Die Rache der Zwerge
wir«, hielt Sirka dagegen. »Du hast Orkblut in dir. Ich wette, dass die meisten dich und deinesgleichen als Gefahr betrachten«, grummelte er und stützte die Hände auf den Kopf des Krähenschnabels. Seit er von der Herkunft wusste, hatte sich sein Verhalten gegenüber den Fremden verändert. Er war abweisender, verächtlicher geworden. »Ubar formte uns aus flüssigem Bergesblut, in uns glüht die Kraft der Gebirge.« Sirka hatte die ewigen Gängeleien satt. Sie stand auf und kam auf Ingrimmsch zu, ihre Augen sprühten Funken und loderten vor Wut. »Ubar erschuf die Ubariu aus dem gleichen Blut, machte sie größer und stärker und gab ihnen wie uns den Hass auf die Kreaturen des Bösen. Das verbindet uns und die Ubariu, Zwerg. Und sie haben ihre Heimat und ihre Bewohner niemals verraten.« Sie deutete mit ihrer Waffe auf Goda. »Schau neben dich. Da steht eine Dritte. Kann sie das auch behaupten? Wer von uns beiden ist vertrauenswürdiger?«
»Du stehst weit unter meiner Schülerin, Untergründige.« Der Zwilling ließ sich zwar von ihrem Aufbrausen nicht beeindrucken, aber den Angriff auf Goda konnte er nicht auf sich beruhen lassen. »Hüte deine Zunge.« Nun war es an Tungdil, in den Streit einzugreifen, da es gegen Sirka ging. »Ganz Unrecht hat sie nicht, Ingrimmsch. Goda könnte ebenso gut eine Verräterin sein. Du weißt nichts über sie, außer, dass sie Dinge behauptet. Hat sie dir einen Beweis für ihre Herkunft und ihre Geschichte geliefert? Kann dir einer von den Dritten sagen, dass es so war, wie sie es schilderte? Du weißt, wie raffiniert Myr vorgegangen ist. Und ich sehe es nicht gerne, dass du sie zu einem Treffen bringst, bei dem geheime Dinge gesagt werden.«
Ingrimmsch schaute ihn verwundert an. Mit dem Angriff seines Freundes hatte er nicht gerechnet. Goda tat einen Schritt nach vorn. »Ich lasse mich nicht beleidigen, Untergründige.«
Sirka lächelte sie an. »Ich habe keine Lügen über deinen Stamm verbreitet. Nicht alle haben den guten Ruf von Tungdil Goldhand oder Sanda Feuermut. Wir sind auf dem Weg, zwei von diesen Dritten mit dem schlechten Ruf zur Strecke zu bringen. Dritte, Goda. Keine Untergründigen. Wir wollen dem Geborgenen Land nichts Schlechtes. Hätten wir das beabsichtigt, wären wir anders vorgegangen und hätten die Leben der Zwerge bei unserer Suche nach dem Stein nicht geschont.«
Rodario schob sich zwischen die streitenden Parteien und hielt den Teller mit dem Kuchen hin. »Vielleicht sollten wir uns alle beruhigen und uns entsinnen, wer unser wirklicher Feind ist, bevor ihr euch an die Gurgel geht. Kostet den Kuchen, er ist vorzüglich.«
Goda setzte sich und stützte ihre Hand in der gleichen Weise auf den Nachtstern, wie es Ingrimmsch mit dem Krähenschnabel tat; Sirka umrundete den Tisch und starrte auf die Karte. Niemand nahm sich von dem Kuchen. »Esse ich ihn eben selbst«, nuschelte Rodario und stellte sich wieder ans Fenster, um nach der jungen Bäuerin Ausschau zu halten.
»Rodario hat Recht.« Tungdil sah zu Boindil und seiner Schülerin, aber eine Entschuldigung kam ihm einfach nicht über die Lippen. Stattdessen hob er den Brief. »Gandogar schreibt, dass bei den Zweiten eine Maschine aufgehalten und zerstört wurde, die Zwerge durch ihre Ausdünstungen tötete. Im Inneren fanden sie viele kleine Behältnisse aus Stein, in denen Substanzen waren, die sich über Glasröhrchen miteinander vermischten. Die daraus entstehenden Gase töteten dreizehn Zwerge, bevor die Maschine in einen alten Schacht gestürzt und mit Erde begraben wurde. Sie vermuten, dass eine ähnliche Maschine schuld an den vergifteten Brunnen der Ersten ist.«
»So viel dazu, dass die Elben die Schuldigen seien«, sagte Goda zu Sirka, die nur abwinkte. Ingrimmsch betrachtete Furgas, der die Hände vor das Gesicht geschlagen hatte und stumm weinte. Wieder war eine seiner Erfindungen dazu benutzt worden, um Tod und Vernichtung zu bringen.
Sie ahnten, dass es viel schlimmer hätte kommen können. Ein solch giftiges Gas in einem belebten Teil des Blauen Gebirges, und die Zahl der Opfer wäre in die Hunderte gegangen, wie Furgas vermutet hatte. »Wir müssen die Insel schnell finden und einnehmen«, sagte er dumpf und ließ die Hände sinken. Dann wischte er sich die Tränen von den Wangen und fuhr sich durch die Haare. »Die Scheusale werden ihre magischen Kräfte bald wieder an der Quelle aufladen müssen. Dazu brauchen sie die Insel. Das wird bald sein. Es darf nicht noch mehr Opfer
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