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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hören!«
    Ohne Isabelle, die ihre Hände in den weiten Ärmeln ihres Gewandes verborgen hielt, aus den Augen zu lassen, gab er Hettenheim einen Wink. »Durchsucht jeden Raum und jede Zelle. Wenn Ihr die Kastellanin nicht findet, zündet das Kloster an. Auf diese Weise werden wir sie ausräuchern!«
    »Das würde ich an Eurer Stelle nicht tun«, erklärte Isabelle so ruhig, als plaudere sie über das Wetter.
    Inzwischen waren ihre Nonnen einzeln oder in kleinen Gruppen auf den Hof getreten, ohne dass Ruppertus oder seine Männer von ihnen Notiz genommen hätten. Jetzt standen sie zu zweit oder zu dritt in der Nähe jedes einzelnen Kriegers und hielten ebenso wie die Äbtissin die Hände in den Ärmeln verborgen. Dabei schauten sie Isabelle erwartungsvoll an.
    Ruppertus begriff mit einem Mal, was das Verhalten der Frauen bedeuten sollte, und begann schallend zu lachen. »Glaube nur nicht, Nönnchen, dass du uns mit deinen Weibern schrecken kannst!«
    »Seid ihr kleine Knaben, denen man Angst einjagen kann?«, fragte Isabelle spöttisch.
    Dann zog sie mit einer blitzschnellen Bewegung den im Ärmel verborgenen Dolch und richtete die Spitze auf das noch vorhandene Auge ihres Gegenübers.
    »Seht mich genau an, Janus Suppertur, denn ich werde das Letzte sein, was Ihr in Eurem Leben sehen werdet, wenn Ihr nicht sofort mit Euren Männern das Kloster verlasst!«
    Ruppertus wollte zurückweichen, doch Isabelle hatte ihn so ausmanövriert, dass er mit dem Rücken zur Wand stand, und sie war bereit, ihn zu blenden. Auch die Krieger waren von den Nonnen überrascht worden und schielten nun fassungslos auf die Klingen, die auf ihre Kehlen zielten.
    »Was sagt Ihr nun?«, fragte Isabelle schneidend.
    Einen Augenblick lang erwog Ruppertus, den Männern zu befehlen, die Nonnen niederzukämpfen und alle zu töten. Dabei würde zwar ein Teil von ihnen ihr Leben verlieren, doch das war zu verschmerzen. Der Dolch aber, der auf ihn selbst zielte, und Isabelles spürbarer Wille, ihn zu blenden und damit zu einem hilflosen Krüppel zu machen, gab den Ausschlag.
    »Wir verlassen das Kloster!«, rief er den Männern zu und nahm zähneknirschend wahr, dass Hettenheim, Loosen und Haidhausen als Erste durch das Tor schritten, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob die verrückte Äbtissin ihm das Auge ausstach oder ihn ungeschoren gehen ließ.
    Erst als auch die restlichen Männer draußen waren, zog Isabelle den Dolch zurück und befahl ihm zu verschwinden. Angesichts der Übermacht bewaffneter Frauen, die drohend ein Spalier bildeten, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten.
    Kaum hatte auch er das Klostergelände verlassen, schlugen die Nonnen das Tor zu und verriegelten es. Isabelle atmete erleichtert auf und sah dann zu ihrer Stellvertreterin hoch, die sich auf dem Turm befand. »Ist alles vorbereitet?«, fragte sie.
    Die Frau nickte und wies auf zwei Nonnen, die einen großen Krug nach oben schleppten.
    »Dann ist es gut!« Isabelle atmete auf und stieg selbst die Treppe hoch, um zu sehen, was der Inquisitor als Nächstes tun würde.
    Ruppertus stand draußen vor dem Kloster und starrte das Tor an, als wolle er es mit dem Blick seines Auges zum Bersten bringen. Doch auch er begriff, dass es nicht einfach sein würde, die alte, aber gut instand gehaltene Festung zu erobern. Über dem Tor erhob sich ein dreißig Ellen hoher Turm mit Schießscharten und Wasserspeiern in der Form von Gargoyles, Neidköpfen, Teufelsfratzen und Widderschädeln. Irgendwo dazwischen entdeckte er sogar das Templerwappen mit den beiden Reitern auf einem Pferd und dem Tatzenkreuz, beides Symbole von Ketzern und damit Feinden der heiligen Kirche.
    Allein dieses Wappens wegen konnte er jede Handlung, die er nun befahl, vor dem Heiligen Stuhl rechtfertigen, sagte Ruppertus sich und wandte sich an Hettenheim.
    »Das ist eine Zuflucht für Ketzerbrut! Lasst das Kloster stürmen, schleift es und tötet alle.«
    »Sollen wir nicht besser …« Was immer der Graf hatte vorschlagen wollen, unterblieb nach einem Blick auf das Gesicht des Inquisitors. Selbst die Silbermaske schien Hass auszustrahlen. Daher trat Hettenheim zu seinen Männern und gab zwei von ihnen, die mit Äxten bewaffnet waren, einen Wink.
    Die beiden Krieger nickten und eilten zum Tor, um es mit Axthieben aufzubrechen. Doch noch vor dem ersten Schlag ergoss sich brennendes Öl aus den Wasserspeiern und Dämonenmäulern über die beiden Männer. Zwar warfen sie sich sofort auf den Boden

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