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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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wich Anna doch einen Schritt zurück und sah den Erzbischof mit skeptischem Blick an. »Ist das Euer Ernst?«
    »Sehe ich so aus, als würde ich den Hofnarren geben wollen?«
    »Nein.« Dann fügte sie spöttisch hinzu: »Ihr wollt Euch wirklich mit einer Hexe wie mir verbinden?«
    »Wenn man den Feind nicht schlagen kann, dann muss man ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.«
    »Und das wäre in meinem Fall?«
    »Macht. Einfluss. Reichtum. Sucht es Euch aus. Oder greift zu und nehmt alles. Was sagt Ihr dazu?«
    »Das ist es nicht, wonach mir der Sinn steht. Ich strebe nicht nach irdischen Gütern, Macht bedeutet mir nichts. Und ich habe bereits das Ohr des Königs.«
    »Das ist offensichtlich. Wie kommt Ihr dazu, wenn ich fragen darf?«
    »Ich stehe in seiner Gunst, das ist richtig. Schließlich habe ich ihn von einer Vergiftung geheilt; man hat versucht, ihn umzubringen …«
    »Habt Ihr das? Ihn geheilt?«
    »Ihr habt ihn gesehen. Sieht so ein todkranker Jüngling aus?«
    »Fürwahr, fürwahr. Wenn Ihr so gut mit ihm steht, dann könnt Ihr ihm vielleicht auch eine Bitte vortragen? Eine Bitte von einem Fürsten an einen Fürsten?«
    »Was ist es?«, fragte Anna, nun doch misstrauisch geworden.
    »Nichts Großes. Es geht mir nur um eine Gefälligkeit, die er mir erweisen könnte. Um vor aller Welt zu beweisen, dass wir uns nichts mehr nachtragen. Nach der Bekanntgabe seiner Verlobung morgen früh, bevor wir alle abreisen. Es könnte zu einer Annäherung unserer beiden Lager beitragen.«
    Anna war auf der Hut und antwortete ausweichend. »Ihr seid sehr gut informiert.«
    »Das ist der Schlüssel aller Diplomatie. Tut Ihr mir den Gefallen?«
    »Was ist Eure Gegenleistung?«
    »Ich lasse Euch fortan in Frieden.«
    »Das habt Ihr mir schon einmal versprochen.«
    »Diesmal besiegle ich es mit meinem feierlichen Ehrenwort. Dem Ehrenwort eines Erzbischofs.«
    »Um was soll ich den König bitten?«
    »Dass er mir die Ehre erweist, ein Schachzabelspiel mit ihm austragen zu dürfen. Es ist eine der sieben ritterlichen Tugenden, es zu beherrschen. Es heißt, dass er ein ausgezeichneter Schachzabelspieler sein soll. Ich will ihn wenigstens auf diesem Gebiet herausfordern. Alle, die Zeugen davon sind, werden sagen, sieh an, das kirchliche und das weltliche Oberhaupt im Reich verstehen sich wieder. Wäre das nicht ein Zeichen der Versöhnung? Als Zeichen meines und seines guten Willens?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Gut. Dann darf ich Euch eine gute Nacht wünschen.«
    Anna nickte knapp grüßend, drehte sich um und ging zur Treppe, die auf die Empore führte.
    »Ach, eins noch«, sagte der Erzbischof. »Furcht kann man riechen. Benutzt Ihr das Rosenwasser, um Eure Furcht zu überdecken?«
    Nun blieb Anna doch stehen und wandte sich ihm noch einmal zu. »Furcht ist die Strafe für unsere Begabung, Onkel. Eine Begabung, die uns von den meisten anderen Menschen unterscheidet. Diese Begabung ist unsere Vorstellungskraft. Sie ist bei mir sehr ausgeprägt. Insbesondere in Bezug auf Euch und Eure Pläne. Aber seit ich durch Euch beinahe auf dem Scheiterhaufen gelandet bin, habe ich jegliche Furcht abgelegt.«
    »Was ist mit Eurer Furcht vor Gott?«
    »Ich kann reinen Gewissens vor meinen Gott treten. Gott ist für mich Gnade, Friede, Nächstenliebe und Vergebung. Nicht Gewalt und Verbreitung von Angst und Schrecken.«
    »Ich sehe schon, Ihr seid nach wie vor eine unverbesserliche Häretikerin.«
    »Ich bin nur ein schwaches Weib, das sich nicht alles gefallen lässt. Gehabt Euch wohl.«
    Der Erzbischof blickte ihr kurz nach, wie sie die Treppenstufen zur Empore, wo Chassim und der Mönch auf sie warteten, emporstieg und mit den beiden durch die Tür zum Palas verschwand. Sie konnte ihm den Wunsch nach einem Schachzabelspiel mit dem König kaum ausschlagen. Wenn es stimmte, was Pater Severin für ihn ausspioniert hatte, dann war der Stellvertreter des Königs Hütejunge. Der Erzbischof hatte noch nie von einem Hütejungen gehört, der Schachzabel spielen konnte.
    Geschweige denn überhaupt wusste, was das war.

IX
    D as schriftlich festgelegte, von langer Hand gründlich von Sendboten des Kaisers verhandelte und vorbereitete Heiratsversprechen zwischen Konrad IV . und der Herzogstochter des Wittelsbachers Otto II ., Elisabeth von Bayern, war der feierliche Schlussakt des Hoftags und verlief zunächst reibungslos. Als Zeugen waren in der festlich geschmückten Empfangshalle anwesend der Herzog und seine

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