Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
Gemahlin, Graf und Gräfin von Landskron, Graf Chassim von Greifenklau, Anna von Hochstaden, Bruder Thomas und alle Fürsten. Eine Abordnung von Bürgern der Stadt Oppenheim wohnte der Zeremonie ebenfalls bei, die Graf Georg mit großer Routine und dem höfischen Protokoll gemäß vollzog. Auch der Erzbischof und seine Anhänger waren gekommen und verfolgten den Ablauf mit Argusaugen.
Elisabeth und ihr Zukünftiger saßen bleich und angespannt zur Linken und zur Rechten des Grafen Georg, ohne sich berühren zu können oder Blicke auszutauschen, sie starrten die ganze Zeit über nur auf die Tischplatte vor sich, als würde man über sie zu Gericht sitzen. Als der Graf die Urkunde verlesen hatte, unterschrieben die Zeugen und Otto II . für seine Tochter. Der König, seit seiner Amtseinführung 1237 auf einem Hoftag in Wien für mündig erklärt, musste selbst seine Unterschrift unter das mit zahlreichen Siegeln beurkundete Schriftstück setzen.
Jetzt war der Erzbischof mehr als gespannt, was geschehen würde, nahm er doch an, dass der Hütejunge weder des Schreibens noch des Lesens mächtig war. Aber eine krakelige Unterschrift konnten ihm seine Vasallen noch in der Früh zur Not irgendwie beigebracht haben, der Junge war ja nicht auf den Kopf gefallen, wie Konrad von Hochstaden gezwungenermaßen zugeben musste. Innerlich freute er sich schon über alle Maßen auf das Schachzabelspiel – das wenigstens konnte man einem unbedarften Jungen niemals in der Kürze der Zeit beibringen. Vor der Verlobungszeremonie hatte Pater Severin all die Fürsten noch gebeten, nach dem offiziellen Teil des Tages für eine Weile ihre Plätze nicht zu verlassen, weil es danach zu einer versöhnlichen Geste zwischen König und Erzbischof kommen sollte. Der Junge, der ungelenk auf dem Lehnstuhl des Königs thronte und gelegentlich hin- und herrutschte, als würde er auf einem Nagelkissen sitzen, konnte gar nicht anders, als einem Spiel zuzustimmen, zu sehr hatte Pater Severin den Druck auf ihn erhöht. Was dann geschehen würde, hatte sich Konrad von Hochstaden bereits ausgemalt. Wenn sich, wohl eher sehr schnell, herausstellte, dass der Hütejunge keinen Schimmer vom Schachzabelspiel hatte, würde der Erzbischof aufstehen und ihn des Hochverrats beschuldigen. Pater Severin hatte noch in der Nacht nach dem Leibmedicus des Königs, Ludolf von Aspelt, schicken lassen, der sich in Oppenheim aufhielt, für den Fall, dass ihn der kranke König doch noch rufen würde. Er kannte den König und seine körperlichen Merkmale persönlich. Er musste und konnte bestätigen, dass der junge Bursche oben auf dem Platz des Königs ein Betrüger war, ein Betrüger in des Königs Kleidern und an des Königs Stelle. Als Pater Severin gemeldet wurde, dass der Leibmedicus bereits auf der Burg angekommen sei, wähnte sich der Erzbischof innerlich auf der Siegesstraße. Endlich hatte er seine Gegner an die Wand gedrängt und die Mittel in Reichweite, seinen Gegenkönig Wilhelm von Holland einzusetzen und dem Stauferspuk ein Ende zu bereiten. Er würde Tabula rasa machen und ausnehmend alle des Hochverrats anklagen. Zuvorderst seine hochmütige und anmaßende Nichte, die Hexe Anna von Hochstaden, Graf Chassim von Greifenklau, den Grafen von Landskron, diesen impertinenten Mönch sowieso – sie alle würden unweigerlich mit dem Kopf auf dem Richtblock enden, was für eine wunderbare, befriedigende Vorstellung! Zwar würde der Aufschrei im Reich und im ganzen übrigen Europa groß sein, aber er war im Recht! Ohne irgendwelche Zweifel – sogar der exkommunizierte Kaiser im fernen Pülle, wenn er sich nicht gerade in Sicilia oder Jerusalem bei seinem sarazenischen Freund herumtrieb, hatte keine Argumente und nichts in der Hand, um etwas gegen diese Strafaktion unternehmen zu können. Das würde auch Konrad IV ., der todkrank im Bett dahinsiechte, den Rest geben, notfalls musste man da eben noch nachhelfen. Konrad von Hochstaden schloss für einen langen und tiefen Atemzug beseelt die Augen. So nah war er einem vollständigen Triumph noch nie gewesen. Er musste nur noch die Hand ausstrecken und die Figuren auf dem Spielbrett führen, dann saßen sie alle wie die Ratten in der Falle!
Konrad von Hochstaden war bemüht, mit dem nötigen Ernst bei der Sache zu bleiben und dem Sermon zuzuhören, den Graf Georg beim Vorlesen der Urkunde von sich gab. Bald mussten sie ihm, dem Erzbischof, bei einer Predigt zuhören, er würde ihnen schon die Leviten lesen, es würde
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