Die Rache Der Wanderhure
zufriedengestellt werden. Ich zum Beispiel war bis eben dort in dem Zelt Seiner Durchlaucht, Adalbert von Sachsen, dem Oberbefehlshaber der Truppen Seiner Königlichen Hoheit Sigismund. Wenn Ihr mir nicht glaubt, könnt Ihr ihn ja fragen!«
Ruppertus warf einen Blick in die angegebene Richtung und nahm dort ein mit Flaggen verziertes Prunkzelt wahr. Vor dem Eingang standen hochgewachsene Männer als Wache. Jeder von ihnen trug eine Rüstung und hielt eine reichverzierte Hellebarde in der Hand.
Da es auch für Ruppertus erheblichen Ärger bedeutet hätte, sich mit Sigismunds Heerführer anzulegen, zog er sein Pferd herum und herrschte seine Begleiter an. »Durchsucht das Lager! Schaut in jedes Zelt und hinter jeden Busch. Findet die Frau! Aber bringt sie mir unversehrt! Wer sie verletzt oder Schlimmeres mit ihr macht, wird so enden wie jener Pfaffe und sein Stallmeister!«
Die Drohung schwang noch in der Luft, als Hettenheim und die anderen sich aufmachten, das Lager zu durchsuchen. Jedem von ihnen war klar, dass sie Marie finden mussten, wenn sie ihren Anführer zufriedenstellen wollten. Inzwischen hatten sie alle Angst vor dem Inquisitor. Wozu der Einäugige fähig war, hatte er ihnen bereits mehrfach bewiesen. Selbst Hettenheim bereute es inzwischen, sich mit dem Mann aus Rom eingelassen zu haben. Das Gold und die Juwelen der Reichskrone hatten zunächst verlockend geglänzt, aber nun musste er sich fragen, welchen Preis er Janus Suppertur für seinen Aufstieg am Ende würde zahlen müssen. Gleichzeitig begriff er immer weniger, weshalb dieser Mann so versessen darauf war, Marie von Hohenstein in seine Gewalt zu bringen. Zunehmend beschlich ihn das ungute Gefühl, es mit einem Wahnsinnigen zu tun zu haben.
Ein Ziel stand Hettenheim in dieser Stunde fest vor Augen: Sobald er König und Kaiser war, wollte er sich des Inquisitors entledigen. Andernfalls würde er den Rest seines Lebens von dessen Launen abhängig sein. Vorerst aber galt es, sich Janus Supperturs Gunst zu erhalten.
Daher schickte Hettenheim jeden seiner Männer los und suchte auch selbst wie ein gewöhnlicher Soldat nach der flüchtigen Frau.
Zusammen mit Eberhard ging er zum Lazarettzelt hinüber, nahm eine Fackel und trat ein. Die Beschwerde des Arztes ignorierte er dabei ebenso wie das Elend der Verwundeten. Mit einem Mal zupfte Eberhard ihn am Ärmel und leuchtete mit seiner Fackel eine düstere Ecke aus.
»Herr, dort hinten liegt der Mühldorfer Hannes!«
Hettenheim folgte dem Fingerzeig des Soldaten und sah seinen Unteroffizier starr auf einem Feldbett liegen. Der Mann war tot, daran gab es keinen Zweifel. Dieser Umstand kam ihm gelegen, denn Mühldorfer wäre immer ein Unsicherheitsfaktor geblieben. Anders als auf diesen hehren Tropf konnte er sich auf seine beiden anderen Mitverschwörer Loosen und Haidhausen verlassen. Die beiden würden schon aus eigenem Interesse schweigen.
Er wollte sich abwenden, als Eberhard, der sich nicht von dem Toten hatte ablenken lassen, etwas anderes entdeckte.
»Schaut, Herr! Dort sind die Zeltschnüre durchtrennt worden. Wenn sich da mal nicht jemand aus dem Staub gemacht hat!«
Der Unteroffizier freute sich über diese Entdeckung, weil er hoffte, nun wieder in der Gunst des Inquisitors zu steigen. Außerdem kam ihm Mühldorfers Tod gelegen, denn nun würde er in Hettenheims Aufgebot die Stelle des Sergeanten einnehmen. Mit diesem Gedanken zog er die Zeltleinwand hoch und schlüpfte darunter hindurch. Hettenheim folgte ihm auf dem Fuß.
Marie und Nepomuk hatten bereits zweimal Hettenheims Männern ausweichen müssen. Da sahen sie auf einmal Eberhard und den Grafen selbst hinter sich auftauchen. Mit einer verärgerten Geste schob der Zwerg Marie zwischen zwei eng stehende Zelte.
»Du musst ja einiges ausgefressen haben, sonst würden diese Kerle nicht so eifrig nach dir suchen. Und jetzt wird deine verdammte Kutte uns verraten.«
Kurzentschlossen streifte Marie die Nonnentracht und das Unterhemd ab und stand nackt vor ihm. »Los, lass deine Hosen herunter«, sagte sie, während sie sich bückte und das verräterische Gewand in einem der beiden Zelte versteckte.
»Ich verstehe nicht …«, sagte der Gaukler.
Da griff Marie auch schon zu und löste ihm den Hosenriemen. Anschließend wies sie auf eine Wassertonne, die ihnen einen gewissen Sichtschutz versprach.
»Leg dich dort drüben auf den Rücken und dann …« Sie ließ den Rest des Gedachten ungesagt und setzte sich, als er lag, auf ihn und
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