Die Rache der Liebe
konnten. Dennoch be schloss sie nun, dass sie, sollte Selig nicht Angelsächsisch lernen, die keltische Sprache erlernen würde, um diese Verständigungsschwierigkeiten in Zukunft zu vermeiden, zumal ihr das Erlernen neuer Sprachen recht leicht fiel.
»Reiten wir wieder zurück?« lenkte sie Seligs Aufmerksamkeit schließlich wieder auf sich.
Einen Moment schien er über ihre Anwesenheit überrascht. »Nay, wir werden bis zur Ankunft des Königs hierbleiben.«
Fragend hoben sich ihre Brauen. »Bist du in irgendwelche Angelegenheiten des Königs verwickelt?«
Erst jetzt wurde ihm bewußt, dass er ihr noch gar nicht erklärt hatte, weshalb sie mitten in der Nacht hierhergeritten waren. Es war erstaunlich, dass sie nicht in ihn gedrungen war, um jedes winzige Detail zu erfahren. Seine Mutter und seine Schwester hätten das getan und würden ihr Verhör nun nachholen, sobald Royce ihnen über die Sache erzählt hätte.
In knappen Sätzen schilderte er ihr die Sachlage und schloss dann mit der Bemerkung: »Wir werden also die nächsten Tage hier schlafen.« Plötzlich grinste er und schaute sich in dem Zimmer um, das sie vor ihrer Hochzeit geteilt hatten. »Bevorzugst du das Bett oder den Fußboden?«
Sie bedachte ihn mit finsterem Blick. »Das ist nicht besonders komisch!«
»Das wird dir aber so vorkommen, solltest du dich für den Fußboden entscheiden und wir uns dann dort lieben müss ten.«
Ihr Mund klappte auf und gleich darauf wieder zu. »Du redest von später, oder?«
Sein Grinsen wurde noch breiter. »Ach, weißt du, da wir schon einmal darüber reden ... «
Verblüfft schnappte sie nach Luft. »Aber du kannst doch nicht ... ich meine ... du hast doch schon zweimal ... « Sie brauchte gar nicht weiter nach Worten zu suchen, denn schon stand er lächelnd vor ihr.
»Wirklich, Erika«...- jenes ganz spezielle sinnliche Lächeln war nun unübersehbar - »wie wenig du deinen Gatten doch kennst!«
Doch sie lernte ihn allmählich kennen - o süße Freya, und wie sie ihn kennenlernte!
42
Am folgenden Spätnachmittag meldeten Wyndhursts Wachposten das Nahen des Königs, worauf sich Royce unverzüglich aufmachte, um ihn zu empfangen. Er ritt allein, weil eine Unterhaltung zu Pferde zwischen zwei Leuten einfacher zu führen war als zwischen drei oder vier. Außerdem wollte er sich über Alfreds Einschätzung der Situation ein Bild machen, noch ehe dieser mit Selig zusammenträfe. Freilich sprach allein schon die Tatsache für sich, dass Alfred so rasch und nur mit kleinem Gefolge, an dessen Spitze er ritt, gekommen war.
»Ich hatte gehofft, unser nächstes Wiedersehen würde ohne Zwischenfälle verlaufen«, begann Alfred.
Royce zog eine Grimasse. »Meine angeheirateten Verwandten bemühen sich nach Kräften, mir das Leben so kurzweilig wie möglich zu gestalten.«
Alfred würdigte den Scherz mit einem kurzen Lächeln und ging dann ohne Umschweife zum eigentlichen Thema über. »Das ist eine schwere Beschuldigung, die dein Schwager da vorbringt. Selbstverständlich wird man Lord Durwyn gestatten, seinem Ankläger persönlich gegenüberzutreten.«
»Dann leugnet er also?«
»Er wurde noch nicht unterrichtet«, gestand Alfred. »Ich dachte mir, es sei das beste, mich zunächst selbst zu informieren. Hätte ich ihn aufgefordert, mit mir zu reiten, wäre er nur miss trauisch geworden. Eine Überrumpelungstaktik scheint mir in diesem Fall eher angebracht, um ihm - gesetzt den Fall, er ist tatsächlich schuldig - die Gelegenheit zu nehmen, sich eine Ausrede zurechtzulegen. Am besten wird sein, dein Schwager sagt ihm seine Beschuldigung direkt auf den Kopf zu.«
»Das wird er mit Freuden tun, aber im gleichen Atemzug wird er Lord Durwyn vermutlich zum Kampf herausfordern.«
»Nay, das muss t du verhindern.«
Royce hatte mit dieser Antwort gerechnet. Aber wie er aus eigener Erfahrung wußte, war es nahezu unmöglich, einen nach Rache dürstenden Wikinger aufzuhalten.
Alfred sah diesen Punkt jedoch als erledigt an und ging zum nächsten über. Ach habe nachgedacht, weshalb Durwyn so etwas tun sollte. Sicher, er hasst die Dänen, hasst sie ebenso wie du. Immerhin hat er sein einziges Kind an sie verloren. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies der einzige Grund ist.«
»Das sehe ich auch so«, antwortete Royce, »denn der Überfall war nicht gegen die Dänen gerichtet, sondern gegen dich - besser gesagt, gegen deinen Plan zur Sicherung des Friedens.«
»Exakt«, sagte Alfred. »Und betrachtest du den
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