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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Feind ist und einen Pakt mit Vyszo gegen Euch schließen wollte.«
    »Von einem Pakt Sokolnys mit Vyszo weiß ich nichts«, fiel Sigismund Ruppertus scharf ins Wort.
    Dieser verzog die Lippen zu etwas, das einem Grinsen ähnlich sehen sollte. »Es wundert mich nur, dass die Kastellanin von Hohenstein völlig unbeschadet durch das Hussitenland kam, nachdem sie durch ihre Flucht Euer Gesetz gebrochen hat. Als falsche Nonne erteilte sie den Segen, und als Gauklerin hetzte sie gegen Euch und Eure Ritter.«
    Erneut sprang Marie auf. »Ihr dreht die Worte so, wie sie Euch passen! Ihr vergesst nämlich ganz, dass ich vor Euren Häschern geflohen bin.«
    Trotz ihrer leidenschaftlichen Anklage gewann ihr Feind wieder an Boden, das spürte sie nur allzu deutlich.
    Dies entging auch Papst Martin nicht. Er beugte sich bedächtig vor und begann mit sorgfältig gewählten Worten zu sprechen. »Für all das, was meinem Gesandten und Inquisitor vorgeworfen wird, gibt es keinen Zeugen. Ein Wort steht gegen das andere. Euer Majestät, die Kastellanin von Hohenstein stellt Behauptungen und Vermutungen in den Raum, für die man einen Diener der heiligen römischen Kirche, die Euch bald zum Kaiser krönen wird, nicht öffentlich an den Pranger stellen darf.«
    Mit dem Hinweis auf die Kaiserkrönung setzte Martin V. das letzte Lockmittel ein, das ihm noch blieb, um Sigismund auf seine Seite zu ziehen.
    Der König verstand die Botschaft. Der Papst wollte unter allen Umständen verhindern, dass er selbst und die Kirche ihr Gesicht verloren. Der Preis dafür war das, was Martin V. ihm so lange verweigert hatte, nämlich ihn zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zu krönen. Sigismund wog kurz ab, ob Janus Suppertur alias Ruppertus Splendidus es wert war, sich seinetwegen mit dem Papst zu entzweien, und verneinte diese Frage trotz Isabelle de Melancourts mahnender Handbewegung.
    Mit dem festen Willen, sich nicht weiter vertrösten zu lassen, wandte er sich an Martin V.
    »Wann soll die Krönung stattfinden, Euer Heiligkeit?«
    »Ihr benennt den Tag!« Das Zugeständnis schmerzte Martin V. in der Seele. Doch es erschien ihm besser, mit einem Kaiser Sigismund zu leben, als aus Rom und seinem hohen Amt vertrieben zu werden. Sein Blick wanderte weiter zu Michel, der ebenso wie Marie mit wachsender Bestürzung verfolgt hatte, wie sich das Rad gedreht hatte, und vollzog eine segnende Geste, die sich jedoch so ausnahm, als würde er dem Mann am liebsten den Kopf vom Rumpf trennen.
    »Freuen wir uns über die Gnade des Herrn, die den Hauptmann von Hohenstein wieder ins Leben zurückgeholt hat.«
    Sigismund musterte den Papst, blickte dann auf Ruppertus hinab und sah zuletzt Marie und Michel mit einem warnenden Blick an, seinen Richterspruch zu akzeptieren.
    »Janus Suppertur kann gehen. Er ist frei!«
    Mit triumphierender Miene verbeugte Ruppertus sich vor dem König und sagte sich gleichzeitig, dass es ihm ein Leichtes sein würde, diesen Mann zu stürzen. Auch wenn Hettenheim sich als unwürdig für die hohe Ehre erwiesen hatte, ihm zu dienen, so war er doch sicher, bald einen anderen Edelmann zu finden, der dem Glanz der Kaiserkrone verfallen und in seinem Sinne handeln würde. Nicht anders, sagte er sich, würde es einmal dem Papst ergehen. Dessen Begleiter verdienten noch mehr seinen Zorn, hatte sich doch in den letzten Tagen keiner mehr zu seinen Gunsten ausgesprochen. Dennoch verabschiedete er sich von den Kardinälen, Bischöfen und Äbten wie ein treuer Diener der Kirche und küsste zuletzt noch den Fischerring des Papstes. Bald, so schwor er sich, würde dieser ihm gehören.
    Mit diesem Gedanken richtete er sich wieder auf, bedachte Marie und Michel mit einem höhnischen Blick und schritt zur Tür hinaus. Unterwegs fragte er sich, ob seine Vision ihn vielleicht getrogen hatte und es nicht die ehemalige Hure war, die ihm zu mächtigen Söhnen verhelfen sollte, sondern Isabelle de Melancourt. Die Äbtissin war ebenfalls eine Frau mit einem starken Willen und besaß zudem den Nimbus, von Männern und Frauen abzustammen, die selbst Berufene des Herrn gewesen waren.

14.
    W ie in einem Alptraum gefangen, vernahm Marie, dass Ruppertus freigesprochen wurde, und wandte sich zutiefst enttäuscht und betroffen ab. Was war die Gerechtigkeit des Königs wert, an die sie so fest geglaubt hatte?
    Die Gunst der Hohen ist ein wankelmütiges Gut, dachte sie, während ihr gleichzeitig tausend andere Gedanken durch den Kopf schossen. Solange Ruppertus

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