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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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wenn sie ihre Kräfte zusammengetan hätten! Er schüttelte über diese Erkenntnis den Kopf. Ein Jammer, was für ein Jammer!
    Ob der König überhaupt noch lebte? Als Pater Severin von seiner Lauschaktion erzählt hatte, konnte der Erzbischof die unglaubliche Dreistigkeit und Tragweite des gigantischen Betrugs, den die Medica eingefädelt hatte, zuerst einfach nicht glauben. Dass seine Nichte auf ihre Art mit allen Wassern gewaschen war, wusste er inzwischen. Aber dass sie ihn in ihrer Durchtriebenheit noch übertraf, überraschte und wurmte ihn gewaltig, obwohl es ihm auch eine gewisse Achtung abnötigte. Vielleicht war der König bereits seiner Vergiftung erlegen, und die Medica wagte es tatsächlich, an seiner statt einen Ersatzkönig zu installieren. Aber nein, das konnte nicht sein! Zugetraut hätte er ihr es, auf so einen infamen Gedanken konnte ja nur eine Hexe kommen. Doch auf Dauer ließe sich so etwas nicht durchführen, irgendjemand würde immer plaudern, und sei es nur aus Angabe, bei so einem ausgefallenen Schwindel mitgewirkt zu haben. Außerdem hatte Elisabeth von Bayern laut Pater Severin von einem Gedicht des Walther von der Vogelweide gesprochen, das sie vom König geschenkt bekommen hatte. Damit konnte nur der echte König gemeint gewesen sein, denn so eine Kostbarkeit konnte unmöglich im Besitz eines gewöhnlichen Menschen sein. Aber sollte der König, und das schien eher wahrscheinlich, in einem so elenden Zustand sein, dass er das Krankenlager nicht verlassen konnte, vielleicht für immer?
    Jetzt auf einmal wusste Konrad von Hochstaden, wie er dieses ganze Lügengebäude auffliegen lassen konnte.
    In diesem Moment hörte er das leise Quietschen der Pforte, die vom gräflichen Bereich im Palas auf die Empore der Burgkapelle ging. Anna von Hochstaden erschien auf der Empore, und hinter ihr waren zwei weitere Personen zu erkennen, die aber nicht nach unten kamen, sondern dort offensichtlich Posten bezogen. Wahrscheinlich Chassim, der junge Greifenklau, und dieser Mönch. Umso besser, jeder konnte hören, was er der Medica zu sagen hatte, die jetzt gemessenen Schrittes nach unten auf ihn zu kam. Er sah ihr entgegen. Aus dem Mädchen, der er zum ersten Mal im Kloster Heisterbach begegnet war, wo sie noch wie ein Junge aussah, weil sie als solcher unter dem Namen Marian als Famulus des Infirmarius und Priors aufgewachsen war, um den Heilberuf zu erlernen, war eine junge, schöne und selbstbewusste Frau geworden. Als sie ihm schließlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, senkte sie nicht etwa unterwürfig ihre Augen, sondern blitzte ihn herausfordernd an. Jedes Mal, wenn er sie sah, faszinierten ihn ihre verschiedenfarbigen Augen, die sie von ihrer Mutter, seiner verstorbenen Schwägerin, geerbt hatte. Eindeutig ein Zeichen dafür, dass sie eine Hexe war. Aber das war nun zweitrangig. Jetzt ging es darum, den Boden für seine Pläne zu bereiten.
    Sie fixierten sich lange, bis Anna das Schweigen brach. »Warum sagt Ihr nicht, senk den Blick – du bist mir nicht gleichgestellt und wirst es niemals sein?«
    Der Erzbischof lächelte. »Warum so kampfeslustig? Ich würde es begrüßen, wenn wir als Nichte und Onkel miteinander sprechen.«
    Anna zuckte mit den Schultern.
    »Ihr seid hoch aufgestiegen«, sagte der Erzbischof. Er schnupperte. »Feinstes Rosenwasser. Wie es sich für eine Gräfin von Hochstaden geziemt.«
    Anna konterte. »Bei unserem letzten Zusammentreffen unter vier Augen, das ich eher unerfreulich in Erinnerung habe, habt Ihr noch gesagt, ich verstecke darunter den Gestank meiner niederen Herkunft.«
    »Nun, da kannte ich Eure wahre Herkunft noch nicht. Genauso wenig wie Ihr.«
    Anna schnupperte nun ebenfalls. »Ich hingegen rieche Weihrauch und Myrrhe bei Euch. Was versteckt Ihr darunter? Euren Schwefelgeruch?«
    Konrad von Hochstaden lachte lauthals. »Ihr gefallt mir. Wirklich. Das ist die Medica, wie sie leibt und lebt. Immer angriffslustig. Das Wort ›Zurückweichen‹ kennt Ihr wohl nicht mehr?«
    »Nun – das habe ich mit Euch gemein. Neben dem Namen Hochstaden. Aber damit dürften die Gemeinsamkeiten zwischen uns beiden wohl ausgeschöpft sein.«
    Der Erzbischof zog die Augenbrauen hoch und strich sich über den sorgfältig gestutzten Bart. »Ich denke, der Höflichkeiten hätten wir nun genug ausgetauscht. Kommen wir zur Sache.«
    »Das ist ganz in meinem Sinn. Was wollt Ihr?«
    »Euch ein Angebot machen.«
    »Welcher Art?«
    »Dass wir uns zusammentun.«
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