfing zu heulen, würde er es immer noch hören können. Dummerweise brauchte
Dante aber beide Hände, um Jordans Rennrad beiseitezuziehen und an Lizzies Fahrrad zu kommen.
    Er duckte sich und hob Hollys Kopf vorsichtig von seiner Schulter. Normalerweise trug er sie höchstens von der Haustür zum Auto, und wenn er sie tatsächlich mal länger halten musste, war sie erstaunlich schwer.
    Â»Gutes Mädchen«, flüsterte Dante, doch als er die Hand von Hollys Nacken nahm, sah er erschrocken das blutige Dreieck, das sich von dem Riss in ihrem Kopf auf ihrem Schlafanzug ausgebreitet hatte. Holly gab keinen Laut von sich, als er sie auf den Betonboden legte und seinen Finger aus ihrem Mund zog.
    Das Baby blieb ruhig, hielt die Augen geschlossen, die Wangen schweißnass. Holly atmete, aber sie wirkte so steif und leblos, dass sie Dante an eine Plastikpuppe erinnerte.
    Â»Es tut mir leid, dass ich dir den Kopf angeschlagen habe«, sagte Dante leise, während er Lizzies Fahrrad von den Wandhaken nahm und den Klettverschluss der Tasche aufriss.
    Schnell warf er Lizzies Prüfungsbuch für Geschichte und ihren Biologieordner hinaus und legte stattdessen Holly vorsichtig hinein. Dann zog er den Klettverschluss wieder zu, aber so locker, dass sie noch Luft bekam.
    Natürlich war Dante wesentlich kleiner als die sechzehnjährige Lizzie. Um aufzusteigen, musste er das Rad stark auf eine Seite neigen, und vom Sattel aus erreichten seine Füße nicht mehr den Boden. Doch nach
einem etwas wackeligen Start fuhr er schließlich die Auffahrt entlang und blickte ein letztes Mal über die Schulter hinweg zurück.
    Die Bäume an der Straße würden ihm Deckung geben, aber Dante hatte Angst, dass der, mit dem der Commander telefoniert hatte, die Auffahrt erreichen würde, bevor er selbst weg war. Als er endlich zur Straße kam, schaltete er die Fahrradlampe ein, sah sich nach rechts und links um und trat in die Pedale.

4
    Salcombe war nicht gerade eine Hochburg des Verbrechens. Die Polizei befasste sich hauptsächlich mit Parksündern, kleineren Drogendelikten und Einbrüchen in selten genutzten Ferienhäusern. Selbst die Bandits zogen es vor, nicht in ihren eigenen Garten zu pinkeln, und hielten ihre Machenschaften hinter dem hohen Stacheldrahtzaun ihres Clubhauses verborgen.
    Ein brennendes altes Farmhaus mit fünf Leichen war das spektakulärste Verbrechen seit Jahrzehnten. So etwas hatte die sechsundzwanzigjährige Polizeibeamtin Kate McLaren noch nie gesehen. Die Feuerwehr ging zunächst von Brandstiftung aus, doch da das Haus nicht ganz niedergebrannt war, ließ sich im Rücken der verkohlten Leiche an der Eingangstür eindeutig eine Schusswunde feststellen.

    Natürlich waren die Medien vor Ort und teilten sich zwischen dem Tatort und dem Parkplatz an der sechs Kilometer entfernten Polizeistation von Kingsbridge auf. Fotografen, Journalisten und Übertragungswagen mit Satellitenschüsseln parkten in Zweierreihen auf der Straße und warteten auf die Pressekonferenz.
    Es hatte noch keine offizielle Stellungnahme gegeben, aber es war allgemein bekannt,

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