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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dieser nicht mehr am Wegesrand. Am Ort seines Todes waren nur noch zwei Nonnen zu sehen, die Staub über die Blutflecke kehrten, und weitere Schwestern, die etwas Schweres forttrugen. Die Äbtissin stellte die kleine Madonna auf ihren Platz in der Kapelle, winkte ihr zu und folgte ihren Frauen.
    Da begriff Marie, dass es wirklich vorbei war. »Mein Feind ist tot«, sagte sie zu sich selbst und gab ihrem Pferd die Sporen.
    Michel wartete in der Stadt auf sie. Sein Blick war klar, und Marie hoffte, dass er dabei war, sich wiederzufinden, denn sie wollte ihren Mann so erleben, wie sie ihn kannte, liebevoll, sanft und doch fest entschlossen, wenn es um ihre Belange ging. Sie schloss ihn in die Arme, ohne etwas zu sagen, und versuchte zu lächeln.
    »Wann reiten wir heim?«
    »Wenn du willst, noch heute«, antwortete Michel. »Ich soll dich übrigens von Nepomuk grüßen.«
    »Wieso? Wo ist er?«
    »Bereits aufgebrochen! Er sagt, du wärst die schönste und edelste Frau, die er je kennengelernt hätte, aber auch die hartnäckigste!«
    Während Michel über die schwärmerischen Worte des Gauklers lächelte, bedauerte Marie Nepomuks Abreise. Aber sie begriff, was den Zwerg dazu getrieben hatte, ohne Abschied von ihr zu gehen. Nepomuk liebte sie und konnte es nicht ertragen, sie in den Armen eines anderen glücklich zu sehen. Doch anders als Ruppertus war er in der Lage, mit seinem Verzicht zu leben.
    »Ich wünsche ihm viel Glück! Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft«, sagte sie leise.
    »Marat will bei uns bleiben. Sokolny braucht ihn nicht mehr, sagt er, außerdem hätte er sich mit mir eine Verpflichtung auferlegt, die ein Leben lang währt.«
    Michel lächelte sanft, denn er wusste, dass es einen ganz bestimmten Grund für Marats Entscheidung gab. Doch den wollte er Marie erst später mitteilen. Erst einmal war er froh, dass sein langer Irrweg zu Ende war.

15.
    F ast ein Jahr war vergangen, seit Michel zum Hoftag nach Nürnberg aufgebrochen war. Viel war in dieser Zeit geschehen, doch als Marie und er Seite an Seite um die Hügelflanke herumritten und zur Linken den See mit den blühenden Hollerbüschen und rechts oben auf der Anhöhe ihre Burg sahen, kam es ihnen beinahe so vor, als wäre es erst gestern gewesen.
    Michel wies nachdenklich auf die Blüten. »Bald wird es wieder Hollerküchlein geben!«
    »Ja, das wird es!« Für Marie bedeutete dieser eine Satz beinahe mehr als eine Liebeserklärung, denn er zeigte ihr, dass Michels Gedächtnis sich von Tag zu Tag besserte.
    Als sie weiterritten, entdeckten sie ein Stück weiter Hiltrud, Marat und Trudi in trauter Einigkeit im Gras sitzen. Marat wies zum Himmel und schien den beiden anderen gerade etwas zu erklären. Beim Klang der Pferdehufe drehten sich alle drei um. Auf Hiltruds Gesicht erschien ein Lächeln, und sie fasste nach Marats Hand, während Trudi ihren Eltern entgegeneilte.
    »Wie es aussieht, hat Marat doch noch sein ›Rentier‹ gefunden, auch wenn es anders aussieht, als er es sich vorgestellt hat«, sagte Michel leise zu Marie.
    Über deren Gesicht huschte kurz ein Schatten, der sich aber rasch wieder verlor. »Er hat ihr den Mann genommen und wird ihn ihr nun ersetzen. Das dürfte seinen seltsamen Ehrbegriffen entsprechen.«
    Dann aber hatten sie keine Zeit mehr, an die Freunde zu denken. Michel sprang aus dem Sattel, fing Trudi auf, die sich ihm in die Arme warf, und schwang sie hoch durch die Luft. Das Mädchen kreischte vor Freude, eilte dann, als ihr Vater sie wieder absetzte, auf die Mutter zu, um diese zu umarmen. Unterdessen zog Michel eine Strohpuppe unter seinem Wams hervor und streckte sie mit einem verlegenen Lächeln Trudi zu.
    »Ich hoffe, sie gefällt dir!«
    »Das tut sie!«, antwortete die Kleine in gönnerhaftem Tonfall und zog die Puppe an sich.
    Marie trat neben Michel und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein!«
    »Das ist es! Vor allem, wenn man die Heimat wiedererkennt. Doch was meinst du? Werden wir das, was geschehen ist, irgendwann einmal vergessen?«
    Marie wiegte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß es nicht. Das wird die Zukunft bringen. Erst einmal will ich glücklich sein!«

16.
    V iele Meilen von Hohenstein entfernt lag der deutsche König Sigismund in seinem Bett und las einen Text vor, während Isabelle de Melancourt auf einen Arm gestützt neben ihm ruhte und ihm lächelnd zuhörte.
    »Damit ernennen Wir, Sigismund, durch Gottes Gnade Herrscher und künftiger Kaiser des

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