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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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weiter an, rückte näher zusammen, und wurde nach und nach immer betrunkener. Vor dem Zelt brachen Prügeleien aus, als die Leute erkannten, daß sie nicht ins Innere gelangen würden. Die Laune verschlechterte sich merklich, bis Ausrufer, die sich mit Glocken Gehör verschafften, verkündeten, daß der Zirkus eine weitere Vorstellung geben werde — mehrere Vorstellungen, bis alle Bürger Freistatts die Gelegenheit hatten, die Wunder des Zirkus zu bestaunen. Und das Geheimnis! Natürlich, das Geheimnis. Niemand deutete auch nur an, worum es sich dabei handelte.
    Wess zog ihren Mantel enger um sich. Sie kannte das Geheimnis und hoffte, daß das Geheimnis seine Freunde erkennen, und bereit sein würde, für was auch immer.
    Die Sonnenstrahlen berührten nur mehr die Spitzen der hohen Mauern des Vashankaplatzes. Bald würde es dunkel sein.
    Trompeten und Zimbeln! Wess blickte zum Haupttor, mußte jedoch feststellen, daß alle Bürger Freistatts um sie herum ebenfalls versuchten, einen Blick auf den Palasteingang zu erhaschen. Die gewaltigen Tore schwangen auf, und eine Phalanx Wachen marschierte auf, gefolgt von einer Gruppe Edler, juwelengeschmückt und in Goldtuch gewandet. Sie schritten über den festgestampften Boden des Platzes. Der junge Mann an der Spitze der Gruppe, auf dessen Kopf eine kleine Krone ruhte, nahm die Rufe des Volkes anerkennend entgegen, als wären es alles Huldigungen — das aber, stellte Wess fest, war nicht unbedingt der Fall. Aber der all das Gebrummel und die Beschwerden beherrschende Ruf war: »Der Prinz! Lang lebe der Prinz!«
    Die Phalanx marschierte geradewegs vom Palast auf die neu errichtete Plattform zu. Jeder, der noch im Weg saß, suchte rasch seine Habseligkeiten zusammen und machte sich aus dem Staub. Die Saumseligen räumten den Pfad wie fließendes Wasser, das einen im Weg liegenden Stein umspülen mußte.
    Wess erhob sich, um den Prinzen mit einem Sprint erreichen zu können.
    »Hinsetzen!«
    »Weg da!«
    Jemand warf einen angebissenen Apfel nach ihr. Sie wehrte ihn ab und hockte sich nieder, jedoch nicht wegen der Rufe oder des fliegenden Abfalls. Aerie hatte sich mit derselben Absicht erhoben. Wess zupfte sie am Ellenbogen.
    »Schau«, forderte sie sie auf.
    Jeder innerhalb der Reichweite der Prozession schien dieselbe Idee gehabt zu haben. Die Leute drängten sich um die Gruppe, und jeder versuchte, Aufmerksamkeit zu erregen. Der Prinz warf eine Handvoll Münzen unter die Leute, was ihm zumindest die Bettler vom Leib hielt. Andere jedoch bedrängten ihn weiter. Die Wachen nahmen ihn in die Mitte, so daß kaum mehr etwas von ihm zu sehen war, und wehrten die Bürger mit der Längsseite ihrer Speere ab.
    Das dichte Spalier teilte sich, und der Prinz bestieg die Plattform. Dort stand er allein, drehte sich um sich selber und grüßte in die Menge.
    »Meine Freunde!« rief er. »Ich weiß, daß ihr Anliegen habt. Mir ist das Wohl eines jeden wichtig.«
    Wess grunzte.
    »Heute jedoch ist es uns vergönnt, ein Wunder zu bestaunen, wie es das Kaiserreich nie zuvor gesehen hat. Vergeßt eure Sorgen heute nacht, meine Freunde, und genießt mit mir das Schauspiel.« Er streckte eine Hand aus, und einer seiner Begleiter trat zu ihm auf die Plattform.
    Bauchle Meyns.
    »In ein paar Tagen wird Bauchle Meyns und seine Truppe nach Ranke reisen, um meinen Bruder, den Kaiser, zu unterhalten.«
    Wess und Quartz starrten einander fassungslos an. Chan murmelte einen Fluch. Aerie stand völlig starr, und Wess hielt ihren Arm. Alle zogen sie ihre Kapuzen tief ins Gesicht.
    »Bauchle geht mit meinem Einverständnis und meinem Siegel.« Der Prinz hielt eine Pergamentrolle hoch, die mit scharlachfarbenen Bändern und einem ebenholzfarbenen Siegel versehen war.
    Der Prinz setzte sich, und Bauchle Meyns nahm den Ehrenplatz an seiner Seite ein. Der Rest der fürstlichen Gefolgschaft setzte sich auf die verbliebenen Plätze rundum, und die Parade begann.
    Wess und ihre Freunde rückten näher zusammen, keiner sprach.
    Vom Prinzen war also keine Hilfe zu erwarten.
    Zum Klang von Flöten und Trommeln öffnete sich das Haupttor. Die Musik erklang weiter, und zunächst geschah nichts. Bauchle Meyns wirkte nervös. Dann stolperte eine Gestalt auf den Weg, als wäre sie gestoßen worden. Der skelettdürre Mann fand sein Gleichgewicht wieder, richtete sich auf und blickte um sich. Er ließ seinen langen Umhang von den Schultern gleiten und stand nun in einem sternenbesetzten Gewand auf dem Pfad. Dann machte

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