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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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überrascht. Sie ließ die Klinge in die Hülle zurückgleiten. Der Alte lachte wieder. »Dieser Zirkus hat auch ein Geheimnis — extra für den Prinzen. Sie verraten nicht, was es ist. Aber es ist bestimmt sehenswert.«
    »Hab Dank, Bürger«, erwiderte Wess kühl und kehrte zu ihren Freunden zurück. Der Zerlumpte wurde von der Menge mitgerissen.
    Wess fiel Aeries Blick auf. »Hast du gehört?«
    Aerie nickte. »Sie haben ihn. Was sonst könnte das große Geheimnis sein?«
    »In diesem gottverlassenen Ort mag schon ein Troll oder ein armer Salamander, den sie überwältigt haben, als Wunder gelten«, spottete sie, denn Trolle waren die sanftesten Geschöpfe, und Wess hatte sich oft genug auf die Zehenspitzen gestellt, um einem Salamander, der auf dem Hügel lebte, auf dem sie zu jagen pflegte, das Kinn zu kraulen. Er war völlig zahm, Wess tötete nie Salamander. Die Haut war zu dünn, um von Nutzen zu sein, und keiner ihrer Familie mochte Echsenfleisch. Abgesehen davon war schon eine einzige Keule eines ausgewachsenen Salamanders zu schwer für eine Person, und Wess ließ ihre Beute nicht gerne verkommen. »Vielleicht haben sie eine geflügelte Schlange in einer Schachtel und nennen das ein Geheimnis.«
    »Wess, das Geheimnis ist Satan. Das steht fest«, unterbrach Quartz. »Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie wir ihn befreien.«
    »Natürlich, du hast recht«, antwortete Wess.
    Am Tor starrten zwei stattliche Wächter finster auf den Pöbel, der auf den Paradeplatz strömte. Vor einem der beiden hielt Wess an.
    »Ich möchte den Prinzen sprechen«, sagte sie.
    »Der Prinz hält erst nächste Woche wieder Hof«, erwiderte der Wächter schroff und musterte sie.
    »Ich muß ihn sehen, bevor der Zirkus beginnt.«
    Der Wächter wirkte belustigt. »So, müßt Ihr das? Da habt Ihr aber leider Pech gehabt. Er ist nicht hier und wird auch nicht zurück sein, ehe die Parade beginnt.«
    »Wo ist er?« fragte Chan.
    Sie hörte das unwillige Gebrumme der Menge, die sich hinter ihnen staute.
    »Staatsgeheimnis«, gab die Wache zurück. »Geht jetzt weiter, und macht den Weg frei.«
    Sie gingen.
    Augenblicklich ließ das Gedränge nach, denn der Paradeplatz war riesig. Sogar das Zelt wirkte hier klein. Der Palast ragte wie eine Klippe auf. Wenn auch nicht ganz Freistatt anwesend war, so war doch jede Bevölkerungsgruppe großzügig vertreten. Verschiedene Händler hatten ihre Stände errichtet: Hier gab es Schmuck zu kaufen, dort Früchte, und weiter hinten Backwerk; ein Bettler schlurfte langsam seines Wegs, einige Schritte weiter promenierten lachend noble Herrschaften in Satin, Fell und Gold unter Sonnendächern, die von nackten Sklaven getragen wurden. Die spärlichen Strahlen der Herbstsonne hatten gewiß nicht die Kraft, der zarten Haut der Adligen zu schaden; ebensowenig vermochten sie die Rücken der sich abmühenden Sklaven zu wärmen.
    Quartz sah sich um, dann deutete sie über die Köpfe der Menge. »Sie stecken einen Weg mit Seilen und Pflöcken ab. Die Parade wird durch dieses Tor, und von dieser Seite ins Zelt ziehen.« Ihre Hand beschrieb einen Bogen von rechts nach links, von Ost nach West, ausgehend vom Haupttor. Das Zirkuszelt stand zwischen dem Sklavenmarkt und der Kaserne der Wachen.
    Sie versuchten, das Zelt zu umrunden, aber der Platz dahinter war mit Seilbarrieren versperrt. Am Zelteingang stauten sich die Schaulustigen, und einige zwängten sich bereits zurück.
    »Wir kommen nicht mehr hinein«, stellte Aerie fest.
    »Das ist vielleicht gut so«, entgegnete Chan. »Schließlich müssen wir nicht zu Satan hinein — sondern wir sollten ihn herausbekommen.«
    Die Schatten über dem Paradeplatz wurden länger. Wess saß bewegungslos und schweigend und wartete. Chan kaute nervös an den Fingernägeln. Aerie kauerte in ihren Umhang gehüllt am Boden; sie hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Quartz betrachtete sie besorgt und spielte unruhig mit dem Griff ihres Schwertes.
    Nachdem ihnen erneut eine Audienz verwehrt worden war, diesmal an den Palasttoren, hatten sie sich einen Platz nahe der abgegrenzten Straße gesichert. Gegenüber, hinter der zweiten Absperrung, stellte eine Arbeitsmannschaft gerade eine Plattform fertig. Als das geschehen war, huschten Diener aus dem Palast mit Teppichen, seidengesäumten Baldachinen, Stühlen und Kohlebecken. Wess hätte auch gerne ein solches Kohlebecken in ihrer Nähe gehabt, denn als die Sonne unterging, wurde es empfindlich kälter.
    Die Menge wuchs

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