Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
leid, ständig die Büßerrolle einzunehmen. Außerdem war sie nun die Gemahlin des armen Opfers, und zwar nicht aus freiem Willen, sondern weil sie dazu gedrängt worden war.
    Als Erika mit ihrer Schwägerin einen Moment allein im Räucherhaus war, zögerte sie denn auch nicht, Kristen auf ihr frostiges Benehmen anzusprechen. Ohne lange um den heißen Brei herumzureden, fragte sie freimütig: »Warum hast du eigentlich keine Einwände gegen diese Hochzeit erhoben, da du mich ja offensichtlich noch immer hasst ?«
    Kristen geriet zwar merklich aus der Fassung, doch ihr Gebaren blieb weiterhin steif. In ihrer Wortwahl zeigte sie sich freilich ebenso schonungslos wie Erika: »Es ist nicht so, dass ich dich richtig hasse. Aber ich bezweifle dass ich dir jemals verzeihen kann, was du getan hast. Vielleicht wird das Selig im Laufe der Zeit gelingen, weil es nun mal seinem Wesen entspricht, zumindest, wenn es um Frauen geht. Aber ich kann es nicht. «
    »Ist dir denn noch immer nicht klar geworden, dass Selig, wäre mein Bruder auf Gronwood gewesen, nicht nur ausgepeitscht, sondern gehängt worden wäre? Ich habe es satt, mich ständig wegen etwas schuldig fühlen zu müssen! Denn hätte er mich nicht beleidigt, wäre es gar nicht soweit gekommen. Süße Freya, ich habe ihm sogar Ausreden angeboten, damit ich in der Lage gewesen wäre, ihn einfach laufen zu lassen, aber er hat sie ignoriert und auf einer Wahrheit bestanden, die höchst fragwürdig war und ihn nur noch schuldiger erscheinen ließ. Und jetzt sage mir nicht noch einmal, dass es dennoch die Wahrheit gewesen ist. Zu diesem Zeitpunkt waren seine Behauptungen alles andere als glaubwürdig.«
    »Bist du fertig?« fragte Kristen eisig.
    Erika seufzte. »Aye, zumal meine Worte, wie immer, sowieso nichts fruchten.«
    »Im Grunde geht es auch gar nicht um das Auspeitschen. Seine Wunden sind verheilt, und das ist kein Thema mehr. Nay, unverzeihlich und wahrhaft grausam finde ich, dass du angesichts seiner Qualen gelacht hast.«
    »Ich habe was?«
    »Versuch nicht zu leugnen, Erika. Er hat das mir gegenüber mehr als einmal erwähnt. « Mit hörbarem Zorn wiederholte Kristen Seligs Worte: »Es hat ihr Spaß gemacht, meine Qualen zu sehen. Niemals werde ich ihr Lachen vergessen.«
    Erika schnappte nach Luft. »Das ist eine Lüge! Ich habe während des Verhörs kein einziges Mal gelacht! Frag Turgeis! Er war dabei!«
    »Ich spreche auch nicht über das Verhör, sondern über das Auspeitschen.«
    »Aber ich war nicht einmal anwesend, als es ausgeführt wurde!« schrie Erika. »Wäre ich noch im Verlies gewesen, wäre der Befehl nie ausgeführt worden! Hätte sich mein Neffe nicht den Arm gebrochen, hätte ich den Befehl rechtzeitig rückgängig gemacht! Aber ich wurde an sein Krankenlager gerufen! Und ich habe deinen Bruder erst dann wiedergesehen, als du aufgetaucht bist!«
    »Das hat mir auch dein Bruder erzählt, aber denkst du etwa, ich würde dir mehr glauben als Selig? Wenn du behauptest, es hätte sich anders zugetragen, dann besprich das mit ihm, doch versuche nicht, mich zu überzeugen ... «
    »Was hätte das für einen Sinn?« fiel ihr Erika ins Wort; auch sie wurde zunehmend wütender. »Er glaubt mir genausowenig, wie ich ihm glaube oder wie du mir glaubst! « Und mit kaltem Hohn fügte sie hinzu: »Aber danke für deine Information. Ich wußte gar nicht, dass ich so... so grausam bin!«
    Nachdem sie sowieso schon mehr gesagt hatte als beabsichtigt, kehrte Erika in die Halle zurück. Wütend und nachdenklich zugleich blieb Kristen zurück. Einer log hier, und das konnte natürlich nur Erika sein. Aber, bei allen Göttern, wie war es möglich, dass sie so überzeugend klang - und so unschuldig?
    Kristen hätte die Angelegenheit womöglich wieder völlig aus dem Gedächtnis gestrichen, wäre sie nicht durch Selig am darauffolgenden Tag wieder damit konfrontiert worden, als er sich bei ihr offen über seine Gemahlin beklagte. Augenscheinlich hatte ihm Erika nichts über das Gespräch mit Kristen erzählt, war aber noch immer aufgebracht genug, dass es auch Selig nicht verborgen blieb - der allerdings keine Ahnung hatte, was los war.
    Nachdem er aus seiner Gattin kein Wort herausgebracht hatte, das ihre neueste Verstimmung erklärt hätte, stürzte er aus dem Zimmer und stieß im Gang beinahe mit Kristen zusammen. Um seiner Verwirrung Luft zu machen, klagte er ihr sogleich sein Leid: »Wie kann sie wegen einer Kleinigkeit derart lange grollen, obwohl ich ihr

Weitere Kostenlose Bücher