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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sein mochte und weshalb er sie verfolgte. Sie hatte ihre Vergangenheit immer wieder durchkämmt, seit sie sich ihres Verfolgers bewusst geworden war, aber sie fand keine Antwort auf diese Frage. Daher schob sie die quälenden Gedanken beiseite und berichtete Nepomuk, weshalb sie nach Böhmen gekommen war.
    »Ich habe deinen Michel hier im Lager kennengelernt«, erklärte der Zwerg nach einer Weile. »Er war ein tapferer Mann und bei den gemeinen Soldaten beliebt, weil er nachdachte, bevor er sich freiwillig auf ein Scharmützel mit den Hussiten einließ. Andere Edelleute hetzen ihre Leute in unsinnige Kämpfe und brüsten sich, ein Dutzend Feinde erschlagen zu haben, obwohl die eigenen Verluste weitaus höher sind.«
    Die Anerkennung, die in Nepomuks Worten mitschwang, tat Marie gut, verstärkte aber gleichzeitig das nagende Gefühl des Verlusts. Sie musste Michel wiederfinden, sonst hatte ihr Leben keinen Sinn mehr.
    »Was machen meine Verfolger?«, fragte sie den Gaukler.
    Dieser hob kurz die Plane, die seinen Wagen bedeckte, und steckte den Kopf hinaus. »Wie es aussieht, haben sie aufgegeben. Hoffentlich ziehen die Kerle sich endlich in die Unterkünfte zurück oder verlassen das Lager, damit wir endlich aufbrechen können.«
    »Das gebe Gott!« Nun spähte auch Marie durch einen Spalt der Wagenplane und sah, wie Hettenheim und zwei seiner Gefolgsleute zum Feldherrenzelt gingen, vermutlich, um dort mit dem schwarzen Mönch zu reden. Obwohl die Kerle sie bislang nicht entdeckt hatten, war die Unruhe nicht von ihr gewichen. Zwar hatte sie von Mühldorfer erfahren, dass Michel von eigenen Leuten angegriffen worden war und nicht von Hussiten oder Sokolnys Kriegern, doch er hatte ihr nicht mehr sagen können, wer die Schuldigen waren. Allein in diesem Lager hielten sich mehr als hundert Edelleute auf, und von denen hatten gewiss die wenigsten Michels Tod gewünscht. Doch wer hatte versucht, ihn zu ermorden? Bevor diese Frage beantwortet war, wollte Marie das Feldlager nicht verlassen.
    »Da wir die Häscher des Inquisitors täuschen konnten, sollten wir versuchen, auch die anderen Ratten aus ihren Löchern zu locken«, sagte sie leise zu Nepomuk.
    Der Zwerg sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Wie meinst du das?«
    »Ich meine die Ratten, die meinen Michel umge… eh, hatten umbringen wollen.« Beinahe hätte Marie etwas Falsches gesagt, denn sie wollte nicht einmal den Verdacht aussprechen, Michel könne tot sein. Er lebte, das sagte ihr Herz mit jedem Schlag.
    »Er war mit einigen Leuten auf Patrouille«, fuhr sie fort, »und seine Begleiter müssen versucht haben, ihn zu ermorden! Mühldorfer war dabei, konnte mir aber nicht mehr berichten, um wen es sich handelte.«
    »Verstehe!«, antwortete Nepomuk. »Du glaubst, dass die Männer, die einen Anschlag auf deinen Mann geplant hatten, noch im Lager sind. Aber deine Verfolger sind es ebenfalls. Das solltest du nicht vergessen.«
    Der Gaukler hoffte, Marie mit dieser Mahnung von Dummheiten abhalten zu können, doch er unterschätzte ihren Willen, die Wahrheit zu erfahren.
    Sie sah ihn entschlossen an. »Ich werde mich verkleiden! Hast du etwas, mit dem ich meine Haare färben kann?«
    Nepomuk wollte schon verneinen, erinnerte sich dann aber daran, dass er in einer großen Kiste ein kleines Fläschchen verwahrte, das Marie helfen konnte. »Das macht deine Haare so schwarz wie Pech. Aber du darfst damit nicht in den Regen kommen, denn Wasser wäscht die Farbe wieder aus, und dir läuft die dunkle Brühe übers Gesicht.«
    »Es sieht nicht so aus, als wenn es heute regnen würde – und morgen sind wir nicht mehr hier.« Zuerst wollte Marie die Haare selbst färben, bat dann aber Nepomuk, es zu tun.
    »Ich weiß nicht, ob ich alle Strähnen erwische«, erklärte sie und beugte sich nach vorne, damit der Gaukler beginnen konnte.
    »Ich bin verrückt«, brummte Nepomuk, zog aber den Stöpsel aus der Flasche und träufelte die schwarze Flüssigkeit auf Maries Kopf. »Ich bin wirklich verrückt, mich auf so eine Sache einzulassen – und du bist es auch! Warum nimmst du dieses Risiko auf dich?«
    »Nur die, die dabei waren, können sagen, was sich abgespielt hat, und sie wissen auch, wo Michel zu finden ist.«
    »Und das werden sie ausgerechnet dir verraten!«, spottete Nepomuk, während er ihre Haare mit der Farbe tränkte. »Du spielst ein verdammt gefährliches Spiel, weißt du das?«
    Mit einer verzweifelten Geste setzte Marie sich auf und wies auf den Mond, der fast

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