Die Rache der Zwerge
begegnen, ist weitaus bedenklicher.«
»Ich habe schon gehört, dass Ihr ebenfalls Opfer eines dieser Monstren wurdet.« Mallen ließ die Hand los und setzte sich Ortger gegenüber. Diener brachten ihnen Wein und Wasser, um sich gleich darauf wieder diskret zurückzuziehen. »Ich möchte der Versammlung nicht vorgreifen, aber könnt Ihr mir beschreiben, was Euch heimsuchte?«
»Eine gänzlich andere Kreatur als die, die Ihr mir in Eurer Warnung beschrieben hattet«, seufzte der junge König und nahm sich einen Mutschluck Wein. »Ein Monstrum aus Tionium, schwarz wie die Bosheit und stark wie zehn Ochsen, dazu heimtückischer als ein Nest voller Nattern. Und darin saß ein Wesen und starrte uns hinter einer dicken Scheibe aus Glas hervor an.« Er nahm eine Zeichnung aus der Tasche, die neben ihm auf dem Boden stand. »Manche sagen, dass es Flügel aus Eisen besaß, andere sagen, es sei auf einer Flamme in den Himmel geritten und habe sich durch seine Magie in eine dunkle Wolke verwandelt. Hier, so sieht es aus.« König Nate, gekleidet in dunkelgrüne, mit stilisierten Ähren bestickte Gewänder, betrat das Zelt. »Meinen Gruß. Ihr seid schon bei der Arbeit?« Er deutete eine Verbeugung vor den Männern an und begab sich an Ortgers Seite, um das Bild betrachten zu können. »Nein, es hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Wesen, das mir den Diamanten und drei meiner Finger raubte«, meinte er nach einer eingehenden Musterung. Er wollte noch etwas sagen, brach jedoch ab, weil die restlichen Herrscherinnen und Herrscher der Menschenreiche eintraten. Die Begrüßung dauerte lange und raubte viel Zeit. Am liebsten hätte Mallen sie gebeten, die Plätze sofort einzunehmen, damit die Unterredung begann.
Seine Laune besserte sich nicht, als zwei in schlichte weiße Gewänder gekleidete Elben zu der Runde stießen und sich als Vilanoil und Tiwalün vorstellten. Sie reisten auf Geheiß ihres Fürsten aus Älandur nach Porista, um ihn zu entschuldigen und zu vertreten.
Das bot Mallen einen willkommenen Anlass für seinen Unmut. »Welchen Grund hat Liütasil fern zu bleiben?«, fragte er laut und kam dabei Bruron als eigentlichem Gastgeber zuvor. »Es ist nicht so, dass wir uns zum Spaß zusammenfinden, sondern aus einem sehr triftigen Grund, der die Anwesenheit des Fürsten der Elben durchaus gerechtfertigt hätte.«
Die Königinnen und Könige warfen ihm Blicke zu, die zwischen Verwunderung und Unmut lagen. Der scharfe Ton gegenüber den beiden Gesandten war in ihren Augen nicht gerechtfertigt.
Mallen unterstellte ihnen eigennützige Absichten. Aus seiner Sicht fürchteten sie, dass ihnen das in Aussicht gestellte Wissen der Elben wegen seiner Unfreundlichkeit verweigert wurde.
»Und wo sind die Zwerge?«, erwiderte König Nate und brach damit eine Lanze für die Elben. »Das kann ich erklären.« Bruron hob die Hand. »Großkönig Gandogar ließ mich wissen, dass sie selbst eine Versammlung ihrer Stämme einberufen haben und über verschiedene Vorkommnisse beraten, die in ihren Stollen vor sich gehen. Danach werden sie nach Porista kommen, wie er mir schrieb. Aber ein Gesandter der Zwerge sei auf dem Weg zu uns.«
»Aus einem ähnlichen Grund müsst Ihr auf meinen Herrn verzichten«, nahm Tiwalün die Rechtfertigung lächelnd auf. »Auch wir beraten derzeit über einige Vorkommnisse in Älandur.« Er verneigte sich nochmals, Vilanoil tat es ihm nach. »Ich entschuldige mich erneut deswegen.«
»Verzeiht Prinz Mallen«, bat Nate mit einem kurzen Seitenblick zu dem blonden Ido, »doch er hat bei dem Überfall in meiner Festung einen engen Vertrauten verloren. Es ist wohl noch die Trauer, die sein Gemüt bedrückt und ihn ungerecht werden lässt.«
»Sehr freundlich, dass Ihr für mich sprecht, doch das hat nichts mit Ungerechtigkeit zu tun, die Ihr mir unterstellt«, warf Mallen ein. »Sondern mit dem Stellenwert unserer Versammlung.«
»Und seit dem Überfall neigt er dazu, das Volk aus den Wäldern Älandurs mit dem gleichen Misstrauen zu behandeln wie sein Vertrauter, den er verlor«, fuhr Nate fort. »Ich verstehe«, sagte Tiwalün bedauernd und schaute zu Mallen. »Mein aufrichtiges Beileid, Prinz.« Ein Bote trat ein und reichte König Bruron ein Schriftstück, daraufhin deutete er zum Eingang. »Wie schön, dass Euch, Glaimbli Karfunkelaug aus dem Clan der Karfunkelaugs vom Stamm der Vierten, eine schnelle Reise vergönnt war«, begrüßte er den Zwerg, der dort stand. »Seid willkommen und nehmt an unserer Tafel
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