Die Rache Der Wache
er einige unsichere Schritte.
Am ersten Holzpfosten der Seilabsperrung hielt er an. Zögernd deutete er darauf und sprach ein kehliges Wort.
Der Pfosten spie Flammen!
Die Leute in der Nähe wichen schreiend zurück, und der Zauberer taumelte weiter den Pfad entlang, wobei er mit der Hand auf alle Pfosten zeigte, an denen er vorbeikam.
Das milchigweiße Leuchten verschmolz miteinander und erhellte den Weg. Wess erkannte, daß die Pfosten nicht wirklich brannten. Als der Pfahl vor ihr zu leuchten begann, streckte sie ihre Hand danach aus. Als sie keine Hitze spürte, berührte sie den Pfosten zunächst behutsam, dann packte sie ihn. Er war nicht warm, und das grob zurechtgehauene Holz kam wieder zum Vorschein.
Sie dachte an Lythandes Worte, wonach sie Talent zum Magier hatte, und fragte sich, ob sie auch so etwas zuwege brächte. Es war ein nützlicher Trick, jedoch nicht wirklich wichtig. Sie hatte auch kein Stück Holz, an dem sie es hätte versuchen können, außerdem wußte sie ohnehin nicht, wie sie vorzugehen hätte. Sie zuckte die Achseln und ließ den Pfahl los. Ihr Handabdruck — sie blinzelte. Nein, es war eine Täuschung, die Stelle, welche sie berührt hatte, war nicht heller.
Der Zauberer stand nun mit ausdruckslosem Gesicht vor der Plattform des Prinzen. Bauchle Meyns beugte sich weit vor und starrte ihn an. Er hatte offensichtlich Probleme, hielt aber seinen Ärger, wenn auch mit Mühe, im Zaum. Der Zauberer blickte ihn an. Wess sah, wie Bauchle Meyns' Finger sich um eine rote Kette schlössen. Er drehte sie. Wess schnappte nach Luft. Der Zauberer kreischte und warf die Arme hoch. Bauchle Meyns ließ den Talisman langsam wieder los, und der Zauberer ließ die Arme sinken. Er zitterte. Auch Wess bebte. Sie fühlte sich, als hätte die Kette ihren Körper gepeitscht.
Zitternd bewegten sich die Hände des Zauberers wieder. Die Plattform des Prinzen, die Holzteile der Stühle, die Stützen der Vordächer, alles sprühte nun von dem glänzenden Schein. Die Wachen stürzten verwirrt vor, aber der Prinz schickte sie mit einer Handbewegung auf ihren Platz zurück. Er saß ruhig da und lächelte, seine Arme ruhten auf den grell leuchtenden Lehnen des Throns. Schattengleiche Flammen spielten um seine Finger, und aus der Plattform zu seinen Füßen sprühte grelles Licht. Bauchle Meyns lehnte sich zufrieden zurück und nickte dem Zauberer zu. Die Edlen auf der Plattform standen verwirrt, überflutet von dem Licht, das den Planken zwischen den buntgemusterten Teppichen entsprang.
Der Zauberer stolperte vorwärts und entzündete die restlichen Pfosten. Schließlich verschwand er im Dunkel des Zeltes, dessen Stützpfosten in unheimlichem Licht zu glühen begannen. Gleichzeitig fingen auch die Abgrenzungsseile, die Teppiche auf der Plattform, der Baldachin über dem Prinzen und die Leinwand des Zeltes sanft zu glühen an.
Der Prinz applaudierte, nickte und lächelte Bauchle Meyns zu, und das Volk folgte seinem Beispiel.
Mit einem schrillen Schrei kündigte ein Gaukler seinen Auftritt an, er purzelte durch das Haupttor und sprang, Saltos schlagend den Pfad entlang. Ihm folgten drei Flötenspieler, Trommler und drei Ponies mit schmuddeligen Federn am Zaumzeug. Auf ihnen ritten drei Kinder in flitterbesetzten kurzen Höschen.
Das erste Mädchen richtete sich auf und balancierte auf der Kuppe ihres Reittieres, die beiden anderen machten einen Schulterstand auf dem Widerrist der Ponies. Wess, die noch nie auf einem Pferd gesessen hatte, erschien das nicht geheuer; sie klatschte Beifall. Andere Zuschauer applaudierten ebenfalls, der Prinz klatschte geziert. Aber ein großer grauhaariger Mann lachte spöttisch und brüllte: »Zeigt uns mehr!« Darauf stimmten die meisten der Zuschauer ein spottendes Gejaule und Gelächter an. Das stehende Kind auf dem ersten Pony blickte starr nach vorne. Wess preßte die Zähne zusammen, sie ärgerte sich über die Leute, bewunderte aber die würdevolle Haltung des Kindes. Quartz' ältestes Kind war etwa im selben Alter. Wess nahm ihre Hand, und Quartz drückte sie dankbar.
Ein von Ochsen gezogener Käfig rollte durch das finstere Tor. Wess hielt den Atem an. Die Ochsen zogen den Käfig ins Licht. Darin kauerte ein älterer Troll auf einem Haufen schmutzigem Stroh. Ein Junge neckte ihn mit einem Stock, als der Käfig am Prinzen vorbeirollte. Der Troll fuhr hoch und fluchte schrill und verärgert.
»Ihr unzivilisierten Barbaren! Du Prinz — Prinz von Würmern, was sage ich! Von
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