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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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gibt keine Entschuldigung dafür, absolut keine Entschuldigung, gleichgültig, wie sehr ich provoziert wurde ...
    »Ich habe dich schon vorher gefragt«, begann Kristen zu Erikas Verblüffung mit völlig ruhiger Stimme, »und jetzt will ich eine Antwort hören: Wenn Selig, wie Turgeis Zehn Fuß behauptet, verletzt nach Gronwood gekommen ist, dann hat er dort Hilfe gesucht. Auf welche Weise hast du ihm geholfen?«
    »Ich ließ ihn auspeitschen.«
    Der Zeitpunkt für eine derart unverblümte Antwort hätte kaum ungünstiger sein können, aber Erika konnte nicht mehr an sich halten, da sie sich bereits seit Stunden mit Selbstvorwürfen quälte. Kristen hörte aus ihren Worten freilich nicht die Schuldgefühle heraus, sondern sah sich dadurch lediglich in ihren eigenen Schlussfolgerungen bestätigt. Ihre Wut entlud sich in einem gezielten Faustschlag.
    Es war ein gewaltiger Schlag, einer Frau ihrer Größe angemessen, einer Frau, die ihren Zorn nicht länger im Zaum zu halten vermochte. Er warf Erika zu Boden, direkt vor Thorolfs Füße. Er machte keinerlei Anstalten, sie aufzufangen, sondern wich einfach aus.
    Erikas goldene Haare waren schlammverklebt, ihre Wange brannte wie Feuer. Der Schlag hatte ihre Wange gegen die Zähne geschmettert und die zarte Innenhaut aufgeschlitzt. In ihrem Mund sammelte sich Blut, das langsam zu beiden Seiten herauszusickern begann. Erika muss te das Blut entweder ausspucken oder hinunterschlucken.
    Die Fäuste geballt, stand Kristen über ihr und brüllte sie an aufzustehen, da sie mit ihr noch nicht fertig sei. Erika war sich sicher, dass Kristen sie bis zur Bewusstlosigkeit zusammenschlagen würde, und weit und breit gab es keinen einzigen Mann, der ihr Einhalt gebieten würde - außer Turgeis! Oh, süße Freya, nay! Bloß das nicht! Denn sollte er sich tatsächlich irgendwo in der Nähe aufhalten und diese Szene mitverfolgen, dann würde er jede Vorsicht außer Acht lassen und ihr zu Hilfe eilen. Nichts würde ihn davon abhalten, und er würde dabei sein Leben lassen. Noch immer schrie Kristen sie an, sich zu erheben.
    »Lady, bitte, nicht hier, wo er uns sehen kann!«
    Sollte Kristen irgendwelche Bitten erwartet haben, dann sicher nicht diese. »Gibst du dich wirklich der Illusion hin, irgendjemanden hier kümmert es, was mit dir geschieht?« höhnte sie.
    »J a, Turgeis.« Erikas blaue Augen verdunkelten sich.
    Die bloße Erwähnung dieses Namens führte dazu, dass ein halbes Dutzend Schwerter gezogen wurden. Doch Kristen ließ sich durch die Aussicht, der klotzige Riese könne auftauchen, keineswegs entmutigen. Dazu war sie zu wütend.
    »Soll er ruhig kommen. Ich bezweifle, dass du und ich das überhaupt bemerken werden. Los, steh endlich auf ... !«
    Sie wurde von einer Stimme unterbrochen, mit der Erika am wenigsten gerechnet hätte. »Nay, Kris. Gib ihr zu essen. Behandle sie gut. Was sie erleidet, soll sie durch mich erleiden.«
    Kristen gab ein Knurren der Enttäuschung von sich und marschierte zum Wagen zurück. Selig hatte sich in eine sitzende Position manövriert und klammerte sich am Rand des Wagens fest.
    » Lass mich ... «
    »Nay, sie gehört mir, nicht dir! «
    Seine Stimme war zwar nicht allzu kräftig, dafür aber umso hartnäckiger. Die körperliche Anstrengung hatte ihn einiges gekostet, und sollte seine Schwester weiter in ihn dringen, würde er es auch auf einen Streit ankommen lassen. Kristen erkannte das und gab sich, wenn auch miss mutig, geschlagen.
    »Mir gefällt es zwar nicht, aber wie du meinst. Und jetzt leg dich wieder hin. Ruhe ist für dich genauso wichtig wie Nahrung. Lass dich nicht noch mal bei derartigen Kraftakten erwischen!«
    Selig warf noch einen letzten Blick auf seine im Schlamm kauernde, schlanke, schmalhüftige Folterknechtin und grinste - vielmehr versuchte er es. Selbst das war für ihn zu anstrengend, und so ließ er sich mit einem Stöhnen auf den Strohsack zurückfallen.
    Kristen biß die Zähne zusammen. Sie war wütend, weil man ihn gequält hatte, und trotzdem verwehrte er ihr die Möglichkeit, ihren Zorn zu entladen, der so gewaltig war, dass sie dafür wirklich ein Ventil benötigte. Andererseits konnte sie ihn verstehen. Wäre sie derart miss handelt worden, hätte sie die Rache auch nicht ihrer Familie überlassen, sondern sich, wenn sie dazu fähig gewesen wäre, persönlich gerächt. Und sobald sich Selig erholt hätte, würde er dazu fähig sein - er sollte sich besser schnell erholen!
    Sie schaute zu der Dänin hinüber,

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