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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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als sie annehmen musste, dass ihr Liebster, dessen Gedicht von Walther von der Vogelweide sie wohl tausendmal in der Nacht bei Kerzenlicht heimlich gelesen, an ihren Busen gedrückt und sich seufzend ihrer Sehnsucht hingegeben hatte, plötzlich Interesse für eine andere entwickelt hatte. Dieses überschwängliche Verhalten war für ein vierzehnjähriges Mädchen durchaus verständlich, das fand auch Chassim. Nur Konrad IV . war besorgt, als Anna ihm von den Missverständnissen erzählte, weil ihm wirklich etwas an Elisabeth lag. Aber er musste doch schmunzeln, als er erfuhr, durch welche Umstände und Irrtümer es überhaupt zu dieser Zuspitzung der Gefühlslage bei Elisabeth kommen konnte. Schließlich versicherte ihm Anna, dass sie alles wieder ins rechte Fahrwasser gebracht hatte. Elisabeth hätte den wahren König natürlich am liebsten noch aufgesucht und selbst mit ihm gesprochen, aber das war am Abend vor der Verlobung einfach nicht statthaft, zumal Konrad immer noch bettlägerig war. Bruder Thomas wich nicht von seiner Seite und versorgte ihn ständig mit Speis und Trank, persönlich von ihm in der Burgküche zubereitet. So etwas wie mit Veit würde ihm nicht noch einmal passieren. Veit wurde vermisst, er war einfach nicht mehr aufgetaucht, kein Mensch wusste, was mit ihm geschehen war. Bruder Thomas vermutete, dass er sich schlichtweg aus dem Staub gemacht hatte. Er konnte nicht behaupten, dass er ihm eine Träne nachweinte. Er traute dem Frieden nicht, bis die welfische Partei – er sprach es absichtlich falsch aus, nämlich »die wölfische Partei« – Burg Landskron verlassen hatte. Am folgenden Tag sollte es so weit sein. Und die Medica, Chassim und Bruder Thomas konnten es kaum erwarten, nach ihrer Heimreise auf Burg Greifenklau zusammen mit dem alten Grafen vor einem flackernden Kaminfeuer zu sitzen, Graf Claus von ihren Abenteuern zu erzählen und ein friedliches und familiäres Weihnachtsfest nachzufeiern.
    Ambros konnte dazu nichts beitragen, er schlief immer noch wie ein Toter …
    Konrad von Hochstaden ging unruhig in der dämmrigen, wie stets nur von ein paar Kerzen spärlich beleuchteten Burgkapelle hin und her. Die Medica war immer noch nicht gekommen. Nichts hasste er mehr als Unpünktlichkeit, und normalerweise wäre er jetzt einfach gegangen, aber diese Unterredung war viel zu wichtig. Im Grunde genommen war er dankbar für den Aufschub, denn seine Gedanken rasten. Noch war nicht alles verloren. Was Pater Severin ihm vor kurzem mit triumphierendem Gesichtsausdruck berichtet hatte, konnte alles, aber auch wirklich alles auf den Kopf stellen. Mit diesem Wissen konnte er im letzten Moment die Sache zu seinen Gunsten wenden, wenn er es richtig anging. Ein Plan begann sich in seinem Kopf zu formen, aber er musste äußerst vorsichtig zu Werke gehen. Dabei durfte er auf gar keinen Fall den fatalen Fehler begehen, die Medica zu unterschätzen. Das hatte er schon einmal getan und hinterher bitter bereut. Sie war zweifellos eine Hexe, das stand nicht nur für Pater Severin fest, auch der Erzbischof war sich dessen sicher. Sie in den lodernden Flammen des reinigenden Scheiterhaufens brennen zu sehen, war vom ersten Augenblick, als er ihr begegnet war und ihre böse Aura gespürt hatte, sein übergroßes Verlangen gewesen. Und seine heiligste Pflicht. Vielleicht gab Gott ihm ein zweites Mal die Möglichkeit, sie und ihr frevelhaftes, ketzerisches Wirken von der Erde zu tilgen. Wenn er vor aller Welt beweisen konnte, dass die Medica in ihrer teuflischen Durchtriebenheit einen falschen König auf den Thron gesetzt hatte, würde sie das ohne Zweifel den Kopf kosten. Dann hatte er es zwar nicht geschafft, sie dem Flammentod auszuliefern, aber die Furcht und den brechenden Stolz in ihren Augen zu sehen, wenn sie ihren Kopf und den schlanken Schwanenhals in Erwartung des niedersausenden Henkerbeils auf den Richtblock legen musste, würde ihn befreiende Genugtuung schenken. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass er eines unbedingt und mit aller Macht anstrebte: Die Medica sollte ihn um Gnade anflehen. Er wollte ihren Stolz brechen. Den Hochstaden’schen Stolz, den er nur allzu gut kannte, denn schließlich floss er auch in seinen Adern. Im Grunde waren sich er und Anna ähnlicher, als es vom Äußeren her den Anschein hatte, jeder auf seinem Weg, den er eingeschlagen hatte, aber ebenso stur und unbeugsam in der Verfolgung seiner Ziele. Was hätten sie ausrichten können,

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