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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zu können, entzog sich Maries Wissen. Diese Verhandlungen interessierten sie auch weniger als die Person, die leicht versetzt hinter dem Thron stand und sich gelegentlich zu Sigismund niederbeugte, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
    Es handelte sich um eine Nonne, wahrscheinlich sogar um eine Äbtissin, wie das kostbare Kreuz und die Ringe an den Fingern verrieten. Das war eigentlich nicht die Art Frau, mit der Sigismund sich normalerweise abgab. Im Allgemeinen bevorzugte er Frauen, die weniger selbstbewusst auftraten, oder gar Huren. Dabei erinnerte sie sich an Konstanz und daran, dass auch sie das Bett dieses Mannes geteilt hatte. Rasch schüttelte sie den Gedanken ab und musterte erneut die Nonne. Sie war außerordentlich schön und den wachen Blicken ihrer Augen nach klug und umsichtig. Auch bewegte sie sich viel agiler, als Klosterschwestern es im Allgemeinen taten, und ihr Gesicht wirkte lebhafter.
    Ihr Lächeln ließ in Marie den Verdacht aufkeimen, dass die Dame nicht ganz so keusch war, wie es ihrer Stellung in der heiligen Kirche entsprach. Nun erinnerte sie sich, dass Michel bei seiner Rückkehr aus Nürnberg von dieser Nonne erzählt hatte, vermochte sich aber nicht mehr an deren Namen zu erinnern.
    Die Äbtissin schien wahrzunehmen, dass Marie sie musterte, denn sie erwiderte ihren Blick. Dann winkte sie den Herold zu sich.
    Der Mann eilte sofort zu ihr und neigte kurz den Kopf. »Ihr wünscht, ehrwürdige Mutter?«
    »Wer ist die Frau, die zuletzt den Saal betreten hat?«, fragte Isabelle de Melancourt.
    Der Mann drehte sich kurz um, musterte die Anwesenden und schloss, dass die Äbtissin Marie Adler gemeint hatte. »Das ist die Kastellanin von Hohenstein, die Witwe des Burghauptmanns Michel Adler.«
    Das ist also die Frau, die Janus Suppertur so sehr begehrt, dass er dafür das Amt und die Macht eines Inquisitors des Papstes aufzugeben bereit ist, dachte Isabelle de Melancourt. Marie Adler war schön genug, um jedem Mann den Kopf zu verdrehen, doch das konnte nicht der Grund sein. Sie glaubte, Janus Suppertur gut genug einschätzen zu können, um zu wissen, dass dem Mann nichts an einer glatten Larve lag. Daher versuchte Isabelle, sich ein Bild von dieser Frau zu machen. Marie Adlers Miene wirkte finster, aber auch entschlossen, und die Äbtissin glaubte die Kraft zu spüren, die die Kastellanin von Hohenstein erfüllte.
    War es das, was den Inquisitor an der Witwe so stark anzog, dass er sie um jeden Preis haben wollte? Möglicherweise, denn Janus Suppertur schien ihr kein klar denkender Mensch zu sein. Andererseits würde er sich hüten müssen. Marie Adler war offensichtlich keine Frau, die man sich ungestraft zum Feind machte.
    Während Isabelle de Melancourts Gedanken sich mit Marie beschäftigten, sah Sigismund sich mit der nächsten Beschwerde konfrontiert. Ein Pfarrherr forderte nach altem Brauch Steine aus dem Steinbruch eines Grundherrn für den Bau einer neuen Kirche, die dieser ihm jedoch verweigerte.
    Da der König nicht bereit war, sich lange Klagen anzuhören, hob er die Hand.
    »Wir haben diese Sache bereits untersucht und verfügen, dass sich die Pfarrei vom Steinbruch des Gabriel Rothmüller bedienen kann!«
    Während der in eine schwarze Soutane gekleidete Priester seinem Kontrahenten einen triumphierenden Blick zuwarf und dieser in ohnmächtigem Zorn die Fäuste ballte, sprach der König weiter.
    »Das Bistum hat Gabriel Rothmüller dafür neun von zehn Steinen nach dem üblichen Wert zu bezahlen. Jeder zehnte Stein ist als Teil der Abgaben des Gabriel Rothmüller an die heilige Kirche anzusehen und verringert seinen jährlich zu entrichtenden Kirchenzehnt um diesen Wert!«
    Der Priester wirkte geschockt, doch auch sein Gegenspieler wurde von diesem für ihn überaus günstigen Schiedsspruch überrascht.
    Sigismund konnte es sich jedoch nicht verkneifen, noch einmal nachzustechen, und wandte sich erneut an den Pfarrer. »Sagt Eurem Bischof, er könne seine Ansprüche später beim Kaiser geltend machen. Ich bin nur der König!«
    Alle im Saal verstanden die Anspielung auf die bislang verweigerte Kaiserkrönung durch Martin V. Nicht nur Sigismund, sondern auch die meisten seiner Anhänger und Gefolgsleute waren der Ansicht, dass die hohe Geistlichkeit im Reich zu sehr die Interessen des Papstes und zu wenig die des Landes verfolgte. Daher freuten sich nicht wenige über diesen Dorn im Fleisch des Bischofs, den Sigismund eben gesetzt hatte.
    Unterdessen wandte der König sich dem

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