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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aber zurückgehalten, solange deren Begleiter bei der Frau gewesen war. Nun schien ihr die Gelegenheit günstig, Marie Adler anzusprechen.
    »Wir müssen miteinander reden!«, forderte sie die Kastellanin auf.
    Marie verzog das Gesicht zu einer zornigen Grimasse. »Was gibt es noch zu bereden? Der König hat seine Entscheidung getroffen, und daran ist nicht zu rütteln. Es ist wieder genauso wie in Konstanz. Als ich damals sein Zepter in der Hand hielt, hat er sich vor Lust gewunden und mich dann doch im Stich gelassen.«
    »Er windet sich immer noch, wenn auch nicht vor Lust«, unterbrach Isabelle de Melancourt sie.
    »Kümmert es mich? Ich muss mir mein Recht erkämpfen!« Maries Stimme klang so bitter, dass Isabelle ihr den Arm um die Schulter legte und sie tröstend an sich zog.
    »Als König kann Sigismund nicht einfach die Gesetze beugen, nicht einmal für eine Frau, die es verdient hätte«, sagte sie leise.
    »Dann glaubt Ihr mir?«, fragte Marie verwundert, aber auch mit neu erwachender Hoffnung.
    Isabelle nickte. »Ich glaube, dass wir etwas gemeinsam haben!«
    »Wir beide?« Diesmal schwang Sarkasmus in Maries Stimme mit.
    »Ja, wir beide!«, betonte Isabelle. »Die Zeiten des blinden Glaubens neigen sich dem Ende zu. Wir stehen am Beginn einer neuen Zeit, einer Zeit der Menschen freien Geistes, die ihre Fesseln hinter sich gelassen haben. Ihr gehört dazu.«
    Marie starrte die Äbtissin verwundert an, ohne zu begreifen, was die Frau damit sagen wollte. »Ihr irrt Euch! Ich studiere keine theologischen Schriften, sondern bin ganz von dieser Welt!«
    »Genau das meinte ich! Ihr seht das Jetzt, wie es ist, und nicht, wie die Pfaffen es Euch weismachen wollen. Das ist Eure Stärke. Doch lasst mich wissen: Wollt Ihr wirklich Euren Gatten suchen?« Isabelle sah Marie nicken und seufzte. »Auf Eurer Suche werdet Ihr tief nach Böhmen hineinreiten müssen. Bitte geht dort zu Graf Sokolny und lasst ihn wissen, dass wir ihm seine Unabhängigkeit garantieren, wenn er sich nicht den Hussiten ergibt.«
    »Warum soll ich Graf Sokolny aufsuchen und dabei Zeit bei meiner Suche verlieren?«, fragte Marie harsch.
    »Weil Ihr Euch Sigismund damit verpflichten könnt! Und zwar so, dass er Euch nicht diesem römischen Mönch ausliefert, der Euch unbedingt in seinen Besitz bringen will.«
    »Aber Ihr sagtet, auch der König könne das Gesetz nicht beugen!« Marie klang ablehnend, denn sie mochte es nicht, als Figur in einem Spiel zu dienen, das sie nicht zu durchschauen vermochte.
    Isabelle begriff, dass sie Marie mehr bieten musste als nur ein vages Versprechen. Sie zog sie so nahe zu sich, dass sich ihre Nasen fast berührten.
    »Der König braucht unbedingt einen sicheren Frieden mit Graf Sokolny. Wenn der Edelmann sich mit Fürst Vyszo zusammentut, wird Sigismund diesen Krieg verlieren. Der König weiß das sehr genau und wird Euch belohnen, wenn Ihr ihm zu einem Bündnis mit Sokolny verhelft. Und noch etwas sage ich Euch: Wenn Sigismund Euch nicht gegen Janus Suppertur helfen will, so werde ich es tun. In meiner Gemeinschaft seid Ihr vor diesem Mann sicher!«
    Mehr konnte Isabelle nicht versprechen, doch sie sah erleichtert, wie das Gesicht der Kastellanin sich aufhellte.
    »Schwört es mir!«, forderte Marie.
    »Auf alles, was Ihr nur wünscht!«
    »Gut!« Marie nickte, als müsse sie ihre Entscheidung für sich selbst bestätigen, brachte dann aber den nächsten Einwand. »Aus welchem Grund sollte Sokolny mir vertrauen?«
    »Deswegen!« Bei diesem Wort drückte Isabelle Marie einen kleinen Gegenstand in die Hand.
    Diese starrte darauf und sah Isabelle fassungslos an. »Das ist das Siegel des Königs! Wer seid Ihr? Gewiss nicht nur eine der Frauen, die Sigismund sich in sein Bett holt und sofort wieder vergisst.«
    »Euch hat er auch nicht vergessen«, erklärte Isabelle lächelnd. »Doch um Eure Frage zu beantworten: Ich bin die Äbtissin des Klosters vom Heiligen Stein! Natürlich teile ich gelegentlich das Bett mit dem König, doch im Besonderen bin ich seine Beraterin. Und nun reitet! Euer Weg ist lang, und es mag sein, dass Ihr etliche Zeit suchen müsst, bis Ihr eine Spur Eures Mannes gefunden habt.«
    »Ich werde nicht nur eine Spur, sondern Michel selbst finden!«, gab Marie zurück und eilte davon.

9.
    I sabelle de Melancourt sah Marie nach, bis diese zwischen den Stallungen verschwunden war, und kehrte dann in die Burg zurück. Sie mied die Räume, in denen sich die Gäste des Königs aufhielten, und wanderte

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