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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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hervor und schüttelte die Kissen und Teddybären von sich. Er stand auf und sah Kate mit einem wilden Blick unter seinem wirren Haar an.
    Kate führte Dante rasch einen schäbigen Korridor entlang, vorbei an den Polizeibüros voller Schreibtische und Computer. Die Herrentoilette war am Ende des Ganges vor der Feuertür.
    Die Milchglasfenster standen offen, und Dante spürte die kalte Luft, als er an das Urinal trat und zu pinkeln begann. Als er fertig war, betrachtete er die Waschbecken und beschloss, sich die Hände zu waschen. Das tat er zwar normalerweise nie, wenn er nur gepinkelt hatte, aber er mochte die frische Luft in der Toilette und wollte die Rückkehr in das stickige Zimmer mit den Kissenhaufen hinauszögern.
    Dante drehte den Wasserhahn auf und betätigte mehrmals den Hebel unter dem Seifenspender, bis er einen pinkfarbenen Seifensee auf der Hand hatte.
Als er die Handflächen zusammenschlug, spritzten die glitzernden Fäden in alle Richtungen und klatschten an die weißen Fliesen hinter dem Waschbecken.
    Er konzentrierte sich auf die Seife, verteilte sie mit kindlicher Befriedigung auf den Händen und rieb so lange, bis sich ein Schaumhäufchen löste und kreiselnd im Abfluss verschwand. Dante stellte sich vor, wie ihn seine Mutter irgendwo vom Himmel aus beobachtete. Sie freute sich sicher, dass er sich die Hände wusch.
    Sie sagte immer, er müsse sich jedes Mal, wenn er auf die Toilette ging, die Hände waschen, auch wenn er nur pinkelte. Und auch, wenn er vom Spielen auf den Feldern hereinkam, bevor er sich zum Essen setzte oder wenn er Mr Normans Golden Retriever gestreichelt hatte. Aber wenn Dante sich tatsächlich jedes Mal die Hände gewaschen hätte, wenn seine Mutter es verlangte, dann hätte er das wahrscheinlich siebenunddreißig Mal am Tag machen müssen. Dantes Dad dagegen kümmerte sich nicht um so etwas. Er kam einfach herein, wenn er an seinem Bike gearbeitet hatte, wischte sich die schmierigen Hände an seinen Jeans ab und nahm sich ein Sandwich – wofür er einen bösen Blick erntete.
    Aber wer von beiden hatte recht?
    In einer der Kabinen hinter ihm ging die Spülung, und gleich darauf kam ein Mann mit roter Krawatte und billigem Anzug heraus. Er knallte eine Ausgabe der Times auf die Ablage über dem Waschbecken, bevor er sich die Hände wusch.

    Â»Das tat gut«, sagte der Mann und sah Dante erleichtert an. »Besser rein als raus, was?«
    Dante antwortete nicht. Er hielt den Blick auf seine Hände gerichtet, während seine Gedanken zum Boxring in der Nacht zuvor abschweiften. Er dachte an die Unterschiede zwischen der Welt seiner Mutter, in der man Bitte und Danke sagte und sich die Hände wusch, und der Welt seines Vaters, in der Streitereien, Drogendeals und lautes Furzen an der Tagesordnung waren.
    Â»Ich heiße Ross Johnson«, fuhr der große Mann fort, obwohl Dante seine erste Bemerkung komplett ignoriert hatte. »Ich bin gerade aus London gekommen. Ich bin Polizeiinspektor, aber gleichzeitig auch Psychologe und auf die Befragung von Kindern als Zeugen spezialisiert. Du musst Dante Scott sein.«
    Die Worte glitten über Dante hinweg, während er sich unter den Fingernägeln und zwischen den Fingern wusch und sich bemühte, alle Seife zu entfernen. Sein Dad war immer der Coole gewesen und seine Mutter diejenige, die ihn streng herumkommandierte. Aber wenn alle Menschen wie seine Mum wären, dann hätte er nicht zusehen müssen, wie ihr in den Rücken geschossen wurde. Er hätte nicht zusehen müssen, wie seine Geschwister starben oder wie Holly sich den Kopf angeschlagen hatte oder …
    Â»Ein Verbrechen ist wie ein Essen«, erklärte Ross. »Man will sich daraufstürzen, solange es noch heiß ist. Und die Informationen, die du uns geben kannst, sind heute noch viel heißer als morgen.«

    Endlich nahm Dante wahr, was Ross Johnson sagte. Als er den Wasserhahn ausstellte, sah er auf und merkte, dass ihm der große Mann Papierhandtücher reichte, damit er sich die Hände abtrocknen konnte.
    Â»Mein Dad mochte die Polizei nicht«, erklärte Dante nervös, als er sich die Finger abwischte. »Er hat mir gesagt, dass ich kein Wort mit den Cops sprechen soll, wenn sie mal zu uns ins Haus kommen. Aber ich glaube nicht, das Mum das auch gewollt hätte … Es war der Commander. Er wollte, dass mein Dad irgendwelche Papiere

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