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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ruppertus, Eberhard und deren Begleiter gar nicht auf die Idee kamen, die Hussiten könnten in der Unterzahl sein. Während Eberhard zu seinem Schwert griff, um sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, überschlugen sich Ruppertus’ Gedanken. Er blickte auf Jakub hinab und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.
    Der Böhme baute sich vor ihm auf und sprach ihn auf Deutsch an. »Bete deine letzte Litanei, Mönchlein, denn gleich wirst du vor deinem Herrn stehen. Damit meine ich den, der tief unter uns wohnt und bei dem es immer so schön warm ist.«
    Er zeigte mit der Linken grinsend nach unten, während er mit der anderen Hand sein Schwert zog, aber nicht sofort zuschlug.
    Ruppertus nahm sein Zögern durchaus wahr und beschloss, es für sich auszunützen. »Du nennst mich einen Mönch? Du hirnloser Trottel, weißt du überhaupt, wen du vor dir hast? Du sprichst mit Janus Suppertur, dem Großinquisitor der heiligen römischen Kirche!«
    Die Arroganz und die Selbstverständlichkeit, mit der Ruppertus auftrat, verblüfften die Hussiten. Noch waren sie nur zu dritt, und es würde dauern, bis die Verstärkung kam. Daher versuchte ihr Anführer Zeit zu gewinnen.
    »Aus Rom bist du? Da bist du aber weit von deinen gewohnten Wegen abgekommen!«
    »Ich bin auf dem Weg, auf den Gott mich geführt hat«, erwiderte Ruppertus mit kalter Stimme. »Und nun bring mich zu deinem Herrn. Ich glaube, Vyszo heißt er!«
    Zu jeder anderen Stunde hätte Jakub diese Worte mit blankem Stahl beantwortet. Doch Ruppertus’ Benehmen und die unheimliche Maske schüchterten ihn ein.
    »Was wollt Ihr von Fürst Vyszo?« Unwillkürlich sprach er den Mönch ehrerbietig an.
    Ruppertus lächelte zufrieden. »Ich will mit Eurem Anführer verhandeln! Und jetzt führe uns zu ihm, sonst wird es dein Schaden sein.«
    Einen Augenblick lang überlegte der Böhme, dann nickte er. »Also gut! Aber wenn das, was Ihr sagt, Fürst Vyszo nicht gefällt, werde ich es sein, der Euch den Kopf abschneidet und auf einen Pfahl spießt.«
    Dieser Drohung fehlte jeglicher Nachdruck. Jakub stieß sie nur aus, damit sein Nachgeben nicht als Niederlage gewertet werden sollte.
    Ruppertus kümmerte das Befinden des Hussiten nicht. Für ihn galt es, Maries Spur aufzunehmen und sie zu fangen. Um dieses Ziel zu erreichen, war er bereit, jedem alles zu versprechen und es wieder zu vergessen, wenn er Marie endlich in seiner Gewalt hatte. Mit diesem Vorsatz folgte er Jakub und kam eine halbe Meile weiter an der Abzweigung vorbei, wo Marie den Weg nach Süden eingeschlagen hatte.

10.
    W ie es Marats Absicht gewesen war, wurde Michel auf Sokolny als Jankas Lebensretter gefeiert. Er nahm es jedoch mit zwiespältigen Gefühlen hin. Zwar begehrte er Janka als Frau und wünschte sich, zugleich mit ihr eine neue Heimat erringen zu können. Aber das ungute Gefühl, das er angesichts des toten Fremden empfunden hatte, wollte nicht weichen. Er war immer noch der Ansicht, es wäre besser gewesen, den Mann nicht zu töten, sondern mit ihm zu reden. Andererseits war die Situation für Janka zu bedrohlich gewesen, und sein Zögern hätte sie das Leben kosten können. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn sie nicht vor Schreck erstarrt am Ufer stehen geblieben, sondern ins tiefere Wasser zurückgewichen wäre. Einen Vorwurf wollte er ihr daraus jedoch nicht machen. Frauen waren nun einmal nicht so beherzt wie Männer, und jemand, der mit gezücktem Schwert auf einen zukam, konnte selbst einem unbewaffneten Mann das Blut in den Adern erstarren lassen.
    Trotzdem gefiel es Michel nicht, dass er auf Sokolny mit fremden Federn geschmückt wurde. Immerhin hatte Marat den tödlichen Pfeil abgeschossen und nicht er. Doch dem Waffenmeister lag nichts an besonderen Ehrungen, und er wollte ihm helfen, auf Sokolny heimisch zu werden. Die Wahrheit zu bekennen hätte bedeutet, Marats Geschenk zurückzuweisen und diesen zu beleidigen, und das wollte er nicht.
    Ganz in Gedanken versunken, stieg Michel an diesem Abend auf die Wehrmauer der Burg und blickte nach Osten. In der Dämmerung waren die Wachfeuer der Hussiten zu erkennen. Plötzlich hörte er Schritte neben sich und sah sich um. Graf Sokolny und Marat waren ihm gefolgt und spähten nun ebenfalls zu den Linien des Feindes hinüber.
    »Fürst Vyszo schickt täglich neue Verbände in die Ebene jenseits der Eger, um uns seine Stärke zu demonstrieren«, sagte der Graf mit verbissener Miene.
    »Bis jetzt haben wir seine Angriffe noch jedes Mal

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