Die Rache der Kinder
nachdem Kate Bobbi nach Hause geholt hatte.
Chaos, Freude und Trauer, alles mischte sich im Haus.
»Wir müssen uns sehen«, sagte Blake.
»Was ist passiert?«, fragte Kate.
»Das würde ich Ihnen lieber unter vier Augen sagen.«
Blake kam zum Haus. Es schien ihm unangenehm zu sein, dass auch Marie zugegen war.
»Sie können offen sprechen«, sagte Kate zu ihm.
Vor der Frau, die Bobbis Leben gerettet hatte, würde sie keine Geheimnisse mehr haben.
»Sie kommen nicht vor Gericht«, sagte Martin.
Blakes Worte schwebten im Raum, hart und unwiderlegbar.
»Was ist denn passiert?«, stellte Marie für Kate die Frage.
»Wie es aussieht«, erklärte Blake, »sind die Beweise aus Laurie Moons Wagen unbrauchbar gemacht worden.«
»Wie denn das, um Himmels willen?«, fragte Kate.
»Die ganze Geschichte kenne ich noch nicht«, sagte derAnwalt mit hörbarem Zorn. »Helen Newton schäumt vor Wut. Sie will Sie anrufen, sobald sie dazu imstande ist.«
»Und das reicht, um den ganzen Fall in sich zusammenfallen zu lassen?«, fragte Marie.
»Hinzu kommen immer stärkere Zweifel, was Kates Identifizierung betrifft«, sagte Blake.
»Das ist ungeheuerlich!«, rief Marie. »Vor allem auch für die andere arme Familie.«
Kate saß vollkommen regungslos da. Eine seltsame Trägheit senkte sich auf sie herab.
»Wir haben immer gewusst, wie knapp es war«, sagte sie schließlich. »So lange nach der Tat, und ich habe sie weder sprechen gehört, noch habe ich gesehen, wie sie sich bewegt haben.«
»Trotzdem haben Sie sie erkannt«, sagte Blake. »Auf unserer Seite stellt das niemand infrage.«
»Diese Feiglinge!«, spie Marie verächtlich hervor. »Die versuchen ja nicht einmal, den Fall zu gewinnen.«
»Heutzutage hat man Angst vor Indizienprozessen«, erklärte Blake.
Einen Augenblick lang senkte sich Schweigen herab.
»Heißt das, man wird sie entlassen?«, fragte Kate dann leise.
Sie war unerwartet ruhig.
Martin Blake errötete leicht.
»Genau in diesem Augenblick kommen sie auf freien Fuß – mit Ausnahme von Wilson«, antwortete er. »Es tut mir leid, Kate.«
Wenigstens Jack würde für die Taten, für die er angeklagt worden war, bevor Kate ihn identifiziert hatte, die nächsten Jahre im Knast verbringen.
Sie bot Blake an, zum Mittagessen zu bleiben, und lenkte all ihre Gefühle auf ihre kleine Tochter.
Der Anwalt lehnte ab, blieb aber noch eine Weile und bewunderte Bobbi. Doch er machte sich auch Sorgen um Kate.
»Ich bin sehr froh, dass die beiden Sie haben«, sagte er leise zu Marie, bevor er ging.
»Solange Kate mich hier haben will«, erwiderte Marie.
97. Kate
Am nächsten Tag fuhr Michael zu Helen Newton aufs Revier.
»Woher sollen wir wissen, dass Booth und Frost nicht wieder hinter Kate her sein werden?«, fragte er.
»Das können wir nicht wissen«, gab Newton zu.
»Wie sieht es mit Polizeischutz aus?«
»Ich tue, was ich kann«, antwortete Newton.
»Und das heißt?« Michaels Tonfall war scharf. »Dass ab und zu ein Streifenwagen vorbeifährt?«
Newton konnte seinen Zorn verstehen. »Ich werde dafür sorgen, dass ein Sicherheitsfachmann zu Ihnen kommt.«
»Kate hat bereits eine Alarmanlage«, erklärte Michael. »Sie und Rob haben sie installiert, nachdem Wilson zum zweiten Mal bei ihnen eingebrochen war.«
»Ich verspreche Ihnen«, sagte Helen Newton, »dass wir ihr so gut helfen werden, wie wir nur können.«
»Und werden Sie auch diese Leute beobachten?« Michael atmete tief durch. »Inoffiziell?«
»Inoffiziell«, antwortete Newton. »Verlassen Sie sich darauf.«
98. Ralph
Ralph rief zuerst Roger an.
Sie hatte davon geträumt, jedoch kaum zu hoffen gewagt.
Zwei ihrer Kinder waren wieder frei.
»Wie geht es dir?« Eine prosaische Frage, doch nun war jede Menge Zeit zum Reden.
»Schon wieder besser«, antwortete Roger.
Die Stimme klang noch immer wunderschön, jedoch angespannt.
»War es sehr schlimm?«, fragte Ralph.
»Was glaubst du denn?«, erwiderte Roger.
Ralph fragte Roger, ob sie allein sei, denn die Kälte in deren Stimme legte die Vermutung nahe, dass jemand bei ihr war.
»Hier bin nur ich«, antwortete Roger.
Ralph hatte plötzlich ein schlechtes Gefühl.
»Wann können wir uns treffen?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Roger. »Wir müssen vorsichtig sein.«
»Natürlich«, stimmte Ralph ihr zu. »Ich hatte gehofft, wennder Staub sich ein wenig gelegt hat, könnten wir alle uns vielleicht wieder in der Smithy treffen.«
»Nicht alle«,
Weitere Kostenlose Bücher