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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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ihren drei engsten Freunden laut die Widmung vorgelesen: »Für meine Mutter und meinen Vater.«
    Einer der anderen, ein rothaariger Junge, schnaubte verächtlich.
    »Ganz schön bekloppt«, sagte der zweite Junge in der Gruppe, ein dürrer, sommersprossiger Kerl.
    »Genau«, sagte die Finderin des Buches. Sie war ein kaffeebraunes Mädchen, ungewöhnlich groß für ihr Alter.
    »Ich find’s okay«, sagte das andere Mädchen, ein blondes, hübsches Ding, »wenn man eine nette Mom und einen netten Dad hat.«
    »Oder wenn sie tot sind«, sagte der dünne Junge und errötete.
    »Um so zu denken«, warf der Rothaarige ein, »muss man erst mal Eltern haben .«
    »Ist das Science Fiction?« Das blonde Mädchen beugte sich vor und musterte das Cover. » Herr der Fliegen … Hört sich an wie dieser Film, in dem alle Leute blind geworden sind und von Pflanzen gefressen werden.«
    »Die Blumen des Schreckens.« Die Finderin schüttelte den Kopf, drehte das Buch herum und schaute sich den Klappentext an. »Das hier soll ein wirklich gutes Buch sein.«
    »Das kann jeder sagen«, erklärte der rothaarige Junge verächtlich.
    »Ich glaube, es ist wirklich nicht übel«, sagte die Finderin. »Es geht um Kids und Mord.«
    Und dann las sie es laut vor.
    Am meisten überraschte es sie, dass das Buch viel mehr Spaß machte, als sie es je von einem Buch erwartet hätten, und dass keiner von ihnen das Bedürfnis verspürte, zu gehen oder auch nur zu gähnen. Sie wollten einfach nur zuhören, wie ihre Freundin ihnen die Geschichte von einer Gruppe Schulkinder vorlas, deren Flugzeug inmitten irgendeines Krieges abgestürzt war, und nun mussten sie allein auf irgendeiner verlassenen Insel zurechtkommen, ohne dass Erwachsene sie herumgeschubst hätten.
    »Cool«, sagte einer von ihnen.
    »Halt die Klappe«, ermahnte ihn ein anderer.
    So las das Mädchen, das sich das Buch im Bus geschnappt hatte, weiter vor, wobei sie besonders geschickt war, wenn es galt, Stimmen nachzuahmen. Obwohl keines der Kinder überhaupt je ein Buch las, wenn es sich vermeiden ließ, entfachte die Geschichte irgendwas in ihnen. Als sie sich an diesem Tag trennten, freuten sie sich schon darauf, bald weiterzulesen …
    … und so ihrem echten Leben zu entkommen.
    »Wir brauchen einen besseren Treffpunkt«, sagte eines der Kinder nach zwei weiteren Lesungen.
    »Genau. Irgendwo, wo sie es uns nicht verderben können.«
    »Was ist mit der Smithy?«, schlug die Vorleserin vor.
    Das war noch so eine Sache, die sich zu etwas Besonderem gewandelt hatte.
    Wayland’s Smithy war eine alte Grabkammer in der Nähe des Ridgeway, bewacht von gewaltigen Sarsensteinen. Sie war fast fünftausend Jahre alt, doch Teile der alten Kammer selbst sowie ein Zugang waren noch immer intakt. Anfang des Jahres waren die Kinder zwecks Unterricht dorthin geschleift worden undhatten sich langweiliges Gerede über uralte Funde sowie eine däm-liche Legende über Hufeisen anhören müssen; ihre Lehrer hatten sogar erwartet, dass die Kinder es aufregend fanden.
    »Voll bescheuert«, war die einhellige Meinung gewesen.
    Trotzdem blieb die Tatsache bestehen, dass die Kammer einst mit Leichen gefüllt gewesen war, und das machte sie dann irgendwie doch interessant. Außerdem lag Wayland’s Smithy inmitten des Nirgendwo, und das bedeutete: weit weg von zuhause.
    Das Gelände von Challow Hall nach Einbruch der Dunkelheit zu verlassen, war untersagt. Somit war auch Wayland’s Smithy streng verboten.
    Aber es war wirklich gruselig.
    Sie gingen, nachdem die Lichter gelöscht worden waren. Zur Tarnung hatten sie zusammengerollte Handtücher in ihren Betten gelassen (die Angestellten schauten stets nur flüchtig in die Schlafräume, da sie so schnell wie möglich wieder zu ihren Fernsehern wollten). Leise und mit Taschenlampen bewaffnet – zwei gekauft, zwei geklaut – machten die Kinder sich auf den Weg über die Kreidehügel und warteten, bis sie ihr Ziel erreicht hatten, ehe sie die Kerzen entzündeten, die sie aus der Küche gestohlen hatten.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte das blonde Mädchen, als sie zum ersten Mal den stockfinsteren Gang betraten.
    »Hab keine Angst«, tröstete sie der dünne, sommersprossige Junge.
    »Das ist verdammt genial hier«, sagte das andere Mädchen.
    »Jou, so genial wie Einsteins Eier«, sagte der rothaarige Junge.
    Sie lachten, und das Geräusch hallte von den uralten Steinwänden wider, schien an den Felsen am Eingang vorbeizusickern und durch die Birken in den

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