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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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dazu!«
    Aber er wich ihr nicht von der Seite, nicht eine Sekunde lang, so dass sie sein verdrießliches Angebot, sie in die Büsche zu begleiten, ablehnte, obwohl sie eigentlich hätte gehen müssen. Im Moment war ihr Stolz noch größer als ihr Bedürfnis, denn sie wußte, er würde sie dabei nicht ungestört lassen. Allerdings hatte sie keine Ahnung, was sie tun sollte, wenn der Drang stärker würde.
    Dies war das einzige Bedürfnis, das zu stillen er ihr gestattet hätte. Das wurde ihr bewußt, als er sie neben sich her zum Lagerfeuer schob und dann an dem Mahl teilnahm, das aus dem nahe gelegenen Dorf herbeigeschafft worden war, ohne ihr auch nur einen Bissen anzubieten.
    Sie war darüber nicht überrascht. Die Feindseligkeit, die von ihm ausging, war so gewaltig, dass sie diese sogar spüren konnte, wenn sie ihn nicht anschaute. Und dasselbe Gefühl wurde ihr von jedem einzelnen Mann der Runde, ob nun Wikinger oder Angelsachse, vermittelt.
    Aber sie hatte Thorolfs Miene angesichts Seligs eingefallenem Bauch gesehen. Man gab nicht dem Fieber, sondern einzig ihr die Schuld für seinen erbärmlichen Zustand und ließ sie deshalb ebenfalls Hunger leiden. Kein Essen zu bekommen war allerdings Erikas geringste Sorge. Mehr Kummer bereitete ihr die Tatsache, dass Lady Kristen noch nicht entdeckt hatte, in welchem Zustand sich der Rücken ihres Bruders befand. Und bei der Vorstellung, was dann geschehen würde, krampfte sich Erikas Magen vor Angst zusammen.
     

13
    Kristen schaufelte den dicken Eintopf mit einer derartigen Geschwindigkeit in Seligs Mund, dass er nicht einmal Zeit zum Kauen hatte und gezwungen war, die dicken Brocken im Ganzen hinunterzuwürgen. Als er schließlich keine Luft mehr bekam, drehte er den Kopf weg und nuschelte mit vollem Mund: »Himmel noch mal, Kris, denkst du etwa, ich werde um so schneller gesund, je rascher du mich fütterst?«
    Ausgehungert wie er war, überraschte es ihn selbst, dass er das sagte, denn auch er verspürte den Drang, so viel wie möglich zu verschlingen, um rasch wieder auf die Beine zu kommen. Allerdings würde er lieber allein essen und hatte es auch versucht, doch sein Arm war noch zu kraftlos und hatte bereits nach wenigen Bissen zu zittern begonnen.
    Diese Schwäche machte ihn natürlich gereizt. Besser gesagt, es versetzte ihn in helle Wut, dass er nicht imstande war, allein zu essen. Und er konnte nur hoffen, dass der Grund dafür tatsächlich in seiner Unterernährung lag und nicht in irgendeinem seltsamen Leiden, das mit seiner Kopfverletzung in Zusammenhang stand und womöglich nie mehr verschwinden würde, wie auch die Schmerzen nach wie vor unvermindert andauerten. Der Gedanke, er könne vielleicht nie mehr zu alter Kraft zurückfinden, war weniger beängstigend als schlicht unannehmbar. Und dass er sich jetzt sogar noch schwächer fühlte als vorher, war nicht gerade ermutigend.
    Es schien ihm unglaublich, dass schon der kurze Weg von seinem Gefängnis hin zum Wagen, den er obendrein mit Hilfe des Riesen bewältigt hatte, das bißchen Kraft aufgezehrt haben konnte, das er aus der einen Nacht ungestörten Schlafs geschöpft hatte. Der Schlaf indes, aus dem er jetzt erwacht war, hatte ihn tatsächlich etwas erfrischt, zumindest genug, um nicht mehr mit der Stimme eines Sterbenden zu sprechen.
    Geduldig wartete Kristen, bis sich sein Mund wieder öffnete. Sie entschuldigte sich nicht für ihren Übereifer, und das wurde auch nicht von ihr erwartet. Doch ehe Selig den nächsten Bissen annahm, fragte er: »Wo ist Royce?«
    »Wahrscheinlich noch in Wessex.«
    Selig hielt überrascht im Kauen inne. Er hatte angenommen, sein Schwager sei ebenfalls anwesend, habe aber gerade irgendwo im Lager zu tun.
    »Er hat gestattet, dass du mich ohne seine Begleitung abholst?«
    Sie wich seinem Blick aus. »Er war nicht da, und so konnte ich ihm mein Vorhaben nicht mitteilen.«
    Nachdem Selig diese Antwort verdaut hatte, meinte er bloß: »Er wird wütend sein.«
    Sie setzte eine betont sorglose Miene auf und erwiderte achselzuckend: »Das ist anzunehmen.«
    »Sehr wütend.«
    Jetzt schossen ihre Augen Blitze. »Ich weiß, Bruder, also reite nicht länger darauf herum. Das ist meine Sache, nicht deine. Erzähl mir jetzt lieber, welche Beschwerden du hast, damit ich die Heilerin benachrichtigen kann ... «
    »Nay -wenn du mich wirklich liebst, dann lass keine Heilerin mehr an mich heran! « unterbrach er sie mit sichtbarem Schaudern. »Ich bin gerade erst einer sogenannten

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