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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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erst nach einigen Augenblicken, dass Hannes Mühldorfer in diesem Leben keine Frage mehr beantworten würde. Niedergeschlagen und den Tränen nahe, weil sie wieder gescheitert war, drückte sie dem Toten die Augen zu und stand auf. Da hörte sie hinter sich ein Geräusch und fuhr herum. Neben einem leeren Strohsack stand ein Mann mit sehr kurzen Beinen und bunter Kleidung, der sie misstrauisch musterte.
    »Du suchst mich? Was willst du von mir?«, fragte er.
    »Du bist …«, begann Marie zögernd.
    »Nepomuk, der Gaukler! Ich wüsste gerne, weshalb du nach mir gefragt hast!« Der Mann trat einen Schritt vor und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Marie musterte ihn und fand, dass sie ihn trotz seiner geringen Größe nicht unterschätzen sollte. Seine scheinbar entspannte Haltung täuschte, denn auf sie wirkte er äußerst wachsam, und sie bemerkte auch, dass der Dolch an seiner linken Seite einen vom vielen Gebrauch abgewetzten Griff hatte.
    »Isabelle de Melancourt schickt mich. Sie nannte dich einen Mann des freien Geistes und meinte, dass du mir helfen würdest«, erklärte Marie und betete in Gedanken darum, dass sie endlich einmal Glück hatte.
    Im gleichen Augenblick aber vernahm sie draußen Eberhards rauhe Stimme, und ihr wurde klar, dass ihre Verfolger bereits im Lager waren.
    »Wenn ihr das falsche Ordensweib seht, dann haltet es fest!«
    Mit einem bitteren Lächeln wies Marie nach draußen. »Diese Kerle sind hinter mir her, und sie sind auch die Feinde der Äbtissin Isabelle de Melancourt!«
    Nepomuk überlegte kurz, trat dann zur Rückwand des Zeltes und zog sein Messer. Schnell schnitt er die Schnüre durch, mit denen die Leinwand am Boden befestigt war, und hob diese ein Stück hoch. »Hier kommen wir noch durch«, sagte er, nachdem er hinausgespäht hatte, und machte Marie ein Zeichen, dass sie durchschlüpfen sollte.

9.
    R uppertus hatte sich und seinen Männern alles abverlangt, Marie aber trotzdem nicht einholen können. Als er an der Spitze des Trupps ins Lager einritt, schweifte sein Blick über die versammelten Menschen, als erwarte er, Marie unter ihnen zu entdecken. Doch es gab zwischen den Zelten, den Ständerreihen, an denen die Pferde festgebunden waren, den Feldwerkstätten und all den Leuten, die sich hier drängten, einfach zu viele Versteckmöglichkeiten für eine einzelne Frau.
    Plötzlich stieß Eberhard einen Ruf aus. »Da drüben steht der gestohlene Gaul! Sie muss also hier sein.«
    Froh, sein Versagen wenigstens zum Teil wettgemacht zu haben, stieg er ab und ging zu dem Pferd. Auf der Satteldecke war deutlich das Abzeichen Hettenheims, der schwarze Stier, zu sehen. Als er die Hand unter den Sattel schob, war das Fell des Tiers klitschnass.
    »Der Zossen steht noch nicht lange hier«, erklärte er zufrieden. »Wäre die Frau mit einem anderen Pferd aus dem Lagertor gekommen, hätten wir sie sehen müssen.«
    Er griff sich an den Kopfverband, den ihm einer seiner Kameraden angelegt hatte, und hoffte, die Verfolgte als Erster zu erwischen. Zwar durfte er dem Weib wegen des verrückten Inquisitors nicht viel antun, aber sie sollte ihm wenigstens für die Kopfschmerzen bezahlen, die er ihr verdankte.
    Auf einen Wink von Ruppertus eilte er zu den Huren, denen kaum etwas entging, das im Lager geschah. Ohne es zu ahnen, traf er auf die, mit denen Marie gesprochen hatte. »Wo ist die Frau, die dieses Pferd dort geritten hat?«
    »Welches Pferd meinst du?«
    Eberhard ballte die Faust und hielt sie der noch recht jungen Frau vor das Gesicht. »Von einer Hure lasse ich mich nicht verspotten. Hast du verstanden?«
    Nun lenkte Ruppertus sein Pferd zu der Gruppe und blickte mit verächtlicher Miene auf die Hübschlerinnen hinab. »Die heilige Inquisition sucht eine falsche Nonne, die nicht nur die Tracht des Herrn besudelt, sondern auch dieses Pferd dort gestohlen hat. Entweder ihr sagt jetzt, wo sie ist, oder ihr werdet als Feinde der heiligen Kirche verhaftet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt!«
    Schlichtes Landvolk hätte Ruppertus mit dieser Drohung erschrecken können, doch die Huren waren aus einem härteren Holz geschnitzt. Ihre Anführerin verschränkte die Arme vor der Brust und blickte mit einem gekonnt treuherzigen Blick zu ihm auf.
    »Wir haben keine Nonne gesehen, Euer Exzellenz, denn wir waren beschäftigt.«
    »Genau! Es gibt sehr viele Soldaten hier und nur wenige Marketenderinnen und Hübschlerinnen. Da muss sich jede von uns ordentlich ranhalten, damit die Männer

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