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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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starrte sie einen Moment reglos an und schritt dann abermals auf sie zu. Erika kauerte noch immer am Boden und stand auch jetzt nicht auf. Kristens Miene war nicht weniger grimmig als zuvor, und in Erikas Zügen spiegelte sich Argwohn.
    Aber als Kristen bei ihr angelangt war, wandte sie sich Thorolf zu und fragte ihn: »Hat sie gegessen?«
    »Sie verdient nichts«, war Thorolfs knapper Kommentar.
    So sehr Kristen ihm auch beipflichtete, muss te sie doch widerwillig eingestehen: »Es mag anders scheinen, aber sie und ihre Leute haben Selig die Nahrung nicht verwehrt. Und du hast ihn ja gehört«, fügte sie finster hinzu. »Sie soll gesund und kräftig bleiben, bis er sich selbst ihrer annehmen kann.«
    »Dann muss t du dich demnach zurückhalten?«
    Mit dieser Bemerkung wollte Thorolf Kristen nur etwas besänftigen, und bis zu einem gewissen Grad gelang ihm das auch. In ihrer Jugend war Thorolfs Schwester Tyra ihre engste Freundin gewesen, und in Kristens neuer Heimat hatte nun Thorolf die Stelle seiner Schwester eingenommen. Er durfte sie necken, so wie es ihre Brüder zu tun pflegten, und kam damit, im Gegensatz zu anderen Männern, ungeschoren davon.
    Nun führte seine Neckerei dazu, dass Kristen ihr Verhalten aus kritischer Distanz sehen konnte. Ach werde mich damit begnügen, mir auszumalen, was Selig alles mit ihr anstellen wird«, seufzte sie schließlich.
    » In siedendes Öl tauchen?«
    »Das ist noch das mindeste.«
    Keiner von beiden merkte, dass aus Erikas Gesicht jegliche Farbe wich, da ihr nicht bewußt war, dass die beiden nur scherzten. Panik ergriff sie, und in ihren Mund trat ein galliger Geschmack. Wäre das Gespräch dann nicht auf das Lager, die Aufstellung von Wachposten und die Pläne für den morgigen Tag übergegangen, hätte Erika keine Zeit gefunden, sich zu sammeln. Als sich aber nun die hellen Wasseraugen der Norwegerin erneut auf sie hefteten, hatte sie ihre Fassung einigermaßen wiedergewonnen.
    »Gib ihr zu essen, Thorolf!« ordnete Kristen in scharfem Ton an. »Und dann bring sie zu mir, damit ich sie für die Nacht fesseln kann. Ich brauche noch einen Strick. Falls keiner da ist, dann schick jemanden ins Dorf, um einen zu besorgen.«
    Sie wandte sich zum Gehen um, aber Erika hielt sie auf. Sie war soeben wie ein Gegenstand behandelt worden, über den man einfach nur redete. So niedergeschlagen und verängstigt Erika auch war, führte diese Behandlung doch dazu, dass sich ihr Stolz regte. Für einen Wutausbruch fehlte ihr die Kraft, und es wäre in der Tat auch töricht gewesen, diese Leute noch mehr zu reizen.
    »Du kannst mich genausogut schon jetzt fesseln, weil ich nichts essen werde.«
    »Du wirst wohl ... «
    »Ich kann nicht kauen, Lady Kristen.«
    Das war nicht gelogen. Das Innere von Erikas Wange war taub geworden, und sie würde beim Kauen wahrscheinlich drauf beißen und sich noch mehr verletzen. Abgesehen davon verursachte ihr schon der bloße Gedanke an Essen Übelkeit.
    Das verschwieg sie aber und sagte stattdessen : »Vielleicht morgen früh. «
    Eine Weile überlegte Kristen, ob sie weiter darauf bestehen sollte, entschied sich dann aber dagegen. »Besorg einen Strick! « wies sie Thorolf noch einmal an, ehe sie Erika packte und zurück zum Wagen zerrte.
    Entgegen ihrer Erwartung wurde Erika nicht in den Wagen gebracht, sondern muss te, an ein Wagenrad gelehnt, auf der nackten Erde sitzen. Ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden klopfend, stand Kristen neben ihr und wartete auf den Strick. Noch immer hatte sie Erika nicht persönlich angesprochen und schien dies auch nicht vorzuhaben.
    Plötzlich begann sich Erika zu krümmen. Sie wußte, sie würde nun gefesselt werden und die ganze Nacht unbeachtet hier sitzen müssen, und dieser Gedanke erinnerte sie daran, dass sie noch nicht ...
    Ihre Wangen brannten vor Scham, aber dennoch fragte sie: »Könntest du ... ich müss te dringend ... ich meine ... «
    Stirnrunzelnd fiel ihr Kristen ins Wort. »Hat Thorolf etwa versäumt, dich in die Büsche zu bringen?«
    Obwohl Erikas Gesicht nun glühte, stammelte sie: »Nay, aber in seiner Gegenwart konnte ich nicht. Du hattest ihm befohlen, mich nicht aus den Augen zu lassen ... «
    »Das hätte er auch nicht getan, und wozu auch? Eine Gefangene kann es sich nicht erlauben, die feine Dame zu spielen!«
    »Bitte! Ich flehe dich an von Frau zu Frau! Wenn du an meiner Stelle wärst ... «
    » Ach bin an deiner Stelle gewesen, Dänin! Ich war eine Gefangene, lag zusammen mit den meisten

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