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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nächsten Bittsteller zu, und es dauerte nicht lange, da kam Marie an die Reihe. Sie spürte eine Beklemmung, die sich wie ein Band um ihre Kehle gelegt hatte, trat aber selbstbewusst vor Sigismund.
    Der Herold kündete sie an: »Marie, verwitwete Kastellanin von Hohenstein, vor Euer Majestät erschienen auf Euer Geheiß!«
    Sigismund hatte Marie bereits entdeckt und erinnerte sich an die angenehmen Stunden, die er mit ihr in Konstanz erlebt hatte. Auf eine gewisse Weise fühlte er sich in ihrer Schuld und bedauerte daher, dass ihm nach den Gesetzen und der üblichen Rechtsprechung, die Janus Suppertur ihm vorgelegt hatte, nichts anderes übrigblieb, als sie mit diesem Mann zu vermählen. Da er die unangenehme Sache so rasch wie möglich erledigen wollte, ging er ohne Umschweife auf sein Ziel los.
    »Marie von Hohenstein, Wir bedauern Euren Verlust, der auch der Unsere ist, nahm er Uns doch einen wertvollen Streiter für Unsere Sache. Ihr habt jedoch Glück im Unglück, denn es gibt bereits einen hohen Herrn, der Gefallen an Euch gefunden hat. Der Mönchsritter Janus Suppertur, bislang Berater des Papstes und Verteidiger des Glaubens, ist bereit, seinem Gelübde zu entsagen, um Euch als Gemahlin heimzuführen!«
    Die Stimme des Königs klang säuerlich, denn es passte ihm überhaupt nicht, Janus Suppertur in sein Gefolge aufnehmen zu müssen. Für ihn war der Inquisitor auch dann noch ein Mann des Papstes und, wie er es Isabelle de Melancourt gegenüber derb ausgedrückt hatte, ein blutender Abszess an seinem Hinterteil.
    Marie brauchte einen Augenblick, um das Gehörte zu begreifen, dann aber schüttelte sie energisch den Kopf. »Verzeiht, Euer Majestät, aber ich brauche keinen neuen Gatten!«
    Sigismund hatte Widerspruch erwartet, denn er kannte Maries Starrsinn. Aber er war nicht bereit, sich ihretwegen mit Janus Suppertur anzulegen. Daher versuchte er, ihr die Sachlage in aller Ruhe zu erklären.
    »Wenn Ihr keinen neuen Gatten wählt, verliert Ihr Euren Stand und Euer Lehen. Eine Witwe, deren Schoß vertrocknet, ist dem Reich von keinem Nutzen. So lautet das Gesetz!«
    Mittlerweile hatte Marie sich wieder gefangen. »Gerade weil ich nicht gegen die Gesetze Seiner Majestät verstoßen möchte, kann ich keinen anderen Gatten nehmen. Ich weiß, dass mein Michel lebt. Wollt Ihr etwa, dass ich mich der Bigamie schuldig mache?«
    Einige der Anwesenden, die Michel selbst oder die Nachricht von seinem Tod kannten, schüttelten den Kopf. Die Laune des Königs sank noch tiefer. »Woher wollt Ihr wissen, dass Euer Mann noch lebt? Seid Ihr dabei gewesen, als er auf Böhmens Schlachtfeldern gekämpft hat?«
    Sigismunds Blick warnte Marie davor, sich weiterhin störrisch zu zeigen, doch sie war nicht bereit, sich so einfach geschlagen zu geben.
    »Wart
Ihr
dabei?«, fragte sie eisig.
    Einige der Anwesenden lachten, denn es war allgemein bekannt, mit welcher Eile Sigismund sein Heer verlassen hatte, um hier in Nürnberg zu residieren. Seine Anhänger aber schmähten die Witwe, die dem König nicht gehorchen wollte.
    »Was bildet das Weib sich ein?«, rief ein Mann.
    Sigismund nickte grimmig. »Wisst Ihr, wen Ihr vor Euch habt?«, fuhr er Marie an.
    »Einen König, den ich schon einmal …« Im letzten Moment gelang es Marie, sich zu bremsen und die anzügliche Bemerkung, die ihr über die Zunge wollte, zu schlucken. »Ihr seid der König, der mir schon einmal in majestätischer Größe zu meinem Recht verholfen hat! Diese Größe fordere ich erneut von Euch!«
    An dieser Antwort hatte Sigismund zu schlucken.
    Isabelle de Melancourt hingegen nickte unbewusst. Wie es aussah, hatte sie den Charakter der Kastellanin richtig eingeschätzt. Marie von Hohenstein war eine Frau mit einem eisernen Willen, und Sigismund würde es schwerfallen, sich gegen sie durchzusetzen, zumal sie eben ihren nächsten Trumpf ausspielte.
    »Verzeiht, Euer Majestät, aber niemand hat den Leichnam meines Mannes gesehen, und es gibt auch keine Zeugen seines Todes, da seine Begleiter, wie sie selbst zugaben, schmählich geflohen sind, während er zum Schwert griff, um den Feind aufzuhalten. Oder ist hier einer, der meinen Michel hat sterben sehen?«
    Bevor Sigismund einfiel, was er darauf antworten sollte, griff Isabelle de Melancourt ein. »Ihr sagt, Ihr wüsstet, dass Euer Gatte noch lebt. Woher?«
    »Ich habe Michel gesehen – in einem Wahrtraum!« Marie kämpfte gegen die Tränen an, die in ihr aufsteigen wollten. Doch sie musste stark sein, nicht

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