Die Rache Der Rose
wilder Blick allein schien völlig auszureichen, um diese mystischen Wände zu durchbrennen und ihn herauszulassen, zu verschlingen, zu verformen, um aus diesem Reich einen einzigen kreischenden Fortsatz aus gequältem Leben zu machen.
»Eures Vaters Seele, Prinz Elric, gegen Euer Schwert. Sicherlich wißt Ihr doch, was Euch mehr bedeutet? Kommt schon, Prinz Elric, das ist doch keine Entscheidung, über die Ihr erst lange nachdenken müßtet! Geht auf den Handel ein. Er macht Euch frei. Er wird Euch von all Euren Verhängnissen befreien, süßer Prinz…«
Und Elric spürte die Verlockung, die verführerische Aussicht, seine Höllenklinge für immer los zu sein, frei zu sein von jener ungewollten Symbiose, auf die er sich mehr und mehr stützte, frei zu sein von der Drohung, die Seele seines Vaters auf ewig mit der seinen verschmelzen zu lassen, seinem Vater dabei helfen zu können, zu seiner Mutter im Wald der Seelen zu gelangen, wo weder Ordnung noch Chaos noch das Kosmische Gleichgewicht in irgendeiner Weise herrschten.
»Die Seele Eures Vaters, Elric, die Ihr freilassen könnt. Das Ende seines Leidens und des Eurigen. Ihr braucht das Schwert nicht zum Leben. Ihr brauchtet nicht seine Macht, um es zu finden, um jene Mühen und andere zu durchstehen. Gebt mir das Schwert, Elric. Und Ihr bekommt von mir all diese Schätze…«
»Dir wollt das Schwert, damit Ihr den Dämon beherrschen könnt«, sagte Elric. »Habt Ihr einen Zauberbann, der Euch diese Macht verleihen wird? Vielleicht, Prinz Gaynor. Aber der Zauberbann alleine reicht nicht aus. Ihr müßt in der Lage sein, Graf Mashabak Angst einzujagen…«
Wieder das wütende Lärmen, das Plärren und Kreischen und Drohen…
».. .und Ihr denkt, daß Ihr das mit Sturmbringer vollbringen könnt. Doch würdet Ihr mehr als nur Sturmbringer benötigen, Prinz Gaynor, um einen solchen Grad der Beherrschung zu erlangen!« Und wieder dachte Elric über die unglaubliche Frechheit von Gaynor dem Verdammten nach, der sich einen Lord der Hölle zu unterwerfen trachtete!
»Das stimmt, süßer Prinz.« Prinz Gaynors Ton war sanfter geworden und zeugte von Erheiterung. »Doch glücklicherweise habe ich mehr als Euer Schwert. Die Rose kennt den Zauberspruch, den ich meine…«
Die Rose hob den Kopf, und sie spie ihn an, was ihm nur noch fröhlicheres Gelächter entlockte. »Ah, wie Liebende doch diese kleinen Vertraulichkeiten zu bereuen lernen…«
Was in Elric ein plötzliches Verständnis und ein neues Mitgefühl für diese Frau, die letzte ihrer Art, und die besondere Beschaffenheit ihrer moralischen Last hervorrief.
»Gebt mir die Klinge, Prinz Elric.« Gaynor streckte die behandschuhte Linke aus, in der die Seelenschatulle lag. In seiner rechten Hand schwebte der Schwarzdornstab neben der ektoplasmischen Membran. »Es gibt nichts zu verlieren.«
»Ich glaube, ich könnte nur gewinnen«, sagte Elric, »wenn Ihr mir freies Geleit mit diesem Ding gewährtet.«
»Natürlich. Wer würde schon zu Schaden kommen?«
Doch auf diese Frage wußte Elric die Antwort. Seine Gefährten würden zu Schaden kommen. Das Reich würde zu Schaden kommen. Viele andere würden zu Schaden kommen, sobald Gaynor Graf Mashabak beherrschte. Er wußte nicht genau, wie der Prinz der Verdammten die Waffe einzusetzen gedachte, um den Lord des Chaos zu beherrschen, aber es war offensichtlich, daß eine solche Möglichkeit bestand. Vor langer Zeit hatte die Rose einmal ein Geheimnis offenbart, ihr Wissen um eine machtvolle alte Zauberkunst.
»Oder wollt Ihr Euch ewig mit Eurem Erzeuger vereinen, Elric von Melnibone?« Die Stimme aus dem Helm klang nun kälter, und ein verstärktes Maß an offener Drohung schwang darin mit. »Ich würde sogar meine Macht mit Euch teilen. Euer Schwert wird der Prügel sein, mit dem ich Mashabak meinem Willen unterwerfen werde…«
Elric sehnte sich danach, Gaynor dem Verdammten zuzustimmen. Wenn er ein wahrer Melniboneer gewesen wäre, selbst einer wie sein Vater, hätte er nicht weiter über die Sache nachgedacht und das Schwert im Tausch gegen den Seelenkasten hingegeben. Aber welcher Art seine Bande des Blutes, des Wesens und der Neigung auch waren, seine Treue galt seinen Kameraden, und er würde kein einziges weiteres Menschengeschöpf der Gnade des Chaos überantworten.
Und deshalb weigerte er sich.
Was einen Wutschrei des ehemaligen Prinzen des Universellen auslöste; er schrie, daß Elric ein Narr sei, daß er etwas von diesen Reichen hätte retten
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