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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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verstrichen wäre, da ich keinen Bart hatte. Wie ich jedoch am selben Tag zu meinem Bedauern erfuhr, befand ich mich in Ostanglia, und ich habe nicht die leiseste Vorstellung, wie ich dorthin gelangt sein könnte.«
    »Fast zwei Wochen ohne Erinnerung?«
    »Aye.«
    »Und kein Bart?«
    »Aye.«
    Kristen runzelte grübelnd die Stirn. »Dann hat dich offenbar jemand nach Ostanglia mitgenommen und dich unterwegs gepflegt, obwohl du die ganze Zeit über ohnmächtig warst. Ich frage mich nur, weshalb man dich dann später zurückgelassen hat.«
    »Ich frage mich eher, wer das war und warum sich dieser Jemand überhaupt mit mir belastet hat. Angelsächsische Diebe suchen doch bestimmt keinen Unterschlupf in Ostanglia.«
    »Nay, aber vielleicht waren es Diebe aus Ostanglia, die nach Wessex gekommen waren.«
    »Und für mich Lösegeld bekommen wollten?«
    Sie nickte. »Aber dann gaben sie es auf, weil du nicht aufgewacht bist und ihnen somit nicht mitteilen konntest, an wen sie ihre Forderung zu stellen hätten. «
    »Gut möglich«, gab er zu.
    Kristen seufzte. »Wahrscheinlich werden wir es nie erfahren. Aber wenn du in dieser ganzen Zeit nie bei Bewusstsein gewesen bist, konnten sie dir, selbst wenn sie es versucht hätten, auch nicht viel zu essen einflößen. Damit ließe sich zumindest dein abgemagerter Zustand erklären. Und wie ich merke, schmerzt dich dein Kopf noch immer.«
    »Aye, aber nicht mehr ständig und nicht mehr so schlimm. Wenn ich mich nicht bewege, ist der Schmerz für eine kurze Zeit sogar völlig weg. Dafür machen mir jetzt andere Schmerzen zu schaffen. «
    »Wo?«
    »An meinem Rücken. «
    Sie hatte seinen Rücken noch nicht gesehen. Er trug zwar keinen Überrock, war aber im Wagen auf den Rücken gelegt worden und hatte sich aus dieser Position noch nicht wegbewegt. Selbst zum Füttern hatte ihm Kristen lediglich ihren Sack mit den Ersatzkleidungsstücken unter den Kopf geschoben, damit er leichter schlucken konnte.
    »Noch eine Wunde?«
    Erneut wandelte sich seine Miene zu einer wutverzerrten Grimasse. » F rag die dänische Hexe!«
    So lange wollte Kristen nicht warten. Sie drückte gegen seine Schulter, bis er langsam auf den Bauch rollte. Sein schmerzhaftes Aufkeuchen bedurfte für Kristen keiner weiteren Erklärung. Die Krusten, die sich gebildet hatten, waren durch die Drehung abgerissen worden und klebten am Strohsack. Der Rücken war nur mehr eine Masse blauer, aufgequollener Haut, aus der nun an verschiedenen Stellen Blut hervor sickerte ...
    Das ging über Kristens Fassungsvermögen. Erst fälschlich der Spionage bezichtigt und dann gefoltert, um ein Geständnis zu erzwingen? Und dies hatte eine Frau befohlen? Eine Frau?
    Da Selig die Wunden nicht sehen, sondern nur fühlen konnte, gab sich Kristen zuversichtlich, obwohl sie innerlich kochte. »Das ist nicht so schlimm.«
    »Es fühlt sich aber so an.«
    »Wahrscheinlich, weil du so geschwächt bist.« Kristen war außer sich, versuchte jedoch, ihren Bruder auf andere Gedanken zu bringen. »Hast du überhaupt in dieser ganzen Zeit irgendwelche Nahrung zu dir genommen?«
    »An dem Tag, als ich erwacht bin, kurz bevor ich Gronwood erreicht habe. «
    Resolut sagte sie nun: »Also, du wirst diesen Eintopf jetzt fertig essen - und noch mehr, wie ich hoffe. Ich will, dass du ständig isst , und zwar so oft und so viel du kannst. « Sie stellte die Schüssel auf den Strohsack, direkt neben sein Gesicht. »Den Rest schaffst du sicher allein. Ich werde jetzt eine Heilerin holen und will von dir keine Widerworte hören. Sie wird Salben für deinen Rücken haben und ein Mittel zur Linderung deiner Schmerzen. Ganz sicher keine abführenden Mittel, das schwöre ich dir! «
    Sie ließ ihm keine Gelegenheit zum Widerspruch, der ihm ohnehin nichts genutzt hätte, sondern stieg aus dem Wagen und vermied dabei sorgsam jedwede Erschütterung, die er unweigerlich gespürt hätte. Doch sie begab sich nicht auf die Suche nach einer Heilerin - noch nicht. Sie suchte die Dänin und entdeckte sie auch sogleich, da sie nur wenige Fuß vom Wagen entfernt neben Thorolf saß.
    Erika hatte den Wagen beobachtet und auf Kristens Erscheinen gewartet. Hastig sprang sie nun auf, worauf auch Thorolf, in der Annahme, sie wolle ausreißen, in die Höhe schoss . Als er dann aber Kristen gewahrte, beruhigte er sich sofort.
    Erika stand kerzengerade da, obwohl sie am ganzen Leib zitterte. Sie hat seinen Rücken gesehen, gesehen, was ich in meinem Zorn angerichtet habe, und es

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