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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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im Maul eines eisernen Drachen. Von oben erkannte er den Rücken der Maschine, der ebenso stark gepanzert aussah wie die Vorderseite. Die Zwerge drangen mutig auf die Maschine ein, doch sie walzte vorwärts, über die Verletzten und Leichen hinweg.
Er sah, wie die Stange unter das Zahnrad rutschte und zusammengepresst wurde. Das Förderwerk gab dem Gewicht des Korbes nach, weil es keinen Gegenballast besaß, und er rauschte den Schacht hinab. Schneller und immer schneller drehten sich die Winden, Zahnkränze und Räder, klirrend wickelten sich die Ketten ab. Dennoch war Ingbars Plan gescheitert: Die Maschine hatte den Korb längst verlassen. Der Greifer schüttelte ihn noch einmal, ein heißer Schmerz raste durch seine Schulter, dann wurde er achtlos davongeschleudert.
Die Maschine hatte gut gezielt. Ingbar flog geradewegs zwischen die schnurrenden Winden, prallte von einer laufenden Kette ab und landete unter einem gewaltigen Zahnrad, das ihn mitsamt dem Kettenhemd zermalmte.

Das Geborgene Land, Königreich Gauragar, Porista 6241. Sonnenzyklus, Frühsommer.
    Prinz Mallen saß in seinem Zimmer im obersten Stock des Hauses, das man ihm und seinen Begleitern als Unterkunft zugedacht hatte. Durch das Fenster beobachtete er, wie sich die Kräne an der Baustelle des neuen Palastes unentwegt drehten, hievten, hoben und abluden. Ohne Unterbrechung rollten die Wagen mit den Steinen durch die Straßen, das Heer der Tagelöhner wuchs von Umlauf zu Umlauf. Der Wind trug Mallen die Geräusche des Neuanfangs zu: Klappern, Rattern, Sägen, Hämmern und Gesang, zwischendurch laute Rufe der Arbeiter. König Bruron verschwendete keine Zeit. Der freie Platz inmitten von Porista sollte bald wieder von einem prächtigen Bauwerk ausgefüllt sein, das die Opulenz von Nudins Anwesen übertraf. Fünf Türme und drei treppenförmig angeordnete Schlösser, die durch kleinere Quergebäude miteinander verbunden wurden, waren vorgesehen. Fünf Zyklen hatten die Baumeister veranschlagt, und der Grundstein lag bereits. Mallen erhob sich und sah die Mastspitzen des riesigen Zeltes aus weißem Segeltuch, das sich im Zentrum der leeren Fläche erhob und in dem sich die Königinnen und Könige an diesem Nachmittag trafen. Bruron wollte, dass sich die Mächtigen dort versammelten, wo einst die größte Macht des Geborgenen Landes ihren Ursprung gehabt hatte. Anstelle der magischen Quelle gab es nun die Einheit der Herrschenden, das war das Zeichen an die Völker.
Mallen wählte einen leichten Mantel, den er über sein hellrotes Gewand warf, und schritt zur Tür hinaus. Die wartende Leibgarde gesellte sich zu ihm, und auf dem Rücken seines Pferdes ging es bald darauf durch die belebten Straßen der Stadt. Die Menschen hielten Abstand zu ihm. Man achtete die fremden Herrscher und sah es als große Ehre an, sie beherbergen zu dürfen.
Der Prinz schwieg und reagierte nicht auf die gelegentlichen Hochrufe. Er beschäftigte sich wie so oft mit dem Überfall in Güldengarb; ihm fehlte sein vertrauter Mitstreiter Alvaro, dessen Leichnam er genauestens untersucht hatte. Es war ein Schnitt durch den Hals gewesen, der dem Mann das Leben geraubt hatte, und der Schnitt war ihm nicht durch dieses furchtbare Wesen zugefügt worden. Das glaubte er fest. Seitdem wandte er Rejalin und keinem Elben mehr den Rücken zu. Die Sache mit der elbischen Rune hatte er in seinen Beschreibungen, die an die anderen Königinnen und Könige gegangen waren, bislang verschwiegen. Er wusste nicht, weshalb. Erst wollte er Liütasil unter vier Augen darauf ansprechen.
Sein Tross erreichte das Zelt. Knappen sprangen herbei, um die Pferde der hohen Gäste zu versorgen. Der Prinz betrat das Innere des luftigen Gebäudes, das mit Seidentüchern und bemalten Bändern verschönert worden war. Es musste Umläufe gedauert haben, die Einrichtung von der langen Tafel bis zu den schweren Stühlen und Schränken hierher zu schaffen und so aufzubauen, dass es trotz der Zeltumgebung gediegen aussah.
Außer ihm war nur ein Mann in dunkel gehaltener Kleidung anwesend. Die Froschaugen und das kurze schwarze Haar mit den lichten Stellen wiesen ihn als König Ortger von Urgon aus. Er ging zu ihm und schüttelte ihm die Hand. »Schön, Euch wieder zu sehen«, begrüßte er den jungen Herrscher.
»Das letzte Mal trafen wir uns bei meiner Dreizyklenfeier«, nickte Ortger und freute sich offenkundig, den blonden Ido zu sehen, zu dem er von Anfang an Vertrauen gefasst hatte. »Der Anlass, aus dem wir uns nun

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