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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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er sich, wieder einzuschlafen, um der schönen Frau erneut zu begegnen. Doch zu seinem Leidwesen wurde er sich mehr und mehr seiner Umgebung bewusst.
    Sein Bett bestand aus übereinandergelegten Fellen, die jemand einfach auf dem Boden ausgebreitet hatte, und man hatte ihn mit einer weiteren Tierhaut zugedeckt. Der Raum um ihn herum war so düster, dass er zunächst kaum etwas erkennen konnte. Aber er war nicht allein. Nicht weit von ihm erklang eine monotone Stimme, die sich einer ihm unverständlichen Sprache bediente. Verwundert schlug Michel die Felldecke zurück und richtete sich auf. Ihm wurde schwindlig, und er brauchte einige Augenblicke, bis er den Anfall überwunden hatte und aufstehen konnte. Dabei stellte er fest, dass seine Schulter schmerzte und sich nicht bewegen ließ. Auch sein Kopf tat höllisch weh.
    Was ist mit mir passiert?, fragte er sich. Und wo bin ich? Er versuchte, sich zu erinnern, aber sein Kopf war leer. Da gab es nichts, woran er sich festhalten konnte, nicht einmal einen Namen – seinen Namen. Er wusste einfach nicht, wer er war. Verwirrt sah er sich um.
    Inzwischen hatten seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt, und er nahm fratzenartige Gesichter um sich herum wahr, die er erst auf den zweiten Blick als Masken erkannte. Unter der Decke hingen abgezogene Schlangenhäute, getrocknete Fledermäuse und verschiedene Beutel, denen verwirrende Gerüche entströmten. Nicht weit von ihm stand ein Herd, auf dem ein Kessel an einem Dreibeingestell über den Flammen schaukelte.
    Jetzt erst sah er den breitschultrigen Mann in Lederkleidung, der mit dem Rücken zu ihm saß und jenen monotonen Singsang von sich gab, der ihn am erneuten Einschlafen gehindert hatte. Während der Fremde sang, hielt er einen Wetzstein in der Hand und schliff einen Dolch.
    Michel fragte sich, wo er sich befand. War er bereits in der Hölle? Allerdings fehlten dem Mann dort die Hörner eines Teufels ebenso wie der Bocksfuß und der Schwanz, der der Überlieferung nach in einer borstigen Quaste enden sollte.
    Dennoch packte Michel die Angst vor dem Unbekannten. Schliff der Mann den Dolch, um ihn zu ermorden oder gar für irgendwelche dämonischen Rituale zu zerstückeln? Dann entdeckte er nicht weit von seinem Bett entfernt ein ungewöhnliches Schwertgehänge. Der Scheide nach zu urteilen, musste die Klinge darin so krumm sein wie die Hörner eines Teufels. Damit war sie wohl gerade die richtige Waffe gegen einen Höllenknecht. Er war sicher, dass der Fremde ein Hexer war, einer von denen, die die Menschen dazu verführten, sich gleich ihnen mit dem Satan einzulassen. Hatte der Mann vor, ihn in einem Hexenritual Luzifer zu opfern, um sich von diesem eine Gunst zu erbitten?
    Nicht mit mir!, durchfuhr es Michel. Er schlich zu dem Krummschwert, zog es geräuschlos aus der Scheide und hob die Waffe, um den Mann niederzuschlagen. Doch mitten in der Bewegung zögerte er. Auch wenn der Fremde ein Höllenknecht war, durfte er ihn nicht hinterrücks ermorden. Verunsichert blieb er stehen und überlegte.
    So leise Michel auch gewesen sein mochte – Marat hatte ihn gehört und erhob sich so geschmeidig wie eine Schlange.
    Michel sah die Klinge des Dolches in der Hand des unheimlichen Mannes blinken und schlug zu. Doch es gelang Marat fast spielerisch leicht, die Schwertklinge mit der kürzeren Waffe abzublocken. Zwei weiteren Schlägen wich er geschickt aus, dann ließ er Michel ins Leere laufen. Als dieser in seiner Schwäche das Schwert sinken ließ, griff Marat zu und wand es ihm aus der Hand.
    »Vorsicht, mein Freund! Sonst brechen deine Verletzungen wieder auf!« Marat sprach ein fremdartiges, aber gut verständliches Deutsch, denn er nahm nicht an, dass sein unfreiwilliger Gast der tschechischen Sprache mächtig war.
    Michel starrte ihn verwirrt und sogar ein wenig ängstlich an. »Wer seid Ihr?«
    »Man nennt mich Marat, und ich bin der Waffenmeister des Grafen Sokolny. Und wer bist du?«
    »Ich … ich …« Michel griff sich an den Kopf, der noch immer fürchterlich schmerzte, und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Schließlich hob er mit einer verzweifelten Geste die Hände. »Es tut mir leid, aber ich weiß es nicht. Ich … es ist fast so, als wäre ich eben erst geboren worden. In meinem Kopf finde ich nur das Bild einer schönen Frau.«
    »Ist es deine Ehefrau, deine Schwester oder sonst eine, die dir nahesteht?«, fragte Marat.
    Michel horchte in sich hinein und schüttelte vorsichtig den Kopf,

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