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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Wikingern, die du hier siehst, in Ketten, und wurde von diesen Angelsachsen hier bewacht! Glaubst du, dass ich da so etwas wie eine Intimsphäre hatte?«
    So war es also auch die Wahrheit gewesen, als Selig erzählt hatte, seine Schwester habe ihren Besieger geheiratet. Und diese einstigen Gefangenen und einstigen Gefangenenwärter ritten nun als Waffenbrüder Seite an Seite? Erika war schleierhaft, wie es zu solch einer Entwicklung hatte kommen können, aber sie wagte nicht, danach zu fragen.
    Sie sagte nur: »Bitte!«
    In diesem Wort schwang so viel Verzweiflung, dass Kristen ein geknurrtes »Bah!« ausstieß und Erika hochzog. »Wenn ich nicht selbst das Bedürfnis verspüren würde ...«
    Aus lauter Erleichterung nahm Erika gar nicht wahr, wie sich Kristens Finger, deren Griff dem eines Mannes an Kraft kaum nachstand, in ihren Arm bohrten, um sie hinter sich herzuziehen. Kurz vor dem schützenden Gebüsch blieb Kristen jedoch stehen und spähte prüfend durch die Gegend. Erika stöhnte innerlich auf, da sie annahm, die Frau habe ihre Meinung wieder geändert.
    Doch zu Erikas Verblüffung fragte Kristen nur: »Dieser Riese, ist das dein Gatte?«
    Erika sah keinen Grund zu lügen. »Er ist mein Beschützer, und das seit meiner Kinderzeit, als ich ihm das Leben gerettet habe. Ich bin für ihn wie eine Tochter.«
    »Und du glaubst, dass er gerade irgendwo dort draußen ist?«
    jetzt erwog Erika zu lügen, kam jedoch wieder davon ab, da es ihrer früheren Behauptung widersprochen hätte. »Es würde mich überraschen, wenn er nicht da wäre«, gab sie zu. »Ich war bisher kaum jemals außerhalb seiner Sicht oder Hörweite.«
    »Es wäre nicht ratsam für ihn, jetzt selbst gesehen oder gehört zu werden«, erwiderte Kristen. »Er wird dich nie zu fassen bekommen, selbst wenn er dir bis nach Wessex folgen sollte. «
    Mit diesen Worten wandte sie sich um, rief einen der am nächsten stehenden Männer herbei und befahl ihm, fünf weitere Männer zu holen und sich mit ihnen über das Gebiet zu verstreuen, das sie zu betreten beabsichtigten. Sie würde kein Wagnis eingehen, auch wenn die Wangen ihrer Gefangenen schon wieder erflammten.
    Verächtlich murmelte Kristen: »Zimperliches Gehabe!«
    Erika hörte es und versteifte sich instinktiv. »Ich kann es nicht ändern.«
    »Das wäre aber ratsam«, gab Kristen zurück. »Wenn dich mein Bruder in die Mangel nimmt, kannst du dein schamhaftes Getue sowieso vergessen.«
    Das klang in Erikas Ohren wie eine Drohung. Die Norwegerin mochte sich an den Vorstellungen, was ihr Bruder alles mit Erika anstellen könnte, ergötzen, aber Erika selbst würden eben diese Vorstellungen über kurz oder lang in den Wahnsinn treiben. Sie muss te fliehen. Es gab keine andere Möglichkeit. Die Frage war nur, wie sie das bewerkstelligen sollte, wenn ständig ein oder mehrere Augenpaare auf ihr ruhten.
     

14
    Erika vermochte nicht zu sagen, was sie geweckt hatte, doch als sie am nächsten Morgen die Augen aufschlug, sah sie direkt neben ihrer Schulter ein Paar Beine vor sich. Es waren lange Beine mit engmaschigen Beinpanzern und wadenhohen Stiefeln aus fein gearbeitetem Leder. Sie versuchte, den Kopf zu heben, um den ganzen Mann in Augenschein zu nehmen, doch das war ein Fehler, den sie auch sogleich mit einem wimmernden Aufschrei bezahlte.
    Sie hatte völlig vergessen, dass sie eng an das riesige Wagenrad gefesselt war; man hatte ihr einen festen Strick mehrfach um ihre Taille, die Brust und den Hals gewickelt, um sicherzustellen, dass sie auch am nächsten Morgen noch in dieser Stellung dasitzen würde, und das war auch der Fall. Sie erinnerte sich noch daran, wie sie versucht hatte, ihren Kopf aufrecht zu halten, doch er muss te ihr im Schlaf auf die Seite gerollt sein, und jetzt waren ihre Nackenmuskeln schmerzhaft verspannt.
    Nun bemerkte sie auch, dass ihre an den Rücken gefesselten Hände und Unterarme völlig gefühllos waren. Aber das war vielleicht ein Segen, da sie somit auch schmerzunempfindlich waren. Ihr fiel nämlich wieder ein, dass sie versucht hatte, ihre Hände, die man mit einem dünneren Strick gefesselt hatte, zu befreien. Doch der Strick war dicker als vermutet gewesen, und obwohl ihr Unterfangen eigentlich aussichtslos gewesen war, hatte sie sich verzweifelt weiter bemüht und dabei ihre Haut aufgeschürft. Auch ihre Füße waren taub, und einer ihrer dünnen Strümpfe war von dem Strick zerfetzt worden - das Ergebnis ihres ebenso erfolglosen Versuchs, die Füße aus den

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