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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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die Drachendame aus ihrer Höhle. Ich hatte die Kraft, diese eine zu rufen. Doch sie kam, und ich sandte sie zu dir. Das ist die einzige Zauberei, die ich noch habe. Es ist die erste bedeutsame Zauberei unseres Volkes und die reinste, die Drachenzauberei. Aber ich konnte ihr keinen Auftrag erteilen. Ich sandte sie zu dir in dem Wissen, daß sie dich wiedererkennen oder dich töten würde. Zweifellos hätten uns beide Handlungen früher oder später zusammengebracht.« Der Schatten gestattete sich ein schiefes Lächeln.
    »Du fühltest nicht mehr als das, Vater?«
    »Ich konnte nicht mehr tun. Ich sehne mich nach deiner Mutter. Es war uns bestimmt, immer vereint zu sein. Du mußt mir helfen, sie zu erreichen, Elric, und helfen mußt du rasch, denn meine Energien und Bannsprüche werden schwächer - bald werden mich Arioch oder Mashabak beanspruchen. Oder mich in ihrer Auseinandersetzung gänzlich vernichten!«
    »Du hast keine weitere Möglichkeit, ihnen zu entkommen?« Elric spürte, wie sein linkes Bein einige Sekunden lang unbeherrscht zitterte, bevor er es dazu zwang, seinem Willen zu gehorchen. Er erkannte, daß es schon zu lange her war, daß er das letzte Mal jene Kräuter und Drogen zu sich genommen hatte, die ihm die Kraft eines gewöhnlichen Geschöpfes verliehen.
    »In gewisser Hinsicht schon. Falls ich mit dir verbunden bliebe, mein Sohn, dem Gegenstand meines ungerechten Hasses, dann könnte sich meine Seele in der deinigen verbergen, dein Fleisch und das meine besetzen, von Blut verborgen, das mein Blut ist: Sie würden mich niemals aufspüren!«
    Erneut wurde Elric von einem Gefühl durchdringender Kälte ergriffen, als ob der Tod ihn bereits beansprucht hätte; sein Kopf war ein Mahlstrom leidenschaftlicher Gefühle, als er verzweifelt versuchte, wieder die Herrschaft über sich selbst zu bekommen, und betete, daß mit dem Aufgang der Sonne der Geist seines Vaters verschwinden möge.
    »Hier wird die Sonne nicht aufgehen, Elric. Nicht hier. Nicht bis zum Augenblick unserer Erlösung oder unserer Vernichtung. Deshalb sind wir hier.«
    »Aber erhebt Arioch dagegen nicht Einspruch? Er ist immer noch mein Patron!« Elric suchte im Gesicht des Vaters nach einem weiteren Anzeichen des Wahnsinns, vermochte jedoch keines zu finden.
    »Er ist anderweitig beansprucht und könnte dich jetzt nicht aufsuchen, sei es zu deinem Schutze oder deiner Bestrafung. Sein Disput mit Graf Mashabak erfordert seine ganze Aufmerksamkeit. Daher kannst du mir auch dienen und jene Aufgabe erfüllen, die ich nicht zu vollbringen wußte, als ich noch am Leben war. Tätest du dies für mich, mein Sohn? Für einen Vater, der dich stets haßte, aber immer seine Pflicht dir gegenüber erfüllte?«
    »Falls ich diese Aufgabe für dich erfüllen würde, Vater, wäre ich dann frei von dir?«
    Der Vater neigte zustimmend den Kopf.
    Elric legte eine zitternde Hand auf den Knauf seines Schwertes und warf den Kopf zurück, so daß das lange weiße Haar die Luft wie ein Halo im Mondlicht erfüllte, und sein unruhiger Blick starrte in das Gesicht des toten Königs.
    Er stieß einen Seufzer aus. Trotz seiner Schrecken gab es etwas in ihm, das Erfüllung finden würde, falls er das Verlangen seines Vaters erfüllte. Allerdings wünschte er sich, daß ihm die Wahl vergönnt gewesen wäre. Aber es war nicht die Art der Melniboneer, eine Wahl zu gewähren. Selbst Verwandte mußten durch mehr als durch Blut verpflichtet werden.
    »Erklär mir meine Aufgabe, Vater.«
    »Ehr mußt meine Seele finden, Elric.«
    »Deine Seele…?«
    »Meine Seele befindet sich nicht bei mir.« Der Schatten schien sich nur mühsam aufrecht halten zu können. »Was mich derzeit belebt, sind mein Wille und alte Zauberei. Meine Seele wurde versteckt, damit sie deine Mutter wiederfinden könnte, doch als ich Mashabaks und Ariochs Zorn entwich, verlor ich das, worin sie sich befindet. Such sie für mich, Elric.«
    »Wie werde ich sie erkennen?«
    »Sie ruht in einem Kasten. Keinem gewöhnlichen Kasten, sondern einem Kasten aus schwarzem Rosenholz, der mit geschnitzten Rosenmustern verziert ist und stets nach Rosen duftet. Er gehörte deiner Mutter.«
    »Wie kam es, daß du einen so wertvollen Kasten verloren hast, Vater?«
    »Als erst Mashabak und dann Arioch erschienen, um meine Seele zu beanspruchen, beschwor ich eine falsche Seele durch den Zauberbann, den ich dir in Beschwörungen nach dem Tode beibrachte, um sie zu täuschen. Eine Zeitlang wurde diese Quasiseele das Objekt

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