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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ist scharfsinnig und gefährlich!«, warnte Isabelle sie.
    »Das ist kein Mensch, sondern ein Ungeheuer!«, brach es aus Marie heraus. »Der Mönch hat den Fährmann, der mich übersetzen wollte, kaltblütig ermordet.«
    »Ich sagte ja, dass er gefährlich ist.« Isabelle seufzte und lauschte dann nach draußen. »Das hört sich an wie Hufgetrappel!«
    Mit diesen Worten stand sie auf, trat zum Fenster und sah hinab. Als sie die Schar erkannte, die eben in den Klosterhof preschte, schlug sie erschrocken das Kreuz.
    »Es ist der Inquisitor. Ich hätte doch das Tor schließen lassen sollen!«
    »Und warum habt Ihr es nicht getan?«
    »Weil das Tor immer offen steht für jene, die Hilfe benötigen. Daher wollten wir nicht, dass die Leute im Umland sich wundern, weshalb es plötzlich anders ist, und es Eurem hartnäckigen Freier verraten. Allerdings ist er schneller hier erschienen, als ich angenommen habe, und will Euch gewiss seine Aufwartung machen. Ich glaube ja nicht, dass Ihr ihn sehen wollt.«
    Isabelle lachte leise auf und wies zur Tür. »Kommt mit! Am Ende der Krypta führt ein geheimer Gang hinter die Klostermauern. Wenn Ihr der Straße unten im Tal nach links folgt, gelangt Ihr zum Feldlager der königlichen Truppen. Sucht dort den Gaukler Nepomuk auf. Er teilt mit uns den Glauben an die Freiheit des Geistes und wird Euch beistehen.«
    Nach diesen Worten schloss sie Marie in die Arme und drückte sie kurz an sich. »Ihr müsst schnell sein – und vorsichtig! Wir werden versuchen, Euch genügend Vorsprung zu verschaffen.«
    »Danke!«, flüsterte Marie.
    »Dankt uns, wenn es an der Zeit ist und Ihr Euren Michel wiedergefunden habt. Jetzt lebt wohl!«
    Isabelle winkte Marie, mit ihr zu kommen, und führte sie in die Klosterkapelle und weiter über eine von einer Säule verdeckte Treppe in die darunterliegende Krypta. Dort öffnete sie die für Uneingeweihte nicht zu erkennende Tür des Geheimgangs, reichte Marie einen Kerzenständer aus Messing mit einer brennenden Kerze und schloss hinter ihr ab. Dann strich sie ihre Kleidung glatt und stieg wieder nach oben, um sich ihrem Todfeind zu stellen.
    Unterwegs erteilte sie einigen ihrer Frauen mit Handzeichen Befehle. Auch wenn das Klostertor einladend offen stand, hieß dies nicht, dass sie wehrlos waren. Dafür waren die Zeiten viel zu unruhig. An der in den Hof führenden Tür blieb Isabelle stehen und blickte hinaus.
    Der Inquisitor war abgestiegen und schickte mehrere Männer nach vorne, das Tor zu bewachen. Einige Krieger führten gerade die Pferde ins Freie, da es im Hof recht eng war. Die anderen sahen sich mit gezogenen Schwertern um, aber keiner wirkte besorgt. Sie steckten ihre Waffe wieder in die Scheide und beobachteten grinsend, wie der Inquisitor auf eine noch recht junge Nonne zutrat. Diese wich vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß.
    Er trat so nah vor sie hin, dass ihre Gewänder sich berührten, und streichelte ihr die Wange. »Du bist so jung und rein und eine wahre Braut des Herrn. Du musst keine Angst haben, mein Kind. Ich weiß, du hast geschworen, dein Leben nicht nur unserem Herrn Jesus Christus zu weihen, sondern auch bis an dein Lebensende zu schweigen. In meiner Machtfülle als Vertreter der heiligen Inquisition und als Gesandter des Papstes entbinde ich dich von deinem Schweigegelübde.«
    Während seine anderen Finger an ihrer Wange blieben, zeichnete er ihr mit dem Daumen wie beiläufig ein Kreuz auf die Stirn und sah sie dann gleichermaßen auffordernd wie drohend an.
    »Und jetzt wirst du mir sagen, wo sich Marie von Hohenstein befindet.«
    Als Reaktion kniff die junge Nonne die Lippen noch fester zusammen. Verärgert legte Ruppertus die Hand um ihre Kehle und drückte langsam zu. Die Nonne schloss die Augen, um ihn nicht länger ansehen zu müssen, blieb aber stumm.
    Nun trat Isabelle ins Freie und blieb vor Ruppertus stehen. »Sie wird Euch nichts sagen, denn die Einzige, die hier redet, bin ich! Und ich frage Euch, mit welchem Recht Ihr den Frieden dieses Hauses stört!«
    Ruppertus ließ von der jungen Nonne ab, die auf Isabelles Wink im Haus verschwand, und sah betont von oben auf die Äbtissin herab.
    »Dieses Recht verleiht mir die heilige Inquisition! Einer einfachen Äbtissin wie Euch bin ich keine Rechenschaft schuldig! Aber wenn Ihr das nicht einseht, so …«, sein Mund verzog sich zu blankem Hohn, »so stelle ich meine Fragen mit dem Recht des Stärkeren – und ich will die Wahrheit

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