Die Rache der Liebe
bei unserer ersten Begegnung auf Gronwood verspürt. Das hat mich so verwirrt, dass ich die Kontrolle über mich verloren habe und ihn auspeitschen ließ. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich das bedaure.« Auch dies war die volle Wahrheit. »Und jetzt erzähl du! Hast du eine Frau gefunden?«
Er runzelte die Stirn über ihren plötzlichen Themenwechsel und wischte die Frage mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. »An so etwas kann ich im Moment nicht denken.«
»Aber ich muss mich mit irgendetwas anderem ablenken. Also, hast du?«
»Dann bist du doch unglücklich?« hakte er sogleich nach.
»Mich macht traurig, dass du unglücklich bist! « konterte sie rasch, und plötzlich strömten die Worte mühelos aus ihr hervor. »Mir ist klar, dass dich meine plötzliche und obendrein freiwillige Heirat verwirren muss . Aber glaub mir, Ragnar, ich konnte nichts dagegen tun, mich in diesen Mann zu verlieben. Ich habe versucht, mich dagegen zu Wehren. Auch Selig hat das versucht. Er wollte mich so gerne hassen. Er hat sich wirklich bemüht, aber er konnte es nicht, und dafür habe ich ihn liebgewonnen. Aye, er wollte Rache nehmen. Deshalb hat er mich letztlich auch verschleppt. Doch er hat entdeckt, dass es ihm unmöglich ist, sich an einer Frau zu rächen. Kannst du dir seine Enttäuschung vorstellen, als er sich dann eingestehen muss te, dass er mich nicht hasst , sondern liebt? «
Ragnar konnte sich das tatsächlich vorstellen und muss te unwillkürlich lachen. Mit dem Lachen kam auch die Erleichterung. Endlich hatte sie etwas gesagt, das sich vernünftig anhörte - und ihrem Wesen mehr entsprach.
Trotzdem muss te er fragen: »Bist du sicher, dass du dich nicht von deiner Schuld hast leiten lassen?«
Seit dem Tag, als Selig ihr die verdammten Ketten angelegt hatte, war jedes Gefühl von Schuld in ihr verstummt, aber das konnte sie Ragnar nicht sagen. Was sie indes wirklich bedauerte, war die Tatsache, dass sie Selig einen Grund gegeben hatte, sie zu verabscheuen, denn es sah nicht so aus, als würde ihr dafür je vergeben werden.
Also log sie erneut. »Er hat mir verziehen, und deshalb muss ich mich nicht länger schuldig fühlen.«
Lange Zeit musterte er sie prüfend, ehe er schließlich tief seufzte. »Bittest du mich tatsächlich, dich hier bei ihm zu lassen?«
Nun kam ihre schwerste Prüfung. Sie sehnte sich so sehr nach ihrem Zuhause, nach einem normalen Leben. Es war entsetzlich anstrengend, ständig zwischen Wut und Verwirrung zu schwanken und sich zu einem Mann hingezogen zu fühlen, den sie nicht lieben durfte.
»Aye«, sagte sie schließlich und schwor sich gleichzeitig, dass dies ihre letzte Lüge sein würde.
33
Beim dritten Rütteln wurde Selig schließlich wach. Sofort fuhr seine Hand zu seiner Schläfe.
»Bei Thors Zähnen, hat mir denn schon wieder jemand den Kopf eingeschlagen?« stöhnte er.
»Diesmal hast du es dir selbst du verdanken - und meinem ausgezeichneten Ale. «
»Bist du das, Kris?«
»Warum machst du nicht die Augen auf und überzeugst dich selbst?« fragte sie.
»Das würde ich lieber noch eine Weile vermeiden. Das Licht ist sogar mit geschlossenen Augen zu grell. «
Schmunzelnd schüttelte Kristen den Kopf über ihren Bruder. In ihrer Stimme schwang Belustigung, als sie sagte: »Das ist nun also das Ergebnis deiner Hochzeit!«
Ein weiteres Stöhnen entrang sich seiner Brust. »Wie konnte ich das nur vergessen?«
jetzt öffneten sich seine Augen einen winzigen Spalt, doch nicht, um seine Schwester anzuschauen. Vielmehr drehte er den Kopf direkt zu der Ecke hin, in der sich Erika normalerweise aufhielt. Die Tatsache, dass die Ecke leer war, beunruhigte ihn zunächst nicht - noch nicht.
»Wo ist sie?«
»Sie unterhält sich mit ihrem Bruder in der Kapelle.«
Schlagartig wurden seine Augen weit und funkelten Kristen vorwurfsvoll an. »Und niemand hat mich aufgeweckt?«
Er machte Anstalten, sich aufzusetzen, doch irgendetwas zog ihn wieder zurück. Es waren Erikas Ketten, die um seinen Hals gewickelt waren. Nur vage konnte er sich daran erinnern, wie einer der Dienstboten ihm mitgeteilt hatte, die Ketten draußen, im Burghof, gefunden zu haben. Weil er nicht gewusst hatte, wohin damit, und zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht in der Stimmung gewesen war, sein Gemach aufzusuchen, hatte sich Selig die Ketten kurzerhand um den Hals geschlungen.
»Man hat dich nicht aufgeweckt, weil dazu kein Grund vorhanden war«, erklärte Kristen. »Wenn sie ihrem Bruder
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