Die Rache der Liebe
nicht mehr auflösbar sei. Falls er sich überhaupt dazu herablassen sollte zu erscheinen.
Aber als erster erschien Turgeis, um Kristen mitzuteilen, dass dem gestrigen Gespräch nichts mehr hinzuzufügen sei und Ragnar es für überflüssig ansehe, seine Zeit mit einem neuerlichen Gespräch zu vergeuden. Turgeis schien über den Inhalt von Ragnars Botschaft etwas verlegen. Aber Kristen reagierte nicht mit dem erwarteten Wutausbruch. Obwohl sie innerlich vor Zorn kochte, ließ sie sich nichts anmerken.
Stattdessen konterte sie geschickt: »Der einzige, dem dieses Gespräch wirklich am Herzen liegen sollte, ist dein Lord Ragna r. Und das einzige Thema, über das ich zu sprechen habe, ist seine Schwester - und deren neue Situation. «
Sie fügte noch hinzu, dass sie nur mehr fünf Minuten warten würde und keine Minute länger; sollte er bis dahin nicht aufgetaucht sein, könnte er bis auf unbestimmte Zeit warten, um herauszufinden, was Erika seit der gestrigen Unterredung widerfahren war.
Kristen bedauerte Turgeis' Pferd, das mit dieser enormen Last auf seinem Rücken zu einem derart mörderischen Tempo angetrieben wurde. Denn Turgeis ritt in rasendem Galopp zurück zum Lager, und noch vor Ablauf der fünf Minuten war Ragnar zur Stelle.
»Jetzt verstehe ich, weshalb du Turgeis Zehn Fuß den >Riesen< nennst«, sagte Garrick zu Kristen. »Aber du hättest ruhig ein wenig Mitleid mit ihm haben können. Er hat nur das wiederholt, was ihm aufgetragen wurde.«
»Und?«
»Nun, er macht sich eben große Sorgen um seine Lady, und es muss schrecklich für ihn sein, nichts ausrichten zu können.«
»Ich habe beobachtet, wie Turgeis einem Mann mit einem leichten Druck seiner Hände das Genick gebrochen hat«, erwiderte Kristen. »Irgendwie inspiriert das nicht zu Mitleid.«
Garrick grinste über ihren schalkhaften Ton. »Aber über ihn ärgerst du dich ja gar nicht.«
»Stimmt.« Sie seufzte. »Vielleicht werde ich mich sogar bei ihm entschuldigen - hinterher. Falls ich den Mut habe, mich in seine Nähe zu begeben. Einmal habe ich es versucht, und diese Erfahrung würde ich nicht gerne wiederholen. Wenn ich ihn von hier oben aus sehe, ist das nah genug ... «
Sie unterbrach sich, da nun Ragnar angekommen war. Diesmal blieb er in einem Abstand, der sie beide zwingen würde, sich schreiend zu unterhalten. Er wirkte über die Botschaft, die sie Turgeis mitgegeben hatte, kein bisschen beunruhigt. Ganz im Gegenteil: Er platzte schier vor Selbstvertrauen und Arroganz, da er sich nach wie vor in der Oberhand wähnte.
»Was hast du zu sagen, Lady Kristen?« brüllte Ragnar. »Und sag es rasch! «
Sie folgte der Aufforderung, und zwar in Form von einigen Flüchen, die nicht bis zu ihm hinunter drangen . Ihr Vater machte sie auf diesen Miss stand aufmerksam. »Du redest zu leise!«
» I ch weiß.«
Ragnar konnte aus der von ihm gewählten Entfernung kein Wort verstehen. »Sprich, Lady!«
Sie legte die Hände um den Mund, als wolle sie ihm etwas zuschreien, verfiel dann allerdings in ein Flüstern das ihrem Vater galt. »Wenn er glaubt, dass ich meine Stimme strapaziere, nur weil die seine lauter ist, so hat er sich gründlich getäuscht!«
Garrick hielt die Hand vor den Mund, um sein Grinsen zu verbergen. Ragnar wiederum hielt seine Hand an sein Ohr, um besser hören zu können, was freilich sinnlos war. Noch zweimal versuchte er, das Gespräch in Gang zu bringen, doch obgleich er sah, wie sich ihre Lippen bewegten, konnte er kein einziges Wort verstehen.
Schließlich verlor er die Geduld, lenkte sein Schlachtross bis direkt unter den Wall und fragte herrisch: »Kannst du mich jetzt verstehen, Lady Kristen?«
Sie beugte sich ein Stück über die Brüstung, damit er auch ihr Lächeln sehen konnte. »Aber sicher, Lord Ragnar. Und es ist gut, dass du gekommen bist. Die Situation hat sich nämlich seit unserem letzten Gespräch grundlegend geändert.«
»Das will ich meinen. Wird man meine Schwester jetzt herausschicken?«
Selbstgefälliger Laffe, dachte Kristen bei sich, aber sie lächelte weiter. »Nay, doch du kannst ohne Gefahr hereinkommen. Wir heißen dich willkommen.«
»Dieses Angebot habe ich schon einmal abgeschlagen, warum also sollte es mich jetzt mehr reizen?«
»Weil wir nun verwandt sind - durch Heirat.«
Es dauerte eine Weile, bis er die Tragweite dieser Worte erfasst hatte, und dann explodierte er. »Was habt ihr getan? Wenn ihr sie gezwungen habt, ihn zu heiraten ...«
»Im Gegenteil«, fiel ihm
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