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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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durch verschlungene Gänge, bis sie Sigismunds Schlafgemach erreichte.
    Der König stand am Fenster und blickte auf den Hof hinab, auf dem soeben ein Knecht der Kastellanin von Hohenstein das Pferd brachte. Marie schwang sich in den Sattel, nahm die Zügel und galoppierte los, als wären alle Teufel der Hölle hinter ihr her. Durch das offene Tor konnte Sigismund noch sehen, dass sie ihr Pferd auch auf den Gassen der Stadt nicht zügelte. Nicht nur die Wachen am Burgtor mussten beiseitespringen, sondern auch etliche Passanten. Ein paar Männer fluchten so laut hinter Marie her, dass es bis zur Burg hochscholl.
    Mit zweifelnder Miene drehte er sich zu Isabelle um. »Sie scheint mir ziemlich wütend zu sein.«
    »Sie ist sogar sehr zornig!«
    Die Äbtissin lächelte, als würde sie sich über den König amüsieren. Offensichtlich hatte Marie Adler ihm einiges an Respekt eingeflößt. So eine starke Persönlichkeit wie die Kastellanin von Hohenstein war Sigismund in seiner hochherrschaftlichen Selbstzufriedenheit nicht gewohnt. Die Frauen, die ihn sonst umgaben, knicksten devot, wenn er an ihnen vorbeikam, und wagten es kaum, ihn anzusprechen.
    Der König hob in einer hilflosen Geste die Hände. »Sie hat auch allen Grund, wütend zu sein. Immerhin hat sie alles verloren, ihren Mann, ihren Besitz und ihre Heimat. Doch was hätte ich tun sollen? Janus Suppertur hat das Gesetz auf seiner Seite!«
    Zwar lag Isabelle auf der Zunge, zu sagen, dass er Janus Suppertur jederzeit zum Teufel jagen konnte. Doch da er immer noch darauf hoffte, vom Papst zum Kaiser gekrönt zu werden, wäre das keine hilfreiche Bemerkung gewesen.
    »Marie von Hohenstein ist frei, und sie wird diese Freiheit mit aller Kraft verteidigen«, sagte sie stattdessen.
    »Warum wolltet Ihr meinen Ring für sie haben? Plant Ihr, sie für einen Eurer Schachzüge zu benutzen?«, fragte Sigismund weiter.
    Nachdenklich trat Isabelle neben ihn und ließ den Blick über die Stadt zu ihren Füßen schweifen. »Vielleicht wird sie sogar die Königin in unserem Spiel um die Macht.«
    Sigismund kniff die Augen zusammen. So ganz begriff er nicht, was seine Geliebte plante. Eigentlich wollte er es auch nicht so genau wissen, um später, wenn es missglückt war, nicht mit ihren Intrigen in Verbindung gebracht zu werden. Aber ein paar mehr Auskünfte hätte er sich dennoch gewünscht.
    Das begriff Isabelle durchaus. »Marie von Hohenstein ist das Zentrum des Wahns, der Janus Suppertur beherrscht. Das ganze Streben und Trachten dieses Mannes gilt ihr. Vielleicht ist sie aber auch seine Achillesferse. Zuerst einmal hoffe ich, dass es ihr gelingt, zu Sokolny zu gelangen. Einer Frau wie ihr wird der böhmische Graf eher Gehör schenken als jedem offiziellen Boten, den Ihr ihm schickt.«
    »Und wenn er es nicht tut oder Marie Adler sich gegen mich wendet?«
    Isabelle konnte Sigismunds Besorgnis fast mit Händen greifen. Indem er Marie mit dem königlichen Siegel losschickte, wagte er viel. Geriet der Ring in die falschen Hände, konnte dies die Säulen des Reiches zum Einsturz bringen. Obwohl auch sie sich mit einem Mal verunsichert fühlte, schüttelte sie nachsichtig den Kopf.
    »Warum sollte sie Euch verraten? Sie weiß, dass nur Ihr allein ihr und ihrem Mann – sollte dieser tatsächlich noch am Leben sein – den Schutz gewähren könnt, den sie braucht.«
    »Ihr habt Marie doch hoffentlich nicht versprochen, dass ich ihr die Ehe mit diesem Suppertur ersparen werde, wenn sie mir hilft, Sokolny auf meine Seite zu ziehen?«, rief Sigismund erschrocken.
    Darauf erhielt er keine Antwort.

10.
    Z uerst fühlte Michel nur eine alles erstickende Nacht um sich, ohne Sterne, ohne den Mond oder den kleinsten Lichtschimmer. Irgendwann glaubte er die Stimme einer Frau zu hören, ohne jedoch verstehen zu können, was sie sagte. Gleichzeitig wurde es heller um ihn, und ein Schemen schälte sich aus dem dichten Nebel. Das musste die Frau sein, deren Stimme er vernommen hatte. Er folgte ihr, weil es das Einzige war, das er erkennen konnte, aber er wagte nicht, sie anzurufen. Plötzlich blieb die Frau stehen und drehte sich zu ihm um. Obwohl sie von grauen Nebelschwaden umspielt wurde, sah er sie nun so deutlich vor sich, als leuchtete sie von innen heraus. Aufgewühlt streckte er die Hand nach ihr aus – und griff ins Leere.
    Im nächsten Augenblick fand er sich auf einer Bettstatt wieder, begriff aber nur langsam, dass er aus einem Traum erwacht war. Als es ihm klarwurde, wünschte

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