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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gestoßen war. Als er zum Lagertor kam, vertrat ihm ein Wachtposten den Weg.
    »Wohin des Weges, mein Freund, und woher kommst du?«, fragte dieser, horchte aber mit einem Ohr auf den Lärm im Lager, wo die Männer des Inquisitors immer noch die Zelte durchsuchten und dabei oft mit Flüchen und Beschimpfungen empfangen wurden. Sie zu behindern wagte jedoch niemand. Dafür saß allen die Angst vor der Inquisition zu sehr in den Knochen.
    »Ich heiße Thomas und komme aus Franken. Ich muss einen Freund von mir aufsuchen, der hier im Lager ist«, erklärte Thomas und stöhnte leise, weil ihn erneut heftige Schmerzen quälten.
    Der Wächter vernahm seine Wehlaute, wich vor ihm zurück und musterte ihn. »Du bist ja krank! So kannst du nicht ins Lager kommen. Wenn du die Seuche hast …«
    »Ich bin nicht krank, sondern habe mich verletzt«, unterbrach Thomas den Mann.
    Dieser schüttelte energisch den Kopf. »Das kann jeder behaupten! Haben dich etwa die verdammten Hussiten geschickt, damit du uns die Seuche ins Lager schleppst? Nein, mein Junge, du bleibst brav draußen. Solltest du versuchen, dich heimlich einzuschleichen, hängen wir dich an den nächsten Baum. Hast du verstanden?«
    Thomas nickte, obwohl sich die Gedanken wirr in seinem Schädel drehten. Seine Schmerzen waren kaum mehr zu ertragen, und er sehnte sich nach einem Platz, an dem er sich hinlegen und ausruhen konnte. Im Augenblick war dieser Wunsch sogar stärker als sein Bestreben, Marie oder Michel zu finden. Doch an diesem Ort würde er keine Hilfe erfahren. Der Wachtposten richtete die Hellebarde auf seine Brust und schien bereit, sofort zuzustoßen, wenn er versuchen sollte, das Lager zu betreten.
    »Ich sagte doch, ich suche einen Freund. Vielleicht kannst du mir helfen.« Viel Hoffnung hatte Thomas nicht.
    Nun begriff der Wächter doch, dass er keinen feindlichen Spion vor sich hatte, sondern jemand, der sich Sorgen um einen Bekannten machte. Daher nickte der Soldat.
    »Also gut! Was willst du wissen?«
    »Es geht um den königlichen Lehensmann Michel von Hohenstein. Es kam die Nachricht, er wäre im Kampf gefallen. Ich …« Thomas brach ab, denn er wusste nicht, wie er erklären sollte, dass Marie sich auf die Suche nach ihrem Mann gemacht hatte und er im Grunde diese suchte.
    »Den Hohenstein? Gekannt habe ich ihn nicht, aber viel von ihm gehört. Die Kameraden sagen, er wäre der beste Hauptmann gewesen, unter dem sie je gedient hätten. Wirklich schade um ihn, denn von solchen Anführern könnten wir mehr brauchen.«
    Der Wachtposten warf einen verächtlichen Blick auf Hettenheims Zelt. Der Ritter hatte bereits vor mehreren Wochen seine Soldaten verlassen und war erst an diesem Tag zurückgekehrt. Daher hatte Adalbert von Sachsen, der Oberbefehlshaber, die Franken überall dort eingesetzt, wo es am heißesten herging, und seine eigenen Männer geschont.
    »Weißt du, wo Michel von Hohenstein begraben liegt?«, fragte Thomas. Wenn Marie vor dem Grab ihres Mannes stand, würde sie wohl begreifen, dass die Suche nach Michel zu Ende war. Doch seltsamerweise hatte auch er das Gefühl, als könne sein Freund noch leben.
    »Der ist nirgends begraben, es sei denn von Leuten, die seinen Leichnam aus dem Fluss gezogen haben. Es heißt, er soll in die Eger gefallen oder gesprungen sein. Etwas Genaues weiß man nicht, weil seine Begleiter bereits vorher das Weite gesucht haben.« In der Stimme des Wachtpostens schwang Verachtung für die Männer mit, die einen Kameraden feige im Stich gelassen hatten.
    Auf Thomas wirkten seine Worte wie ein belebender Trunk. »Das heißt, Michel Adler könnte noch am Leben sein!«
    Der Soldat wiegte nachdenklich den Kopf. »Wenn es so wäre, hätte er sich längst zu uns durchgeschlagen. Ich fürchte, er war zu schwer verletzt und ist entweder ertrunken oder seinen Wunden erlegen.«
    Diese Aussage war ein herber Dämpfer für Thomas’ Hoffnung. Aber er wollte Gewissheit erlangen. »Wo fand Michel von Hohensteins letzter Kampf statt?«
    »Ein Stück südwärts von hier an der Grenze zu Sokolnys Land. Hohenstein sollte einen Weg erkunden, auf dem wir hätten vorrücken können, aber der Feind war auf der Hut.«
    »Südwärts also! Hab Dank für die Auskunft.« Thomas wendete sein Pferd und ließ das Lager hinter sich zurück, ohne zu ahnen, dass Marie nicht weit von ihm verzweifelt überlegte, wie sie ihren Verfolgern entkommen konnte. Kurz darauf erreichte er eine Straße, die nach Süden führte, und folgte ihr. Obwohl

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