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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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befanden. Sie führten zehn kleine, gepanzerte Wagen mit sich, und in jedem befand sich eine neuerliche Imitation des Diamanten, die sie mit nach Paland brachten.
Es war Tungdils Idee gewesen, die Anzahl der Steine zu erhöhen und damit den Dieben, gleich ob es nun Untergründige, Orks mit rosafarbenen Augen, Monstren oder Unauslöschliche waren, ihr Vorhaben zu erschweren. Weitere Nachahmungen wurden bereits von den Vierten hergestellt.
»Du hast vergessen, dass ein Blick von ihnen ausreicht, um einen ausgewachsenen Mann zu töten. Und sie Feuer spucken«, seufzte Tungdil. Solches Gerede hörten sie allenthalben. Spätestens die Nachricht von der Rückkehr eines Unauslöschlichen, einem der Herrscher und Mächtigsten der Albae, hatte tiefe Angst mit sich gebracht. »Ich kann die Sorge der Menschen verstehen« sagte er. »Wenn ein Unauslöschlicher die Macht des Sterns der Prüfung überstanden hat, käme ich aus der Sicht der Menschen auf den Gedanken, dass es auch anderen gelungen sein könnte.«
»Das war Gerücht Nummer dreiundsiebzig«, meinte Goda ungerührt. »Ein Heer rottet sich in Toboribor zusammen, um von dort aus Raubzüge zu führen.«
Ingrimmsch staunte sie an. »Du zählst nicht wirklich mit?«
Sie grinste. »Sicher. Ich finde es aufschlussreich, wie schnell eine Hand voll Feinde unüberwindbar wird. Die Scheusale wurden von Dorf zu Dorf immer größer, schrecklicher und schier unbesiegbar. Wir haben das Wesen im Stollen zwar nicht besiegt, aber es wäre uns fast gelungen.«
Tungdil schaute über die Schulter nach dem Tross. Alles war in Ordnung.
»Übrigens, in der letzten Stadt gab es erste Gerüchte, dass sich ein mächtiges Artefakt in Paland befinde.« Goda blickte zu Tungdil. »Die Leute bemerken, dass sich in dieser alten Festung Soldaten aus allen Königreichen versammeln«.
»Nur keine Zwerge«, brummelte Ingrimmsch.
Tungdil wusste, dass dieser offensichtliche Umstand das Gerede über Streitigkeiten zwischen den Zwergen und Elben, Zwergen und Menschen, dem Zwergengroßkönig und den Königen der Menschen schürte... »Habt ihr Gerücht Nummer vierundsiebzig vernommen?« Goda liebte es, ihren Meister mit den Neuigkeiten zu ärgern. »Die Scheusale können die Unschuld von Jungfrauen mit einem einzigen Wort rauben.« »Wenn ich diesen Unsinn noch länger hören muss, stopfe ich mir Wachspfropfen in die Ohren«, meinte Boindil griesgrämig. »Man könnte meinen, die Leute freuen sich über das Schlechte mehr als über das Gute.« »Da hast du nicht ganz Unrecht«, nickte Goda. »Es liegt in der Natur der Menschen, mehr das Schlechte von etwas zu sehen, anstatt das Schöne daran zu loben.«
»Es sind nicht alle so«, schwächte Tungdil den Vorwurf ab, wohl wissend, dass die Zwergin damit zu einem Großteil die Wahrheit sprach. Das fand er erschreckend, wenn er bedachte, dass sie erst seit einigen Umläufen mehr Zeit mit den Menschen verbrachte.
»Wir können ihnen die Wahrheit kaum sagen, oder? Wir haben Glück, dass niemand von den einfachen Menschen ahnt, was die Scheusale beabsichtigen. Das Geheimnis um die mächtigen Diamanten bleibt derzeit gewahrt.««
»Da hast du auch wieder Recht.« Boindil rutschte aus dem Sattel und zog es vor, neben dem Pferdchen herzulaufen. Sein Hintern schmerzte zu sehr. »Ich werde mich niemals wirklich an diese Art zu reisen gewöhnen. Man mag schneller vorankommen, aber der Hintern wird so breit wie der des Ponys, auf dem man sitzt.«
Goda stieg ohne ein Wort zu sagen ebenfalls ab. Sie strengte sich sehr an, den Anweisungen Ingrimmschs zu folgen, und erbrachte körperliche Leistungen, über die Tungdil offen und Ingrimmsch heimlich staunte. Wenn sich Tungdil nicht sehr irrte, glaubte er, eine leise Veränderung im Verhalten seines Freundes gegenüber seiner Schülerin auszumachen: Er schaute sie öfter an als vorher, und zwar nicht mit den Augen eines Meisters, der den Lehrling beobachtet, sondern mit den Augen eines Zwerges, der Zuneigung zu einer Zwergin empfindet. So auch in diesem Augenblick.
»Gefällt sie dir?«, meinte er verschmitzt lächelnd.
»Was?« Boindil zuckte ertappt zusammen und errötete tatsächlich ein wenig. Sofort wandte er den Kopf auf die Straße.
»Na, die Fortschritte, die sie macht?«, meinte Tungdil und kehrte die Frage ins Sachliche um. »Ja, gewiss«, antwortete Boindil erleichtert. Er blickte seinen Freund an. »Du hast es eigentlich anders gemeint.« Tungdil grinste nur und deutete auf das Wäldchen, das zur ihrer Linken

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