Die Rache der Werwölfe!
langsam. „Seine tödlichen Instinkte lassen ihn immer töten! Das liegt in seiner Natur, das ist sein Wesen, seine Erziehung und seine Gene. Sein Vater, der mächtige Dastan, äh, na gut, das geht sie nichts an. Aber er hätte sie töten müssen. Er...“
Dann brach er kurz ab und schnupperte selbst. „Woher kommt dieser Geruch?“
„Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?“, sagte David mit zitternder Stimme.
Seine Augen betrachteten eine Sekunde lang prüfend das Gesicht von David, glitten dann hinab zu seinen Schuhen.
„Ah!“ Das Lächeln kehrte wieder in sein Gesicht zurück. „So ist das also.“
„Was?“, fragte David verwundert.
„Ziehen sie ihre Schuhe aus!“, sagte Rafael in scharfem Ton.
David hatte eine kurze Vision dessen, was sich in den nächsten fünf Sekunden ereignen würde: David Buchmann, der weltberühmte Theaterregisseur, der in Socken dastand, während dieser Höllenhund erneut die Treppe heruntersprang, um seine Kehle zu zerreißen!
Er hatte die Wahl zwischen diesem Unvermeidlichen und der Chance, dass der Butler mit der Pistole nicht ganz so gut umzugehen verstand, wie mit einem Messer.
„Wie sie meinen“, murmelte David, bückte sich, um die Schnürsenkel zu lösen.
Während er sich so duckte, machte er plötzlich einen gewaltigen Satz aus dem Stand, der ihn halbwegs zur gegenüberliegenden Treppe brachte. Mit einem zweiten, ebenso großen Sprung, war er unten angelangt. Er raste den gewundenen Gang entlang, hörte Rafael hinter sich herrennen. David erreichte die schwere Eichentür, hob den eisernen Riegel, öffnete die Tür und tauchte im tiefen Dunkel der anderen Seite unter.
Er hatte vergessen, dass der Tunnel unter dem Schlossgraben steil nach unten führte. Er verlor plötzlich den Boden unter den Füßen und schlitterte auf der Brust in eine stinkende Schleimpfütze. Als er sich mühsam wieder aufraffte, hörte er den Butler hinter sich. Dem hohlen Klang der Schritte nach, war er nicht allzu weit entfernt. Ein paar Tropfen kalten Wassers fielen von der Decke herab, direkt in sein Gesicht. Er schrie erschrocken auf, bevor ihm klar wurde, was es war.
Im nächsten Augenblick knallte die Pistole und es klang in dem beengten Raum wie der Untergang der Welt.
Die Kugel fuhr irgendwo in die Decke über seinen Kopf, prallte an den Steinwänden ab, was wie ein wahnsinnig gewordener Bienenschwarm klang. Mehr der Ermutigung bedurfte es für David nicht, um weiterzurennen.
Fledermäuse erhoben sich, verwirrt flatternd, als er den Fuß der Turmruine erreichte. Dann stieg er die Wendeltreppe empor, vier Stufen auf einmal nehmend, bis zur Spitze des Turms, wobei seine stapfenden Füße auf den Stufen eine deutlich hörbare Lärmspur für Rafael bildeten.
Als er oben angelangt war, blieb er einen Augenblick lang stehen um Atem zu holen, hörte auf etwa halber Höhe der Treppe den stetigen Schritt des Butlers.
Es klang nicht, als beeile er sich sonderlich, denn er schien zu wissen, dass es oben auf der Spitze keinen Ausweg gab. Das Mondlicht war nach wie vor von glänzender Klarheit, als David die Plattform erreichte.
Er blieb stehen um zu überlegen, was er als nächstes tun sollte. Sein Selbsterhaltungstrieb bewog sein Gehirn plötzlich wieder zu funktionieren. Der Butler glaubte, er kann nirgendwohin fliehen. Aber es gab noch eine weitere Möglichkeit, erkannte David.
Zurück durch den geheimen Eingang, hinunter über die, in der Mauer verborgene Wendeltreppe hinter der Bronzestatue und wieder zurück in den Keller.
David ging weiter, verzweifelt an der glatten Steinwand nach dem verräterischen Schatten suchend, der dort eigentlich nichts zu suchen hatte. Die Schwierigkeit lag nur darin, dass ihm, wenn er zu schnell voranging, der Schatten entgehen konnte. Wenn er aber zu langsam war, ein prachtvolles Ziel für den grinsenden Totenschädel mit Pistole wurde.
Dann hörte er seine Füße scharren, als er durch den offenen Torbogen auf die Plattform heraustrat.
David erstarrte, bis er hörte, wie er die ihm entgegengesetzte Richtung des Rundgangs um die Turmspitze einschlug.
Wenn ich nicht bald diesen Schattenfleck finde, dachte David trübe, so würde ich ihm bald Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.
Etwas fünf Sekunden später entdeckte er die Vertiefung. Er war so begierig, dorthin zu gelangen, dass sein Fuß an der Mauer kratzte und ein Geräusch verursachte. Irgendwo auf der anderen Seite des Rundgangs hörte er die Schritte des Butlers schneller werden.
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