Die Rache der Liebe
Kristen belustigt ins Wort, »Erika schien damit überaus einverstanden zu sein. Doch wenn du mir nicht glauben willst, so magst du sie selbst fragen.«
»Wo ist sie?«
»Wahrscheinlich noch im Bett.« Diese Anspielung ließ sein Gesicht aufflammen, und so schürte Kristen das Feuer noch etwas weiter. »Habe ich dir gestern nicht erzählt, dass deine Schwester und mein Bruder einander sehr zugetan sind?«
» Du hast nur über seine Rache gesprochen. «
»Wie hätte sich mein Bruder besser rächen können, als deine Schwester dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben? Leider hat er sich dann selbst im Netz der Liebe verstrickt.«
»DU lügst! «
»Erst gestern, kurz vor deinem Eintreffen, hat meine Mutter die beiden ertappt - nun, um es gelinde auszudrücken : Keiner von beiden hat um Hilfe geschrien!«
»Keiner von beiden? Du willst mir weismachen, dein Bruder würde Einspruch erheben ... « Er konnte den Satz nicht beenden. Im Augenblick war er vor ohnmächtiger Wut so außer sich, dass er Kristen am liebsten jedes Haar einzeln ausgerissen und sie anschließend mit bloßen Händen erwürgt hätte.
»Du magst mit deiner Schwester das wie und warum erörtern, Lord Ragnar. Die Tatsache bleibt bestehen, dass sie nunmehr ein Mitglied meiner Familie ist, meine Schwägerin. Gestern abend wurde die Hochzeitszeremonie mit großem Pomp abgehalten. Die Feier ging bis spät in die Nacht. Hast du draußen nichts davon gehört?«
Er funkelte sie an, als wolle er sie in Stücke reißen. »Sie würde nie ohne meine Erlaubnis heiraten«, knurrte er.
»Weshalb sollte sie deine Erlaubnis benötigen, wenn sie diese von einem König erhalten hat - und zwar ausdrücklich.«
Ragnars Gesichtsfarbe wechselte von tiefrot zu kreidebleich. »Der angelsächsische König weilt hier, und du hast mir das nicht mitgeteilt?«
Kristen zuckte gleichmütig die Achseln. »Seine Anwesenheit hatte mit der Sache nichts zu tun. «
Nichts zu tun? Er hatte den König von Wessex belagert! Falls Guthram davon erfahren würde, könnte sich Ragnar auf etwas gefasst machen, und das hätte er einzig dieser Hexe zu verdanken!
Kristen deutete sein Mienenspiel richtig und fügte hinzu: »Alfred beabsichtigt, Wyndhurst noch heute zu verlassen. Da zwischen unseren beiden Königen derzeit eine sehr gute Beziehung herrscht, nehme ich an, dass auch du den König nicht weiter in die Sache verwickeln möchtest und ihm freies Geleit garantierst.«
»Selbstverständlich«, stieß Ragnar mit offenkundiger Erleichterung hervor. »Er kann Wyndhurst jederzeit verlassen.«
»Vielleicht willst du ihm das, wenn du deine Schwester besuchst, noch einmal persönlich zusichern. Ich sollte wohl noch einmal betonen, dass du, aufgrund unserer neuen verwandtschaftlichen Bande, Wyndhurst völlig gefahrlos betreten kannst. Solltest du freilich nach wie vor Miss trauen liegen, hat sich mein jüngerer Bruder Thorall freiwillig dazu bereit erklärt, solange in deinem Lager zu bleiben, bis du deinen Besuch beendet hast. Ich hätte mich auch selbst als Pfand zur Verfügung gestellt, aber mein Gemahl ist ein eifersüchtiger Mann. Er würde mir nie erlauben, mich unter so viele Wikinger zu begeben. Also, wie lautet deine Entscheidung, Ragnar Haraldsson?«
»Öffne die Tore, Lady!«
32
»Wo m it hat er dich gezwungen?«
Dies waren Ragnars erste Worte, nachdem er seine Schwester so fest an sich gedrückt hatte, dass sie förmlich nach Luft schnappen muss te. Erikas erste Worte hatten gelautet: »Diesmal hättest du mich besser nicht allein zu Hause lassen sollen!« Um nicht in Tränen auszubrechen, hatte sie etwas sagen müssen, das ihn vielleicht zum Lachen bringen würde. Es hatte nicht geklappt.
Für ihre Begegnung hatte man ihnen die kleine Kapelle zur Verfügung gestellt. Nachdem Erika von der Ankunft ihres Bruders erfahren hatte, war sie sofort zu ihm geeilt. Das Problem war allerdings, dass sie sich bislang noch nicht überlegt hatte, was sie ihm erzählen sollte. Sie war in Gedanken so mit ihrem Ehemann beschäftigt gewesen, dass ihr die Möglichkeit, Ragnar noch heute zu treffen, gar nicht in den Sinn gekommen war.
Aus Freude über das Wiedersehen mit ihrem Bruder gelang es ihr, die Tränen einigermaßen zurückzuhalten. Sie hatte schon gefürchtet, ihn für immer verloren zu haben. Andererseits befand sie sich in einem unerhörten Aufruhr, über den sie mit ihm nicht sprechen konnte. Sie hatte ihn noch nie angelogen, doch jetzt muss te sie es tun, auch wenn es ihr das
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