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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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der Verstand ihm sagte, dass er jederzeit auf feindliche Streifscharen treffen konnte, richtete er all seine Gedanken auf den Augenblick, in dem er Marie oder Michel finden würde. Gott, so hoffte er, würde ihm den rechten Weg weisen und ihn beschützen.

11.
    D er Abend kam, ohne dass Ruppertus’ Männer die geringste Spur von Marie entdeckt hatten. Auch das Verhör der Wachtposten hatte nichts erbracht. Einige wollten gesehen haben, wie eine Nonne ins Lager eingeritten war, andere wiederum nicht. Niemand konnte sagen, ob sie sich noch im Lager befand, denn bei mehreren tausend Soldaten und einer nicht gerade geringen Zahl an Knechten, Marketenderinnen, Huren und anderem Volk, das sich dem Heer angeschlossen hatte, war es kaum möglich, sich einen Überblick zu verschaffen.
    Ruppertus’ Wahn, Marie zu finden, erhielt durch diese Widerstände noch mehr Nahrung, und er trat mit einer Arroganz auf, als wäre er der Papst persönlich. Selbst als Adalbert von Sachsen empört protestierte, weil auch sein Zelt durchsucht werden sollte, kanzelte er den Herzog vor allen Leuten ab.
    »Ich stehe hier für die heilige Inquisition und für die Reinheit des Glaubens. Jeder, der sich mir in den Weg stellt, ist ein Feind Christi und damit ein Ketzer, der die härteste Strafe verdient.«
    An diesen Worten hatte der Sachse zu kauen. Er erinnerte sich allzu gut, dass sogar Sigismund in Nürnberg vor diesem Mann eingeknickt war. Aus diesem Grund hielt der Herzog es für besser, sich den Inquisitor nicht zum Feind zu machen, und gab Befehl, dessen Männer bei ihrer Suche zu unterstützen.
    Ruppertus registrierte es mit zufriedener Miene. Seine Macht im Reich war im Wachsen begriffen, und schon bald würde er in der Lage sein, Könige nach seinem Willen ein- und wieder abzusetzen. Doch dafür brauchte er Marie. Sie war der einzige Mensch, der sich bisher als stärker als er selbst erwiesen hatte. Nur dann, wenn er sie sich unterwerfen konnte und sie ihm den Sohn schenkte, den er sich ersehnte, würde er die Niederlage, die sie ihm beigebracht hatte, verwinden können. In seinen Nächten träumte er von dem Feuer, das ihn damals in Konstanz fast verzehrt hätte. Seine Wunden waren längst verheilt, und ein Wundermittel aus dem Orient nahm ihm die Schmerzen, die ihn immer noch quälten. Doch das Feuer, das seitdem in seinem Herzen brannte, konnte nur Marie löschen.
    »Sucht sie, bis Ihr sie gefunden habt!«, brüllte er Hettenheim an, als dieser zu ihm kam und meldete, dass die Suche ergebnislos verlaufen sei.
    »Verzeiht, Euer Exzellenz, aber wir haben das gesamte Lager durchkämmt. Sie ist nicht hier!«, widersprach der Graf, der von seinen Standesgenossen bereits als Pfaffenbüttel beschimpft worden war.
    »Dann durchsucht das Lager noch einmal. Sie muss hier sein!«, kreischte Ruppertus wuterfüllt auf.
    Er ist kein Inquisitor, sondern ein Dämon!, durchfuhr es Hettenheim. Sicher ist er vom Höllenfürsten persönlich geschickt worden, um mich mit falschen Versprechungen zu ködern, ihm und seinem Herrn zu dienen.
    Doch es war zu spät für ihn, sich von Janus Suppertur zu trennen. Wenn der schwarze Mönch einige seiner Äußerungen verdreht an Sigismund weitergab, würde er als Hochverräter gelten, der seinem Vetter nach dem Thron und dem Leben trachtete. Der Inquisitor würde sich mit ein paar Worten herausreden und lächelnd zusehen, wie Sigismund ihn hinrichten ließ.
    Außer sich vor Wut, der Handlanger eines Mannes geworden zu sein, der vom Teufel besessen sein musste oder gar selbst eine Höllenkreatur war, drehte Hettenheim sich zu Loosen und Haidhausen um, die es ebenso wie er leid waren, von Janus Suppertur wie Knechte behandelt zu werden.
    »Ihr habt Seine Exzellenz gehört. Durchsucht das Lager aufs Neue!«
    Loosen nickte seinem Freund Haidhausen vielsagend zu und deutete mit einer Geste an, dass er den Inquisitor für vollkommen verrückt hielt. Doch der Mann besaß die Macht, ihn und jeden anderen auf den Scheiterhaufen zu bringen, wenn ihm danach war. Daher blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Befehle des Inquisitors zu befolgen und zu hoffen, dass sie für den zu erwartenden Fehlschlag nicht zur Verantwortung gezogen wurden.

12.
    M arie und Nepomuk hatten sich in den Wagen des Gauklers zurückgezogen und warteten darauf, dass Hettenheims Männer die Durchsuchung des Lagers aufgaben und wieder verschwanden. Während sie angespannt auf die Geräusche im Lager lauschten, rätselte Marie, wer der schwarze Mönch

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