Die Rache Der Rose
Rache, Madame.«
»Ich suchte die Erlösung aus meiner Pein«, sagte die Rose. »Und meine Schwestern und ich erfuhren, daß solche Erlösung nur selten durch weitere Vernichtung erreicht wird. Außerdem konnten diese beiden niemals vernichtet werden. Dennoch haben wir bewirkt, daß sie lebend einem nützlichen Zweck gedient haben, und das ist alles, was ich herbeiführen wollte. Eindeutig Gutes zu tun, wo eindeutiger Schaden angerichtet wurde. Für jemanden wie mich ist das die einzige Form der Rache.«
Elric starrte mit wachsendem Grauen auf die Seelenschatulle und konnte ihr nicht antworten. Er dachte, daß er dies alles durchgemacht hatte, nur um in jenem Augenblick zu fallen, als er sich schon am Ziel geglaubt hatte.
Die Rose lächelte ihn immer noch an. Sanft ruhten ihre Finger auf seinem Gesicht. Er sah sie an, aber er konnte nicht sprechen.
Die Schwestern senkten ihre Schwerter. Sie sahen erschöpft aus und konnten kaum die Waffen in die Scheiden zurückstecken. Charion Phatt ließ die Kröte und Wheldrake stehen und kümmerte sich um sie.
»Hier.« Die Rose ging zu dem Tisch und nahm die lebende Rose von der Schatulle auf, die die drei Dornenringe enthielt, die bei der Ankettung einer Dämonenseele behilflich gewesen waren. Sie reichte ihm die Blume. Auf den Blättern lag Tau, als ob sie immer noch in einem ländlichen Garten blühte.
»Ich danke Euch für dieses Andenken, meine Dame«, sagte er leise, doch sein Verstand raste immer noch angesichts des bevorstehenden Grauens.
»Ihr müßt ihn zu Eurem Vater bringen«, sagte sie. »Er wird in den Ruinen auf Euch warten. In jenen Ruinen, wo Euer Volk seinen letzten Pakt mit dem Chaos schloß.«
Elric fand nichts Erheiterndes an ihrem Humor. »Ich werde schon früh genug mit meinem Vater sprechen, meine Dame«, sagte er. Mit einem tiefen Seufzer steckte er seine Kampfklinge fort. Und er sah ohne jede Freude in die Zukunft…
Sie lachte. »Elric! Die Seele Eures Vaters befand sich nie in diesem Kasten! Jedenfalls war sie nicht so darin gefangen, wie es die des Dämons jetzt ist. Die Dornenringe sind für das Fesseln einer Dämonenseele gedacht. Die Schatulle wurde gebaut, um eine Dämonenseele festzuhalten. Aber die Ewige Rose ist ein zu zartes Ding, um solch eine Seele halten zu können. Sie kann nur die Seele eines Sterblichen enthalten, der jemand anderen mehr als sich selbst geliebt hat. Diese Blume schützt die Seele Eures Vaters und wird von ihr genährt. Deshalb lebt sie. Sie wird von allem Guten in Sadric gehalten. Bringt sie Eurem Vater. Sobald er sie hat, kann er zu Eurer Mutter gehen, wie es sein Wunsch war. Arioch hat jeden Anspruch auf ihn aufgegeben - und Mashabak hat keine Gewalt über ihn. Wir werden uns der Macht Mashabaks bedienen. Wir werden den Grafen der Hölle dazu zwingen, alles, was wir liebten, wiederherzustellen. Und indem wir dieses Böse in Gutes verwandeln, rechtfertigen wir die Vergangenheit! Und das ist die einzige Art und Weise, durch die wir Sterblichen jemals unsere Vergangenheit rechtfertigen dürfen! Es ist die einzige positive Rache. Nehmt die Blume.«
»Ich werde sie meinem Vater bringen, meine Dame«, sagte Elric.
»Und dann«, sagte sie, »könnt Ihr mich nach Tanelorn mitnehmen.«
Er sah in ihre ruhigen haselnußbraunen Augen, und einen Augenblick lang zögerte er. »Ich fühle mich geehrt, meine Dame«, sagte er.
Plötzlich schrie Wheldrake auf: »Die Kröte! Die Kröte!« Und auf massigen Händen und Füßen kroch das Geschöpf durch die Tür der Kabine auf die Galerien, die zerstörten Decks hinaus, wo alle elenden Wichte, die von ihrem Dienst am Chaos entlassen worden waren, umherrannten und stolperten und flüchteten - aus dem großen Rumpf hinaus wie Kaninchen, die der Kammerjäger aus der Mietskaserne gescheucht hat, und rufend rannte Wheldrake hinter ihm her: »Halt, liebe Kröte. Süßer Mitstreiter! Um unserer gemeinsamen Liebe willen, halt an, ich flehe dich an!«
Doch die Kröte hatte sich nun am Eingang zum Schiff Das War umgedreht und sah zu Wheldrake herüber, sah zu Charion Phatt herüber, die ebenfalls herankam, und hielt wie wartend inne. Als sie näher kamen, watschelte sie aus dem Rumpf hervor und in das Licht, während die Menschen wie Läuse um sie herumrannten und in das Land flohen, in dem das Chaos nicht länger herrschte. Und dann kauerte sie sich hin und wartete auf sie…
… und Muttchen Phatt wurde unsicher schwankend in ihrer Sänfte von ihrem Sohn und ihrem Enkel
Weitere Kostenlose Bücher